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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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getan. Merzek sah sich um, dann öffnete er eine Klappe in der Rückseite der Statue und legte einen gut faustgroßen, rotschimmernden Edelstein mit zwölf sauber geschliffenen Facetten in die Vertiefung, bevor er das Podest wieder schloss.
    Selbst Feltor und Asela hatten Schwierigkeiten, den Vorgang zu beobachten, denn dies war eines von Merzeks Talenten: unauffällig zu sein.
    »War das der Letzte?«, fragte Asela.
    Feltor nickte und sah zu dem Podest hinüber, das nun von schwerem, golden gefärbtem Stoff eingehüllt wurde. »Bis auf den Zentralstein. Merzek wird ihn legen, wenn es so weit ist.«
    Die Statuen bildeten nun ein perfektes Achteck um den Innenbereich der Halle herum, mit dem Podest genau in der Mitte.
    Vor dem Podest wurden nun die Stühle aufgebaut, auf denen alle Platz nehmen würden, die in der Reichsstadt Rang und Namen hatten, vom Kommandanten bis hin zu den Gildenmeistern und mächtigen Handelsherren.
    »Der Kopf des Drachen«, sagte Asela leise.
    »Ja. Wir werden ihn mit einem Schlag von seinem Rumpf trennen«, sagte Feltor bitter. »Ein Streich, und der Drache wird fallen.«
    »Es ist ein gewagter Plan«, meinte Asela beeindruckt. »Wenn er gelingt, wird unser Herr dich reich entlohnen.«
    »Was schert mich die Belohnung«, sagte Feltor rau. »Er wird mich niemals gehen lassen.«
    »Dennoch wirst du Ruhm und seine Gunst ernten«, beharrte Asela, woraufhin er sie mitleidig ansah.
    »Manchmal wenn ich dich sehe, Asela, möchte ich weinen«, sagte er, und die Frau schaute ihn verwundert an.
    »Warum, Feltor? Ich bin glücklich.«
    »Ja«, sagte er. »Glücklich, seine Hündin zu sein. Warum muss er euch Frauen brechen, euch in Ketten legen mit dieser falschen Liebe?«
    »Er hat mich nicht in Ketten gelegt, sondern mich befreit. Ich sagte es dir bereits.«
    »Ja«, meinte Feltor. »Das hast du. Ich wünschte mir nur manchmal, ich könnte vergessen, wer du einst gewesen bist.« Er massierte sich die Schläfen. »Selbst auf diese Entfernung spüre ich seinen Unwillen über meine Gedanken. Und er ist sich dessen, was er tut, nicht einmal bewusst. Sag, denkst du noch an Balthasar?«
    »Nein«, sagte sie entschieden. »An den Verräter verschwende ich keinen Gedanken mehr.«
    »Er ist der Einzige, der ihm je entkommen ist.«
    »Er ist nicht entkommen, er wurde getötet.«
    »Entkommen oder tot, wo ist der Unterschied?« Feltor seufzte, sah sich ein letztes Mal in der Halle um und nickte dann. Es war alles bereit.
    »Dein Teil ist getan, Asela. Trotz deiner Indiskretionen wird er zufrieden mit dir sein, letztlich war er es ja, der seine Hündin dazu dressiert hat. Du solltest gehen, warte einfach, bis es vorbei ist…«
    »Ist das Rücksicht, was ich in deinen Worten höre?«, fragte sie spöttisch und erwartete beinahe, dass er sie dafür bestrafen würde.
    Er schaute sie mit seinen Augen an, eines hell und klar, das andere dunkel wie die Nacht, und schüttelte dann langsam den Kopf. »Nein. Es ist die Erinnerung daran, dass ich dich damals geliebt habe, nicht mehr. Und eine gewisse Wehmut. Zu sehen, wie wir all das zerstören, für das wir einst gelebt haben.«
    »Jetzt leben wir für ihn«, sagte Asela mit Inbrunst. »Das ist eine größere Belohnung als alles andere.«
    »Ich weiß, dass du es so sehen musst«, sagte Feltor rau. »Geh. Oder bleib. Versteck dich, oder genieß den letzten Akt. Aber komm mir heute nicht noch einmal zu nahe.« Sein Blick bohrte sich in ihren, und sie schluckte, als sie den Hass, die Wut und die Verzweiflung darin lodern sah. Er lachte bitter, als sie zurückwich.
    »Ja, Asela, das hat er mir gelassen! Ich darf hassen, was er uns angetan hat. Und er ließ mir die Freiheit, deine Anwesenheit als unerträglich zu empfinden. Geh mir nun aus den Augen und freu dich darauf, die Belohnung unseres Herrn zu empfangen.«
    »Ich werde ihn bitten, mich dir zu geben«, meinte sie schwer atmend. »Deinen Hass zu fühlen… den Schmerz in jeder deiner Berührungen… Niemand bereitet mir größere Pein als du, nicht einmal er vermag das.«
    »Geh einfach«, sagte Feltor mit belegter Stimme.
    Sie sah ihn an, dann drehte sie sich um und ging davon.
    Feltor schaute ihr nach und nahm einen letzten Schluck aus dem Becher.
    War noch genug von ihr übrig, dass sie wusste, warum er allein es war, der ihr diesen Schmerz zufügen konnte? Wusste sie noch, dass auch sie einst geliebt hatte?
    »Wenn es die Götter gibt, o Herrscher über die Welten, dann hoffe ich, dass sie Euch dafür strafen

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