Die Eule von Askir
kurzen, knappen Worten erzählte er, was sich an Bord der Hildfas Wacht zugetragen hatte. »Diese Echsen sind zähe Biester, aber sie sind nicht halb so gefährlich, wie es einem zuerst erscheint. Sie haben uns überrascht, das wird nicht noch einmal geschehen. Sie sind schlecht oder gar nicht gerüstet, ihre Waffen sind aus Knochen und können gute Rüstung nicht durchschlagen. Sie sind schlechte Kletterer und nicht zielsicher, wenn sie einen ihrer Speere werfen.« Er sah zu Kelter hinüber. »Ich denke nicht, dass die Bullen Probleme mit diesen Echsen haben werden, solange sie sich von ihnen nicht ins Wasser ziehen lassen.«
»Glaubt mir, Admiral«, antwortete Kelter mit einem knappen Lächeln, »kein Bulle würde das zulassen.«
Es gab ein altes Sprichwort, dass Bullen ein Gewässer nicht durchschwammen, sondern auf dem Grund hindurchmarschierten. Zum Teil war etwas Wahres daran, sie übten es sogar, denn manchmal gab es keine andere Möglichkeit, um einen kleineren Fluss zu überqueren.
»Ich will hoffen, dass es so ist«, sagte der Kommandant. »Dennoch bleibt Folgendes: Wir werden angegriffen, und im Hafen herrscht Panik. Letzteres bereitet mir mehr Sorgen. Es herrscht dort ein heilloses Durcheinander, erst wollten die meisten Schiffe in See stechen, jetzt trauen sie sich nicht mehr aus dem Hafen. Wir müssen die Schiffe dort herausbekommen, sonst wird er bald hoffnungslos überfüllt sein.«
»Ich habe bereits Anweisung gegeben, die Ruderbänke der Galeeren mit Speeren zu ergänzen und die Bordwände mit Netzen zu erhöhen«, teilte Admiral Jilmar mit. »Sobald das geschehen ist, werden jeweils zwei Schwertschiffe die Händler auf hohe See eskortieren. Schwertschiffe, keine Galeeren. Die Ruder sind wie eine Einladung für diese Echsen.«
»Haben wir denn genug Schwertschiffe dafür?«, fragte der Kommandant, und Jilmar nickte. »Zur Not werden wir einige requirieren.«
Schwertschiffe waren kleinere Handelschiffe, die zwar nicht sehr große Laderäume besaßen, aber schnell und wendig waren, vor allem aber hochseetüchtig. Auch wenn sie gerudert werden konnten, waren sie keine Galeeren. Schwertschiffe waren weit verbreitet und bildeten abgesehen von den schweren Handelskoggen das Rückgrat des Seehandels der Reichsstadt.
»Was machen wir, wenn die Echsen aus dem Wasser kommen oder versuchen, die angelegten Schiffe zu versenken?«, fragte Kelter.
»Wir verstärken die Patrouillen im Hafen«, entschied der Kommandant. »Gemischte Patrouillen, Seeschlangen mit Armbrüsten und Bullen mit Hellebarden. Netze an den Seetreppen oder Rampen. Und die Leute sollen zehn Schritte Abstand vom Wasser halten.«
»Das tun sie ohnehin«, sagte der Admiral grimmig. »Näher trauen sie sich im Moment nicht heran. Auch die Lademannschaften wagen sich kaum mehr in die Nähe der Schiffe. Einige Besatzungen sind sogar von Bord geflohen.« Er wandte sich an Desina. »Kurz bevor Ihr kamt, Maestra, erhielten wir ein Signal vom Hafen. Die Seeschlangen haben die Echsen gefunden. In doppelter Hinsicht.«
Er berichtete kurz, was die Soldaten auf dem Schleppbagger beobachtet hatten.
»Wir erhalten Hilfe von den Seeungeheuern?«, fragte Kelter ungläubig.
»Es scheint so«, sagte Admiral Jilmar mit einem feinen Lächeln.
»Wichtiger scheint mir, dass die Echsen atmen müssen. Also brauchen sie Luft.« Der Kommandant sah nachdenklich auf die Karte vor ihnen auf dem Tisch herab. »Der alte Hafen also«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich hätte nicht gedacht, dass davon noch etwas steht.« Er bemerkte die fragenden Blicke der anderen. »Bevor der Ewige Herrscher Askir so erbauen ließ, wie wir es heute kennen, war es eine kleine Küstenstadt, in den Steilhang gebaut, der heute den größten Teil des Hafens ausmacht. Vor Jahrhunderten ist das Wasser gestiegen. Erst dann entstand der Hafen, so wie er heute ist.« Er lächelte. »Auch Askir wurde nicht an einem Tag erbaut. Es dauerte Jahrhunderte.«
»Wenn das Wasser langsam stieg und einige der Höhlen und Katakomben keine Verbindung zur Oberfläche haben, dann ist es gut möglich, dass sich in ihnen Luftblasen gebildet haben«, sagte die Maestra nachdenklich. »Ich frage mich zwei Dinge: Zum einen, woher wissen diese Echsen von diesen alten Gebäuden und Gemäuern? Zum anderen: Sind sie immun gegen die Taucherkrankheit?«
Kelter sah sie fragend an, doch es war der Admiral, der es erklärte. »Nehmt einen Becher, dreht ihn um und drückt ihn unter Wasser. Es wird sich eine
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