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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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den Göttern, was sind das bloß für Wesen, und wo kommen sie her?«
    Darauf wusste Rikin auch keine Antwort.
    Remark erschien mit einem Pferd, das scheute, als es das Blut roch. Der Admiral sah zu dem Tier hoch und dann zu Rikin.
    »Das Biest hat recht«, bemerkte er grimmig und fing an, sich der Reste seines blutigen und zerfetzten Brustpanzers zu entledigen. »Wenn ich so durch den Hafen reite, geraten die Leute noch in Panik. Ich darf mir Stabsleutnant Remark noch mal ausleihen, Rikin?«
    Die Majorin nickte. Allerdings befürchtete sie, dass die Panik wohl kaum mehr zu vermeiden war.
    »Helft dem Admiral, Stabsleutnant«, befahl sie. »Und besorgt ihm eine neue Uniform.«
    »Ay!«, antwortete Remark und half dem Admiral mit den Schnallen seines blutigen Brustpanzers.
    Sie sah etwas im Wasser, die Strömung hatte einen Körper in lindgrüner Uniform durch das Seetor in den Hafen getrieben.
    »Lanzenkorporal«, rief sie hinunter zu dem Jagdboot. »Macht das Boot klar und bergt den Mann!«, befahl sie. »Die Götter mit Euch«, sagte sie zum Admiral gewandt und salutierte.
    »Die werden wir auch brauchen«, antwortete er, schaute auf den Hafen, wo der Tote trieb, erwiderte den Salut und ging langsam in Richtung der Hafenwacht davon, eine Hand an die Seite gepresst. Ganz so ungeschoren wie er tat, war er wohl doch nicht davongekommen.
    »Gebt her«, sagte Rikin und streckte die Hand aus. Remark reichte ihr die Zügel des noch immer scheuenden Pferds und eilte dem Admiral nach.
    »Ist schon gut, Brauner«, sagte die Schwertmajorin zu dem Tier, das sich langsam wieder beruhigte und gegen ihre Hand schnaubte. Sie sah grimmig zu, wie zwei Seeschlangen den Toten über die niedrige Bordwand hoben. »Ist schon gut.«

 
    42
     
     
     
    Zum ersten Mal seit Jahren war das schwere Tor von Istvans Gebrochener Klinge geschlossen, und auf dem Wehrgang des alten Garnisonsgebäudes standen zwei Knechte mit Armbrüsten. Jemanden mit einer Armbrust zu sehen, der nicht die Rüstung einer Seeschlange oder eines Bullen trug, bereitete Santer immer Bauchschmerzen. Die Bullen mit ihren schweren Rüstungen mochten das gelassen sehen, Santer in seinem Leder jedoch nicht. Der Besitz von Langbögen oder Armbrüsten war in Askir nicht verboten, sie zu spannen oder zu laden war es sehr wohl. Einer der Leute auf dem Wehrgang gab ein Zeichen nach unten, und noch bevor die Maestra und Santer das Tor erreicht hatten, wurde es schon für sie geöffnet.
    Santer warf einen Blick zurück zum Hafen. Wenn hier eine Echse aus dem Wasser kommen würde, hätte sie gut vierzig Schritte hinter sich zu bringen – mehr als genug Zeit, ihr einen Bolzen zu verpassen.
    Baugleich mit der Hafenwacht im Norden des Hafens, war Istvans Herberge einer der sichersten Orte hier, und ganz offensichtlich wussten seine Gäste das zu schätzen, denn selbst der Hof war gut gefüllt, sogar drei Handelswagen standen dort.
    Santer bemerkte, dass die Maestra nach ihrer Kapuze griff, einen Moment sah es aus, als wolle sie sie sich ins Gesicht ziehen, doch dann ließ sie es bleiben.
    Santer kannte Istvan schon seit Jahren, auch wenn er in letzter Zeit wenig Gelegenheit gehabt hatte, die Klinge zu besuchen. Eigentlich hätten sie ihre letzte Partie Shah, die sie vor zwei Jahren begonnen hatten, zu Ende führen müssen, aber heute schien Santer dafür nicht der rechte Zeitpunkt. So voll hatte er die Klinge noch nie erlebt, vor allem, wenn man bedachte, dass es noch vor der vierten Glocke war. Vor dem Mittag war es hier meist leerer, und die Knechte und die Mägde beschäftigten sich damit, den großen Gastraum zu säubern oder andere Arbeiten am Hof durchzuführen. Heute nicht. Es war proppevoll.
    Dennoch war es eigenartig ruhig, denn die meisten Gäste waren auf ihren Bänken zusammengesunken und schnarchten mehr oder weniger laut, nur einige Hartgesottene hielten sich an ihren Bierkrügen fest.
    Istvan begrüßte Santer nur mit einem neugierigen Blick, während er die Maestra umarmte. »Sina«, sagte er. »Das wurde aber auch langsam Zeit! Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    »Lass mich runter, du… du… großer Ochse!«, rief sie. »Ich bekomme schon wieder keine Luft.«
    »Du scheinst genug Luft zu haben, um dich zu beschweren«, entgegnete der Wirt, ließ sie los und fuhr ihr mit einer Hand liebevoll übers Haar. »Du bist ungekämmt«, stellte er dann fest. »Eine Frau sollte niemals…«
    »Istvan!«, rief sie empört, und viel hätte wohl nicht gefehlt und sie hätte

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