Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
Schritte und sah auf die dunkle Stadt hinaus.
    „Ich wollte nicht …“, hob er an und stand ebenfalls auf.
    Sie schwiegen beide. Jonathan holte tief Luft und versuchte zu ergründen, wann aus diesem Gespräch ein Streit geworden war. Inzwischen fühlte er sich wie in einer Falle. Nicht wegen Jess, und auch nicht wegen der Darklinge, die hinter ihr her waren, sondern wegen dem, was er gesagt hatte – weil er nicht wusste, was er sagen sollte, damit es besser wurde.
    Es war seltsam, Jessica nicht zu berühren, die Schwerelosigkeit nicht mit ihr zu teilen. Die Midnightluft fühlte sich kalt an, als ob sich der Abstand zwischen ihnen mit Eis gefüllt hätte. Wenn sie flogen, war alles so einfach. In den vergangenen vier Nächten hatten sie aufgehört, laut auszusprechen, wohin sie ihr nächster Sprung tragen würde. Mit den Händen verständigten sie sich viel besser als mit Worten.
    Und jetzt saßen sie hier oben fest – flogen nicht, redeten nicht, berührten sich nicht. Jonathan fühlte sich dabei, als ob die Daylightschwerkraft schon wieder da wäre und ihn zerquetschen würde. Er sah durch die rostigen Träger, die den Pegasus dreizehn Meter über dem Dach des Mobilgebäudes hielten, nach unten.
    „Jess?“
    Sie antwortete nicht.
    Er streckte den Arm aus. „Du solltest meine Hand halten. Hier oben ist es gefährlich.“
    „Es ist überall gefährlich. Für mich.“
    Die Angst in ihrer Stimme jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. Die blaue Zeit sollte wunderbar für sie sein, eine endlose Spielwiese, aber irgendetwas – Rex mit seiner Lehre, die Sperrstunde, die Darklinge – machte immer alles kaputt.
    „Jess“, sagte er. „Nimm doch nur meine …“ Er brach ab, als ihm etwas einfiel – ein möglicher Grund, warum sie böse auf ihn war. „Ich werde morgen da draußen sein. An der Schlangengrube. Das weißt du, oder?“
    Sie drehte sich um und sah ihn an, ihre grünen Augen wurden weicher. „Wirklich?“
    „Doch, na klar. Ich meine, ich kann euch den ganzen Spaß doch nicht allein überlassen.“
    Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
    „Und ich werde sogar tun, was Rex für richtig hält“, fügte er hinzu. „Das könnte eine der Gelegenheiten sein, bei der man die Bedienungsanleitung tatsächlich lesen sollte.“
    „Danke, Jonathan.“ Endlich nahm sie seine Hände wieder, und er spürte, wie sie die Schwerelosigkeit der Midnight wieder verband.
    Jonathan lächelte sie an. „Jess, ich würde nie zulassen …“
    Bevor er den Satz beenden konnte, hatte sie sich vorgebeugt und küsste ihn.
    Jonathan blinzelte überrascht, dann schloss er die Augen. Jessicas Körper an seinem fühlte sich warm an, selbst in der Sommernachtsluft der geheimen Stunde. Er legte seine Arme um sie und spürte, wie ihre Füße bei seiner Umarmung leicht vom Boden abhoben.
    Als sie sich voneinander lösten, strahlte er. „Mann. Ich glaube, wir haben dein Talent gefunden.“
    Sie lachte. „Es wurde langsam Zeit, Jonathan.“
    „Das wir uns küssen? Stimmt, ich wollte …“
    „Nein. Dass du gesagt hast, du würdest auch zur Schlangengrube kommen.“
    „Jess, natürlich komme ich mit. Ich lasse nicht zu, dass Rex dich umbringen lässt.“
    „Das hättest du mir gleich sagen sollen“, sagte sie.
    „Du hättest mich fragen sollen.“
    Sie stöhnte und zog ihn erneut viel zu fest an sich. „Du solltest dich nicht wie ein Idiot benehmen“, flüsterte sie.
    Jonathan runzelte die Stirn, etwas zu sagen, traute er sich nicht. Ohne sich von ihr zu lösen, öffnete er den Verschluss seiner Halskette.
    „Hier, nimm das für morgen Nacht.“
    „Deine Kette?“
    „Sie heißt Hilfeleistung: neununddreißig Kettenglieder. Ich brauche ungefähr zehn Minuten, bis ich von zu Hause zum Bottom geflogen bin. Du könntest sie brauchen, bis ich da bin.“
    Ihre Finger umschlossen die Metallglieder. „Dann hast du aber nichts, um dich zu schützen.“
    „Vielleicht gibt mir Dess etwas ab. Sie hat die ganze Woche lang Zeug gebastelt. Ich will jedenfalls, dass du die hier hast.“
    „Ich danke dir, Jonathan.“ Ein Strahlen erhellte Jessicas Gesicht. „Sag mal, hast du schon mal jemanden …“
    „Pah.“ Er sah, wie sie die Stirn runzelte. „Ich meine, doch.“
    „Ich wollte fragen“, sagte sie mit funkelnden Augen, „ob du schon mal jemanden in der geheimen Stunde geküsst hast?“
    Er wurde rot, dann schüttelte er den Kopf. „Bis jetzt nicht.“
    Jessicas Lächeln wurde breiter. „Dann hast du das hier

Weitere Kostenlose Bücher