Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
nächsten Morgen gegangen wäre.
    Also stellten sie sicher, dass er in diesen gastlichen Räumen verbleiben würde. Wiesel hing nackt und waagerecht in der Luft, mit schweren Ketten zu einem Bündel verschnürt. Seine Daumen steckten auf seinem Rücken in einem Daumenjoch, und er war mit einem Kettenknebel über Hals und Ferse fixiert. Wenn er zu sehr zuckte, schnürte er sich die Luft ab. Eine Lederkapuze verhinderte, dass er etwas sah. Über die ganze Packung hatten Fefre und Hartung noch einen großen Ledersack gezogen, diesen auch noch ordentlich verschnürt und dann an den Haken gehängt.
    Wenn Wiesel es schaffte, von hier zu entkommen, so meinte Sergeant Hartung, dann hatte er es sich verdient. Aber damit genau das nicht geschah, saß Fefre mit in der Zelle und sorgte dafür, dass Wiesel nicht aus purer Langeweile auf dumme Gedanken kam.
    »Bis sie morgen kommt, haben wir zwei noch viel Zeit, uns näher kennenzulernen.«
    »Hmmpfe!«
    »Hör auf zu fluchen, Wiesel, das gehört sich nicht!«
    Da Wiesel nicht erfreut schien und schon wieder nicht mehr pendelte, half Fefre nach.
    »Hhnnpf!«
    »Gib es einfach zu«, sagte Fefre. »Du magst mich doch auch!«
    »Hnnpghf!«, stöhnte Wiesel und pendelte noch etwas weiter.
    »Hey, Fefre!«, rief Hartung von draußen. »Lass den Kerl am Leben und hör auf mit dem Mist. Die Maestra braucht den Dreckskerl wahrscheinlich noch.«
    »Ay«, rief Fefre und schubste Wiesel noch mal mit der Hand. Ganz sanft.
    »Dann sage ich mal gute Nacht!«, meinte er mit einem breiten Grinsen und machte es sich auf der Pritsche bequem. Er sah zu dem Bündel hinüber. »Möchtest du, dass ich dir ein Nachtlied singe?«
    »Hngpf!«
    »Dachte ich es mir doch. Schlaf gut, Wiesel!«
     
     
    Irgendwie musste Fefre eingeschlafen sein. Er wachte auf, als er von der Pritsche fiel.
    Der Grund dazu saß nun selbst auf der Pritsche, trug seine, Fefres, Uniform und grinste ihn an. Wiesels Wange und das linke Auge waren geschwollen, aber das schien seine Laune wenig zu trüben.
    »Aber…«, meinte Fefre fassungslos. Mehr konnte er auch nicht tun, denn er war gefesselt.
    »Hast du ein Glück, dass ich nicht nachtragend bin«, sagte Wiesel.
    »Du kommst hier nicht weg!«, schwor Fefre. »Selbst wenn, wir kriegen dich!«
    »Ich will gar nicht weg. Ich bleibe ganz brav hier. Aber ich finde die Pritsche bequemer.«
    Fefre sah ungläubig von dem Dieb hoch zu dem Haken an der Decke und den Ketten und dem Sack, die darunter auf dem Boden lagen.
    Nicht alle Ketten lagen dort, eine fesselte ihn selbst. Wiesel beugte sich vor, schob Fefre den Knebel in den Mund und zog ihn fest.
    »Man sollte meinen, dass Seeschlangen bessere Knoten machen können«, meinte er. Er griff den Soldaten, wuchtete ihn mit überraschender Kraft hoch und hängte ihn an den Haken.
    »Zwei Dinge noch, Korporal Fefre«, meinte er dann freundlich. »Zum einen, ich habe der Frau nichts getan, ich habe sie gerettet! Ich bin also keiner dieser Dreckskerle.«
    Er schubste Fefre leicht an, sodass er in der Kette pendelte.
    »Das ist auch der Grund, warum ich nicht nachtragend bin. Ich an deiner Stelle hätte mich bei so einem Kerl nicht so zurückgehalten. Wenn mir so einer in die Finger kommt, würde er es nicht überleben. Soweit klar?«
    »Hnngf«, meinte Fefre.
    »Aber ich hoffe, du verstehst, dass ich es nicht einfach so durchgehen lassen kann, Korporal«, sagte Wiesel.
    »Hnng?«
    »Es ist eine Frage des Prinzips«, erklärte er. Er nahm Fefres Knüppel und schlug dem Korporal damit hart in den Magen.
    »Hmpfe!«, meinte Fefre dazu, die Ketten klirrten, und er pendelte ein wenig hin und her.
    »Siehst du«, sagte Wiesel. »Das habe ich doch schon die ganze Zeit gesagt.«
    Dann legte sich Wiesel auf die Pritsche und schloss die Augen.
    Er hoffte nur, dass sich Desina nicht zu viel Zeit ließ. Es könnte sonst schwierig werden, das alles den Seeschlangen zu erklären.

 
    38
     
     
     
    Santer gähnte, streckte sich, öffnete die Augen und blinzelte. Im Vergleich zu gestern oder der Koje an Bord eines Schiffs war das hier der reinste Luxus. Vor allem war das Bett groß genug.
    Der Adjutant der Prima der Eulen besaß eine eigene kleine, möblierte Zimmerflucht im Turm – mit Schlafzimmer, Arbeitsraum und sogar einem Bad mit einer großen Steinwanne, die im Boden eingelassen war. Das Klosett befand sich direkt daneben. Wenn er seine Räume verließ, stand er nach wenigen Schritten in der Küche. Entweder kochte er sich dort selbst einen

Weitere Kostenlose Bücher