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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Für eine Börse von hundert Goldstücken würde jeder sein Bestes geben. Es war wortwörtlich genug, um dafür zu sterben.
    »Verzeiht, Baronet von Freise«, unterbrach die Maestra seine Gedanken, den Blick noch immer hoch zum Balkon gerichtet. »Ist der Botschafter bereit, uns zu empfangen?«
    Der Baronet deutete eine Verbeugung an. »Selbstverständlich. Bitte folgt mir.«

 
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    »Die Götter mit Euch«, begrüßte der Botschafter die Gaste. Der stämmige Mann saß hinter seinem Schreibtisch und musterte die beiden Eulen mit zusammengezogenen buschigen Brauen, er schien ganz und gar nicht erfreut, sie hier zu sehen. »Ich empfinde solche Untersuchungen als störend und unangemessen. Es missfällt mir, dass wir gezwungen sind, meinen Diener unbegraben zu lassen. Und es sagt mir ganz und gar nicht zu, dass der Kommandant darauf besteht, dass Ihr, Sera, mit den Untersuchungen beauftragt seid.« Die Lehne des massiven Stuhls knarrte, als sich der Botschafter zurücklehnte und die Hände über seinem Bauch verschränkte. »Stellt Eure Fragen, tut, was getan werden muss, damit diese unangenehme Angelegenheit möglichst schnell ihren Abschluss findet.«
    Es war überdeutlich zu erkennen, wie sehr es ihm missfiel, Vertretern der Reichsstadt Rede und Antwort zu stehen.
    »Was geschehen ist, wissen wir bereits, Botschafter«, sagte die Maestra, die kerzengerade zwei Schritte vor dem Schreibtisch des Botschafters stand, Santer an ihrer Seite, der Baronet zwei Schritte weiter, neben der Tür. »Es bleibt zu klären, warum es geschehen ist.«
    An den Wänden des Raums standen zu beiden Seiten jeweils zwei bequeme, mit Leder bezogene Stühle, aber sie waren an die Wand gerückt und wurden offensichtlich nur willkommenen Gästen angeboten.
    »Dann klärt mich auf, Sera«, sagte der Botschafter unbewegt, sein eines klares Auge unverwandt auf die Maestra gerichtet.
    »Euer Kammerdiener war ein Mitglied der Weißen Flamme«, begann Desina und ignorierte den überraschten Blick, den ihr der Baronet zuwarf. »Er wollte ein magisches Artefakt an den Seelenreiter übergeben, vermutlich an den gleichen, der ihn dann im Hafen getötet hat.« Sie musterte ihn durch den Saum ihrer Kapuze. »Wisst Ihr etwas über ein solches Artefakt? Es soll die Form eines Wolfskopfs haben und aus dunklem Stein gefertigt sein. Eine primitive Arbeit.«
    »Von so etwas weiß ich nichts«, entgegnete der Botschafter steif.
    »Euer Diener, Ser Jenks, starb wegen dieses Wolfskopfs«, sagte Desina eindringlich. Sie wusste bereits, dass der Mann log. Nicht nur, weil Wiesel den echten Wolfskopf aus der Schublade des Botschafters gestohlen hatte, sondern auch, weil sie es fühlte. Der Botschafter log, und er hatte Grund dazu, denn im Hintergrund schwelten Angst und Panik. Der Graf war bewundernswert gut darin, diese Gefühle zu verbergen, aber so nah wie Desina ihm stand, konnte sie es deutlich genug spüren.
    »Es ist ein Artefakt, das angeblich dazu in der Lage ist, die Reichsstadt in die Knie zu zwingen. Auch der Seelenreiter trachtete danach. Dass er es nicht erhielt, war wahrscheinlich der Grund, weshalb Euer Mann so grausam sterben musste.«
    »Wieso seid Ihr sicher, dass es ein Nekromant war?«
    »Weil sein Fluch der Leiche Eures Dieners anhaftet. Aber viel mehr interessiert mich die Frage, warum jemand, der sich dem Kult der Weißen Flamme verschrieben hat, ausgerechnet einem Todfeind des Kults, eben diesem Seelenreiter, die Tür zu Eurem Quartier geöffnet hat, um sich hier mit ihm zu treffen.«
    »Ein Verfluchter traf sich hier mit jemandem aus der Botschaft? Das soll ich Euch glauben?«, fragte der Botschafter scheinbar spöttisch, doch durch ihre Robe fühlte Desina, dass ihn jedes ihrer Worte wie Hammerschläge trafen. »Verratet Ihr mir auch den Namen des Mannes?«
    »Es war einer Eurer Gardisten«, sagte Desina. »Sagt, nehmt Ihr zum Schlafen ein Pulver? Es ging hier laut genug zu, dass Ihr hättet erwachen müssen.«
    »Es geht Euch nichts an, Maestra, aber ich erleide den Kopfschmerz in einem Maße, dass er mir den Schlaf raubt«, antwortete er, und diesmal sprach er die Wahrheit. Desina sah ihn sich genauer an. In dem Geflecht von magischen Strömen gab es eine Störung, einen dunklen Fleck, der sich um das eine Auge des Botschafters wand. Kein Einfluss des Namenlosen, sondern eine Krankheit hatte das Auge befallen. Es war mehr als der graue Star, der da zu erkennen war, es lag tiefer in ihm.
    »Ihr solltet Euch zum Tempel

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