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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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befand er.
    »Weil ich den Botschafter nicht verstehe. Mit Verlaub, ihr Aldanen seid ein abergläubisches Volk, und auch der Botschafter ist bekannt dafür, dass er die Tempelriten immer genau einhält.«
    »Den Göttern zu dienen, ist kein Aberglaube«, antwortete der Baronet steif.
    »Das nicht, Baronet«, erklärte Santer. »Es ist nur ein Indiz dafür, wie sehr man sich von der Welt bedroht sieht, die man nicht sehen kann.«
    »Was er sagen will, Baronet«, unterbrach ihn die Maestra, »ist, dass der Botschafter eigentlich kein Mann ist, der eine Bedrohung durch den Namenlosen leichtfertig als ein Ränkespiel abtun würde.« Sie schlug ihre Kapuze zurück und trat näher an den Aldaner heran. »Er verspürt Angst, große Angst. Die Frage, die ich nicht stellen konnte, aber über die Ihr nachdenken solltet, Baronet, lautet: Warum ist das so? Wieso hat der Botschafter solche Angst?«
    »Vielleicht fürchtet er Euch, Maestra. Vielleicht sind es Eure Magien, die ihn mit Furcht und Schrecken erfüllen.«
    Sie sah ihn überrascht an und lachte amüsiert. »Habt Ihr ihm nicht zugehört? Ich bin eine Frau, gar ein Kind in seinen Augen! Er käme nicht einmal auf diesen Gedanken! Nein. Baronet von Freise, er hat Angst, das ist sicher, aber nicht vor mir. Findet besser heraus, wovor.« Sie neigte den Kopf. »Der Götter Schutz und Gnade für Euch und den Botschafter«, fügte sie leise hinzu, schlug ihre Kapuze wieder hoch und ging davon.
    Tarkan von Freise sah ihr nach und fragte sich, inwieweit sie mit ihren Worten recht hatte. Sollte der Botschafter solche Angst haben, dann hatte er es erstaunlich gut verbergen können. Nun, dachte er grimmig, das ließ sich ja herausfinden.

 
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    »Was haltet Ihr von dem Botschafter?«, fragte Santer, als sie wieder zur Zitadelle hinaufgingen.
    »Wie ich schon sagte, er lügt«, antwortete Desina. »Es bleibt nur die Frage zu beantworten, warum er es tut. Ich denke, er wird gezwungen.«
    »Hättet Ihr ihn dann nicht auf die Probe stellen müssen?«, fragte Santer. »Es könnte wichtig sein!«
    Sie blieb stehen und sah ihn direkt an. Hier unter den vielen Menschen trug sie die Kapuze nach hinten geschlagen.
    »Es ist mit Sicherheit wichtig«, sagte sie. »Santer, bevor mich Istvan aufnahm, war ich eine Diebin. Ich weiß, wie es ist, Angst zu haben, und ich weiß auch, dass ich niemandem etwas erzählt hätte, dem ich nicht vertrauen würde. Uns vertraut der Botschafter nicht. Aber von Freise vertraut er.«
    »Dem Baronet?«, fragte Santer erstaunt. »Es hörte sich nicht gerade so an, als stünden die beiden auf bestem Fuße.«
    »Das nicht. Aber er vertraut ihm«, sagte Desina lächelnd. »Außerdem habe ich deutlich die Entschlossenheit des Baronets gespürt, herauszufinden, was mit dem Botschafter nicht stimmt. Glaubt mir, Santer, er wird uns sobald wie möglich informieren.«
    »Ihr seid gewitzt, Maestra«, bekannte Santer. »Seit zwei Tagen kenne ich Euch nun, Desina. Hätte man mich vorher gefragt, was ich von einer Maestra erwarte…«
    »Blitz und Donner, einen Feuersturm, der Attentäter zu Asche verbrennen lässt? Dass die Erde erzittert, wenn ich über sie schreite?«, fragte sie.
    Santer lachte. »So ähnlich.«
    »Der Strom der Welten fließt erst seit wenigen Wochen wieder. Ich habe zuerst die kleinen Dinge gelernt, solche, die wenig oder gar keine Magie benötigen. Die wahrscheinlich jeder lernen kann. Ich bin daran gewöhnt, mit wenig auszukommen.«
    »Vielleicht hätte der Botschafter Euch ernster genommen, wenn Ihr ein paar Blitze geworfen hättet?«
    »Vielleicht«, meinte sie. »Aber ich bezweifle es. Vergesst nicht, ich bin eine Frau.« Sie warf ihm einen schelmischen Blick zu. »Ich überlasse es gerne Euch, die Erde unter Eurem Schritt erzittern zu lassen. Darin habt Ihr mehr Übung.«
    Santer lachte ebenfalls, doch im nächsten Moment hatte sie ihn gegriffen und zog ihn in einen Hauseingang hinein.
    »Sagt«, fragte sie leise, »der Mann dort drüben in der braunen Robe, ist das nicht Schwertobrist Kelter?« Santer folgte ihrem Blick. Sicher war er sich nicht, er hatte den Mann ja erst vorhin kennengelernt, aber es kam ihm auch so vor. Dann sah er die Uniformstiefel unter der Robe und nickte. »Ihr habt recht, Maestra, es ist der Schwertobrist. Aber warum versteckt er sich unter dieser Robe?«
    »Genau das würde mich auch interessieren«, sagte sie und duckte sich tiefer in den Hauseingang, als sich Kelter umsah. Als der Schwertobrist weiterging,

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