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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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belauscht! Wie ist das möglich?«
    Santer hielt ihr die Hand entgegen, und Desina reichte die Papiere an den großen Stabsleutnant weiter. Er warf nur einen kurzen Blick darauf und nickte dann, als habe er nichts anderes erwartet. »Nicht belauscht«, sagte er. »Verraten. Kelter. Wir sind ihm hierher gefolgt, erinnert Ihr Euch?«
    Desina schüttelte vehement den Kopf. »Er mag mich nicht, das ist nur allzu bekannt. Aber er ist kein Verräter. Das hätte er nicht vor mir verbergen können.«
    »Trotzdem war er es. Er beschreibt uns und die anderen, und nur einer bleibt unerwähnt, weil er in der Ich-Form berichtet. Das hier sind die Worte des Schwertobristen.«

 
    58
     
     
     
    »Du siehst verändert aus«, stellte Feltor fest, während er an einer Säule in der Gildenhalle lehnte.
    Die Frau neben ihm war gut, aber nicht aufreizend gekleidet, die Haut von dunklem Teint, als käme sie aus dem Süden des Reiches, vielleicht aus Bessarein. Ihr braunes Haar war zu einem strengen Zopf zurückgebunden.
    »Vielleicht auch ein wenig erhitzt.« Feltor hielt einen Becher aus getriebenem Gold in der Hand, nun nahm er einen Schluck vom gewässerten Wein, während er zusah, wie Steinmetzgesellen die Statuen der acht größten Gildenmeister in der großen Halle aufstellten. Eine davon trug die Züge von Meister Oldin, etwas, das dem alten Mann wohl gefallen wird, dachte Feltor, bevor er sich Asela zuwandte.
    »Wir haben die Maestra unterschätzt«, sagte Asela leise und sah zu, wie zwei Arbeiter Girlanden zwischen den Säulen aufhängten, welche die hohe Decke der Halle trugen. In der Mitte wurde ein Podest errichtet, auf dem die Vertreter der Stände heute Abend sprechen würden. Es sollten auch Barden singen, die für den Abend geladen waren. »Sie hat die Tochter des Botschafters aufgespürt und ihren Geist in sie übertragen. Damit war nicht zu rechnen.«
    »Die Form der Transferenz?«, fragte Feltor überrascht. »Es gab nie viele, die das beherrschten. Es ist eine Form des sechsten Zirkels, nicht wahr?«
    »Allerdings«, sagte Asela irritiert. »Also hätte sie es nicht tun können sollen!«
    »Es gibt viele Dinge, die unmöglich sein sollten und dennoch geschehen«, sagte Feltor. Er sah auf die Frau herab. »Ich habe dich gewarnt, dass deine Gelüste dir zum Verhängnis werden könnten.«
    »Ich weiß. Spar dir die Vorwürfe, ich mache mir selbst welche.«
    »Sei’s drum«, sagte Feltor. »Befolge in Zukunft meinen Rat genauer.«
    »Das werde ich tun.«
    »Hast du sie getötet?«, fragte Feltor nun wie nebenbei und nickte einem Gildemeister zu. Der Mann grüßte höflich zurück, warf Asela einen neugierigen Blick zu und ging weiter.
    »Nein. Sie ist erstaunlich diszipliniert, und ihr Geist ist gefestigt.« Asela schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich vergaß, wie es ist, gegen einen der Unsrigen zu kämpfen. Ich dachte, sie trägt nur die Robe, aber es ist mehr in ihr, Feltor, viel mehr! Ich habe mich zurückgezogen, denn selbst wenn ich das Mädchen erschlagen hätte, hätte es die Maestra nicht berührt. Es gab keinen Grund weiterzukämpfen.«
    »Eine vernünftige Entscheidung von dir?«, fragte Feltor übertrieben ungläubig. »Du siehst mich überrascht.«
    »Vorher hat sie Miram im offenen Kampf erschlagen«, sagte Asela, ohne auf Feltors Worte einzugehen.
    »Das ist bedauerlich«, entgegnete er. »Es wird die Echsen unruhig machen.«
    »Sollen sie dort unten verrotten oder gefressen werden. Sie sind nicht mehr von Nutzen«, sagte sie nachlässig. »Die Maestra bereitet mir mehr Sorgen. Sie hielt ohne Mühe gut ein Dutzend verschiedener Formen aufrecht, sie ist schnell und sicher mit der Klinge, und ihr Talent leuchtet wie eine lodernde Flamme.«
    »Was erneut die Frage aufwirft, wie sie dem Fanal entkommen konnte«, sagte Feltor bedächtig. »Aber egal, wie groß ihr Talent oder ihr Wissen auch ist, auch sie wird nun nichts mehr tun können. Denn sieh, dort ist Merzek…«
    Beide sahen sie zu, wie Merzek in der Kleidung eines Steinmetzes einen der Bodensteine aus Marmor anheben ließ, bevor auf sein Zeichen hin die anderen Steinmetze die schwere Statue absenkten. Das Podest der Statue passte genau in die Aussparung am Boden. Doch bevor sich das Podest herabsenkte, war dort für einen kurzen Moment eine Vertiefung in einem goldenen Rahmen im Boden unter der Steinplatte zu erkennen.
    Die anderen Steinmetze bauten das Dreibein mit dem Flaschenzug ab und lösten die Seile von der Statue. Ihre Arbeit für heute war

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