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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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abgeschnitten hatte.
    »Wie soll das gehen?«, fragte der Verfluchte ruhig. »Wenn Ihr Euch doch nicht bewegen könnt? Wenn Eure Glieder schwer sind wie Blei und Eure Hände zu schwach, dieses Schwert zu halten? Es ist zu groß und zu schwer für ein kleines Mädchen. Ihr seid doch ein kleines Mädchen, nicht wahr? Lasst den Stahl fallen und ergebt Euch in das Schicksal, das Euch vorbestimmt ist.«
    Der Ser hatte recht, dachte Melande traurig. Es war so sinnlos, sich überhaupt gegen ihr Schicksal zu wenden, wie sollte sie denn gegen einen wie ihn überhaupt bestehen können?
    »Das müsst Ihr nicht«, hörte sie die Stimme der Maestra. »Das übernehme ich.« Melande hob das Schwert und lächelte grimmig.
    Kurz war Überraschung im Blick des Verfluchten zu erkennen, dann hob er die Hand und sengendes Feuer strömte fauchend auf Melande zu.
    Sie spürte die Hitze, die sie verbrennen sollte, fühlte, wie die Maestra das Feuer suchte und an sich band. Die Todeshitze war nun nichts weiter als ein feuriger Schimmer, der sie einhüllte.
    Melande sprang vor, das Schwert zum Schlag erhoben, doch es war ein Finte, sie duckte sich unter der Klinge des anderen hindurch, rollte vorbei und trat mit dem blanken Fuß seitlich gegen das Knie des Verfluchten, das mit einem lauten Knirschen brach. Zugleich flog ein Dolch heran und bohrte sich in den Hals des Gegners. Einen Moment stand er überrascht da, dann wich er dem nächsten Schlag der Maestra aus und zog dabei den Dolch aus seinem Hals. Das zerstörte Knie hielt den Sprung zu Seite mühelos aus.
    Melande hörte die Maestra auf eine Art fluchen, die selbst einen Seemann hätte erbleichen lassen.
    »Ein Welpe mit Zähnen«, sagte der andere. »Mir scheint, Ihr habt uns gut getäuscht. Aber jetzt werdet Ihr sterben, denn Stahl kann mir nichts anhaben.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, hörte Melande den Gedanken der Maestra.
    Funken stoben auf, als Stahl auf Stahl prallte. Melande war nichts als eine Zuschauerin in diesem ungewöhnlichen Kampf und spürte die kühle Kalkulation, als die Maestra die rohe Kraft des Gegners in einem präzisen Winkel am Stahl ihrer eigenen Klinge abführte.
    Ausfall, Vorstoß, Finte, das Schwert wechselte kurz in die schwächere Hand, ein anderer Dolch flog und fand sein Ziel in der Schulter des Gegners, dann befand sich die fahle Klinge wieder in ihrer Linken und wob ein Netz aus Stahl. Vielleicht war es so, dass der Verfluchte jede Wunde sofort heilte, doch der Dolch behinderte seine Bewegungen, und als endlich ein Moment günstig erschien, griff er nach ihm, um ihn aus der Schulter zu ziehen, während eine Woge aus Feuer auf Melande zurollte. Wieder stand sie in diesen höllischen Flammen, doch diesmal drehte sich das Feuer zu einem Strick, der sich um den anderen legte. Die Hose und das Wams des Verfluchten waren aus schwerem Leinen, dennoch barst beides in den Flammen, während zugleich ein gleißender Blitz von Melandes freier Hand zu dem Verfluchten übersprang und ihn in blaues Licht tauchte, während ein Donnerschlag die enge Kammer erschütterte.
    Er schlug hart gegen die Wand hinter ihm, Melande griff nun mit beiden Händen das Heft der fahlen Klinge und schlug zu. In einer blutigen Fontäne sprang der Kopf des Verfluchten von seinen Schultern, einen ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht, als in rascher Folge andere Gesichter über dem kopflosen Rumpf erschienen und sogleich wieder vergingen. Schließlich rutschte der Körper zuckend an der Wand zu Boden.
    »Von wegen, Stahl kann ihm nicht schaden! So, da habt Ihr Euren ersten Kopf, Melande«, sagte die Maestra in kühler Genugtuung. »Das war gar nicht so schwer.«
    Ein Geräusch hinter ihr warnte sie, sie duckte sich unter einem blauen Schimmer hindurch und wirbelte herum. Ihre Klinge schlug einen Dolch zur Seite, und für einen Moment standen sich Melande und ihre Peinigerin tatenlos gegenüber.
    Dann zuckte Melandes Schwert vor und durchbohrte die rechte Brust der schwarzhaarigen Schönheit. Die taumelte zurück und hielt sich die Wunde, während ein Schauer über sie lief und sie leise aufstöhnte, bevor sie sich schwer atmend aufrichtete und ihr eigenes Blut von ihrer Hand leckte.
    Der nächste Schlag der Maestra endete vor der Verfluchten in einer schimmernden Wand. Sie lachte leise. »Das war ein guter Streich«, sagte sie mit einem wollüstigen Lächeln, als sie mit einer Hand den Anhänger auf ihrer Brust berührte. »Aber jetzt gehörst du mir.«
    »Das bezweifle ich«,

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