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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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schmalen, verärgerten Linie zusammengezogen, und obwohl sie noch immer genau so still dastand wie zuvor, schien sie plötzlich geradezu bedrohlich anzuwachsen.
    »Ich kann das alles erklären«, vermeldete Wiesel, und das eine Auge, das nicht zugeschwollen war, blickte von ihr zu Santer und musterte den Stabsleutnant mit überraschendem Interesse.
    »Löst die Fesseln«, befahl die Maestra.
    Die beiden Soldaten sahen zu Rikin hinüber, die mit unbewegter Miene nickte.
    »Fefre, Hartung«, sagte Santer. Es war das erste Mal, dass er überhaupt sprach, seitdem sie das Quartier der Majorin betreten hatten. »Nehmt den Mann, bringt ihn zum Feldscher, damit der ihn sich mal ansieht, dann helft ihm, sich zu waschen und anzukleiden. Die Kiste dort enthält seine Besitztümer, nehmt sie mit. Achtet darauf, dass er nicht wieder… hinfällt.«
    Die beiden Soldaten schauten ihn überrascht an, auch die Majorin hob eine Augenbraue. Dann nickte sie erneut. »Tut, was der Stabsleutnant euch befohlen hat«, sagte sie.
    »Danke«, verkündete die Maestra, zu wem, blieb unklar. »Allerdings will ich seine Waffen hier auf dem Tisch sehen.«
    Während der Sergeant Wiesel stützte, trat Fefre an die Kiste heran, öffnete sie und entnahm ihr drei Dolche in ihren Scheiden, die er auf den Tisch der Majorin legte. Dann klemmte er sich die Kiste unter den Arm und salutierte, bevor er dem Sergeanten half, den Gefangenen wieder hinauszubringen. Wiesel hatte nichts weiter gesagt, nur sein Blick war ständig zwischen der Maestra, Santer und Rikin hin und her gesprungen.
    Die Majorin wartete, bis sich die Tür hinter dem Gefangenen geschlossen hatte, dann funkelte sie Desina an. »Darf ich fragen, was das bedeuten soll?«, fragte sie mit schneidender Stimme.
    Bei den Göttern, dachte Santer, so zornig hatte er sie schon lange nicht mehr erlebt. »Das ist unser Gefangener, und Ihr könnt nicht einfach…«
    »Bitte, Schwertmajor Rikin«, sagte die Maestra sanft. »Es ist ein Irrtum. Bitte glaubt mir einfach, wenn ich Euch sage, dass Wiesel der Reichsstadt gegenüber genauso loyal ist, wie Ihr es seid. Erst gestern Nacht erwies er der Stadt einen großen Dienst.«
    »Ihr meint, Wiesel ist…«, fragte die Schwertmajorin fassungslos und war damit nur einen Hauch schneller als Santer.
    »Ich sage, dass Wiesel loyal zur Reichsstadt ist«, wiederholte Desina mit einem Lächeln.
    Die Schwertmajorin seufzte. »Also gut, Maestra, er gehört Euch.«
    »Danke«, sagte Desina. Sie ging hinüber zu dem Tisch der Majorin und nahm Wiesels silbernen Dolch. Sie betrachtete ihn sorgfältig, strich mit dem Daumen über die Klinge, um ihre Schärfe zu prüfen, wog sie noch einen Moment nachdenklich in ihrer Hand und legte sie wieder hin. Rikin und Santer hatten sie dabei beobachtet und sahen sie beide fragend an.
    »Es ist nichts«, sagte Desina mit einem feinen Lächeln. »Das ist ein sehr ungewöhnlicher Dolch, ich habe ihn mir nur angesehen.« Sie wandte sich an die Schwertmajorin. »Eine andere Frage. Wisst Ihr schon etwas darüber, wie lange es dauern wird, das Schiff zu bergen?«
    »Auf jeden Fall war es reichlich ungeschickt, es mitten im Kanal zu versenken«, fügte Santer hinzu, der froh war, dass sich die Spannung zwischen den beiden Frauen etwas gelegt hatte.
    »Wir haben es nicht versenkt«, stellte die Majorin richtig. »Es wurde nur dreimal von einer Balliste getroffen, das hätte nicht gereicht, es zu versenken. Es ging von allein unter, denn es lag schon tief im Wasser, als es in den Kanal einlief.«
    Bevor sie weitersprechen konnte, klopfte es an der Tür. Santer öffnete, und Wiesel wurde hereingeführt, dann schloss Fefre die Tür von außen und Wiesel stand da und rieb sich die wunden Handgelenke. Er sah noch immer mitgenommen aus, aber deutlich besser als eben.
    »Danke«, meinte er. »Diese Ketten sind verdammt unbequem.« Er sah fast schon hilfesuchend die Maestra an und schien ein wenig irritiert davon, dass er den größten Teil ihres Gesichts nicht sehen konnte. Santer störte es nicht mehr, mittlerweile kannte er die Maestra gut genug, um sich ihr Gesicht und den Ausdruck in ihren Augen vorzustellen.
    »Setzt Euch«, sagte Desina formell und wies auf den Stuhl, auf dem sie vorhin gesessen hatte. »Ich hoffe, Ihr könnt Licht in die Angelegenheit bringen.«
    »Die Maestra hat mich darüber informiert, dass Ihr ein Agent des Reichs seid und nur Eure Pflicht getan habt«, teilte die Majorin Wiesel mit. »Ich bitte, Euren… Sturz zu

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