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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Kafje, oder er ging zum Frühstück hinüber in die Messe der Zitadelle.
    Fefre hatte recht, es hatte sich alles zum Besten gewendet. Viel besser ging es gar nicht.
    Der Winkel des Sonnenlichts, das durch die Spalten der Fensterläden fiel, sagte ihm, dass es noch früh am Morgen war. Dennoch, er hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen. Trotz des überraschenden Besuchs in der Nacht.
    Das war eine merkwürdige Sache gewesen. Santer hatte sich gerade bettfertig gemacht, als der Maestro durch die Tür kam. Wohlgemerkt, durch die geschlossene Tür. Es war ohne Zweifel ein Maestro, denn er trug die blaue Robe, die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, und das schlanke Schwert der Eulen prangte an seiner Seite. Der Mann war groß und hager, fast so groß wie Santer und mit breiten knochigen Schultern.
    Es war schwer zu sagen, wer überraschter war, Santer oder sein unerwarteter Besucher. Wie bei Desina konnte Santer auch bei diesem Mann spüren, wie er ihn durch den Stoff seiner Kapuze hindurch ansah.
    Das, was Santer vom Gesicht des Gastes sehen konnte, waren tiefe Falten, von Entbehrungen und Alter gezeichnet, dazu einen schmalen, fast schon grausam wirkenden Mund, der sich nun zu einem überraschten, verlegenen Lächeln formte.
    Der Maestro musterte Santer, der mit dem Schwert in der Hand in seinem Unterzeug neben dem Bett stand, verbeugte sich – und tat einen Schritt zurück durch die geschlossene Tür.
    Einen Moment später hatte Santer den Riegel zurückgezogen und die Tür aufgerissen. Nur die dunkle Halle lag vor ihm. Von dem Maestro gab es keine Spur. Santer ging kopfschüttelnd wieder ins Bett.
    Nun, nach dem Aufstehen, griff er sich seine Hose, zog sie an und wanderte in die Halle, hinüber zu dem Bild der Eule, das dort an der Wand hing. Er musterte es mit gefurchter Braue.
    Es war der gleiche Mann, daran gab es keinen Zweifel, nur dass der Maestro auf dem Bild nicht diese tiefen Falten besaß und der schmale Mund bei weitem nicht so grausam wirkte. Aber das war sein nächtlicher Besucher.
    »Guten Morgen, Santer«, tönte es fröhlich von der Treppe her. Dort stand Desina auf der untersten Stufe und lächelte ihn an. Sie war barfuß und trug wieder das einfache Kleid, das sie gestern Morgen getragen hatte, als er sie in der Silbernen Schlange beim Frühstück vorfand. Ihr langes rotes Haar, das ihr bis zur Hüfte ging, war wirr und verwuschelt, und sie wirkte noch etwas verschlafen. Sie rieb einen Fuß an dem anderen und lächelte verlegen, als sie seinen Blick bemerkte.
    »Seht mich nicht so an, Santer. Ich sagte es schon, ich bin kein Nachtisch!«
    Santer lächelte zurück. »Ich weiß.« Er wies mit dem Daumen auf das Bild hinter sich. »Sagt, wer ist dieser Kerl?«
    »Der Kerl war der letzte Primus der Eulen. Einer der besten Maestros, die es jemals gab. Viele meinen, er sei kaum weniger machtvoll gewesen als der Ewige Herrscher selbst. Sein Name war Balthasar.«
    Santer mustere das Bild erneut. »Ich nehme an, das Bild ist älter?«
    »Schon. Nicht ganz siebenhundert Jahre.«
    Santer legte den Kopf zur Seite. »Also kann man davon ausgehen, dass er nicht einfach so hier zur Tür hereinkommt?«
    Die Maestra lachte. »Was ist denn mit Euch los, Santer? Ihr habt seltsame Ideen!«
    »Vor dem Frühstück bin ich immer seltsam.« Er gönnte dem Bild einen letzten Blick. »Mögt Ihr Pfannkuchen?«
    »Dafür bin ich bereit, jemanden umzubringen«, verkündete sie. »Sagt bloß, Ihr könnt kochen?«
    »Nein. Ich kann Wasser erwärmen und Pfannkuchen machen. Das ist es. Aber mehr brauche ich ja auch nicht.«
    »Ihr könnt Euch vorher noch ankleiden«, teilte ihm die Maestra milde mit.
    Santer sah an sich herab und stellte fest, dass er nur die Hose seiner Uniform trug. »Sicher«, meinte er hastig und floh in sein Zimmer.
    Noch während er sich ankleidete, hörte er die Glocke vor dem Turm läuten. Er griff seinen ledernen Brustpanzer und legte ihn an; wieder war es diese störrische Lederschnalle, die ihm Schwierigkeiten machte. Er fluchte leise, atmete aus und zog den Bauch ein. Diesmal gelang es ihm, den Riemen durch die Schnalle zu ziehen und das letzte Loch zu finden. Er warf sich seinen Umhang über, griff sein Schwert und eilte hinaus.
    In der Halle traf er die Maestra, die gerade die Treppe hoch eilen wollte. »Keine Zeit für das Frühstück«, teilte sie ihm mit. »Wir müssen hinunter zum Hafen, bevor noch ein Unglück geschieht. Ich kleide mich nur rasch um.«
    »Was ist denn los?«, fragte

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