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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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keine Zuflucht, sondern nur Erschöpfung, diesmal wusste sie, dass sie nicht mehr voller Angst erwachen würde.
     
     
    »Askirs bekannteste Kurtisane«, sagte Wiesel kopfschüttelnd. »Wer hätte das denn ahnen können?« Er lehnte an der Wand des Raums, in dem Istvan Melande gefunden hatte, einen Fuß angezogen und gegen die Wand gestellt, auf dem Knie balancierte er eine flache Kiste mit Dokumenten, die er rasch durchsah. Einen Raum weiter sprach Taride mit einer der Zofen der Sera Asela, die mit schluchzender Stimme beteuerte, von alldem hier nichts gewusst zu haben. Der Rest des Hauses wurde von fast einem Dutzend Federn durchsucht. Dumpfe Schläge aus dem Keller erschütterten das Gebäude, wo zwei Bullen mit einer Ramme aus Stahl versuchten, eine stabile eiserne Tür einzuschlagen.
    »Heute Morgen erst habe ich mich nach der Sera erkundigt«, sagte Santer nachdenklich und musterte fasziniert die Spuren der Zerstörung im Raum, die kopflose Leiche, die verkohlten Fußabdrücke im kostbaren Teppich, die Tropfen von geschmolzenem Stein an den Wänden. Verkohlt oder von mächtigen Schlägen zertrümmert, hatte keines der kostbaren Möbelstücke den Kampf überlebt, und dort hinten saß noch immer ein reicher Handelsherr wimmernd in der Ecke. Er reagierte nicht auf Ansprache, hielt die Augen fest geschlossen und betete zitternd zu Boron, während der dunkle Fleck an seiner Hose immer größer wurde.
    Der Kerl sollte sich besser überlegen, dachte Santer, an wen er da seine Gebete richtete. Boron hatte die Angewohnheit, zuzuhören.
    »Was ist hier nur geschehen?«, grübelte er laut und bückte sich, um den Schwertgurt der Maestra aufzuheben, den Melande dort hatte fallen lassen. Auch das Schwert lag dort, Santer hob es auf und schob es zurück in die Scheide, seine Fingerspitzen kribbelten, als er den dunklen Stahl berührte.
    Wiesel sah kurz auf. »Ich habe hier etwas Interessantes«, sagte er und sah sich dann um, als würde er die Verwüstung erst jetzt bemerken. »Ich vermute, dass Desina wütend war«, sagte er dann abwesend, während er die dichtbeschriebenen Bögen in seiner Hand ein zweites Mal durchlas. »Ein Wunder, dass das Haus noch steht.«
    »Ich dachte, ihre magischen Fähigkeiten wären eingeschränkter Natur«, meinte Santer, und Wiesel sah erstaunt zu ihm auf.
    »Wer sagt denn so etwas?«
    »Sie selbst.«
    Wiesel lachte. »Sie hat auch recht damit, denn sie vergleicht sich mit keinem Geringeren als dem letzten Primus der Eulen. Einem gewissen Balthasar, einem Maestro, der die Magie wie kein anderer beherrschte, sieht man ab vom Ewigen Herrscher selbst.«
    »Aber sie ist doch erst im dritten Grad.«
    »Würdet Ihr ein Schwert mächtiger nennen als einen Dolch?«, fragte Wiesel.
    Santer zögerte kurz und nickte dann. »Im Prinzip, ja.«
    »Nun, Desina beherrscht das Schwert der Magie noch nicht, aber sie ist eine Künstlerin mit dem magischen Dolch«, erläuterte Wiesel. Er wies mit seinem Kinn auf die kopflose Leiche am Boden vor der Wand. »Der da war ein Nekromant. Ich fühle es jetzt noch in meinen Knochen, es haftet noch immer etwas Dunkles an ihm. Diese Tochter des Botschafters… wie heißt sie? Melande? Sie hatte keinen Kratzer. Das einzige Mal, als ich einem Nekromanten begegnet bin, hat der mich fast zu Brei geschlagen. Und dabei bin ich richtig gut«, meinte er bescheiden. »Ich verstehe das nicht«, sagte Santer verwundert. »Ich habe sie nur selten Magie wirken sehen.«
    »Wofür Magie benutzen, wenn man sie nicht braucht?«, meinte Wiesel. »Sie sagt das ständig, nicht wahr? Dass sie sie gar nicht braucht.« Wiesel nutzte die Dokumente in seiner Hand für eine Geste, welche die ganze Zerstörung in dem Raum einschloss. »Hier hat sie wohl einen Grund gefunden, etwas mehr zu tun als sonst.« Er kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Ich muss zugeben, der Trick, ihren Geist zu der jungen Sera zu schicken, war auch mir neu.«
    »Mir auch«, sagte Desina von der geborstenen Tür her und nahm den Schwertgurt entgegen, den Santer ihr wortlos reichte. Sie schnallte ihn um ihre Hüfte, zog die Kapuze ihrer Robe tiefer ins Gesicht und musterte den toten Nekromanten mit einem kalten Lächeln.
    »Sina«, sagte Wiesel leise. »Zeig mir deine Augen.« Sie zögerte einen Moment, dann schlug sie die Kapuze kurz zurück. Noch immer waren ihre Pupillen von einem klaren Grün, doch das, was weiß sein sollte, glühte dunkel in einem unheilvollen, blutigen Rot. Santer zog scharf die Luft ein, als

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