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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sollte sich heute Nacht mit jemandem treffen, um ihm diese beiden Wolfsköpfe zu überbringen.«
    »Mit wem?«
    »Das wusste er auch nicht. Er nahm an, dass es sich um jemanden handeln würde, der eine hohe Position im Kult bekleidet.«
    »Hm«, sagte Desina. »Er hat dir all das bei diesem Treffen erzählt?«
    Wiesel nickte. »Es kam mir auch seltsam vor. Du kennst mich, ich bin neugierig, also habe ich ihn gefragt. Er sagte, dass er mir das alles erzählte, damit ich es dir erzählen kann, wenn ihm etwas zustößt. Und einem Aldanen, den ich an seinem Dolch erkennen würde.«
    »Einem Dolch wie diesem?«, fragte Desina und legte die Waffe des toten Dieners auf den Tisch.
    »Ay«, sagte Wiesel nach einem eher flüchtigen Blick. »Das war der Plan. Ich sollte in der Nähe sein, wenn Jenks diesem Kultist die alten Steine übergibt, und sie dann zurückstehlen.«
    Desina war verblüfft. »Du hast recht. Das ist ungewöhnlich. Vor allem interessiert mich eins. Warum, bei allen Göttern, sollte ein Mitglied der Weißen Flamme den eigenen Kult bestehlen wollen?«
    »Tja«, meinte Wiesel. »Wir denken wohl gleich. Das wollte ich auch von ihm wissen.«
    »Selbst ein Esel hätte diese Frage gestellt, wenn er sprechen könnte«, bemerkte Istvan. »Was hat er geantwortet?«
    »Dass er kein Mitglied des Kults ist. Wie ihr vielleicht wisst, starb die Königin von Aldane, Elande, vor beinahe sieben Jahren nach ihrer Rückkehr von der letzten Kronratssitzung. Es heißt, es war ein Reitunfall. Was ihr vielleicht nicht wisst – zumindest war es mir unbekannt – ist, dass während des letzten Kronrats mindestens drei Attentate auf sie verübt worden sind. Sie wurden alle vereitelt. Prinz Tamin, ihr Sohn und zukünftiger Herrscher von Aldane, ist der Meinung, dass der Reitunfall kein Reitunfall war, und vermutet, dass der Kult etwas damit zu tun hatte, denn die Königin war eine erklärte Feindin der Weißen Flamme.«
    »In Aldane stand sie da wohl ziemlich auf verlorenem Posten«, sagte Istvan nachdenklich. »Der Kult ist stark dort, und viel abergläubischer als ein Aldaner kann man kaum sein. Sehen wir mal davon ab, dass sie zudem stur sind, seltsame Ansichten in Bezug auf Frauen hegen und sich regelmäßig wegen irgendwelcher Ehrenhändel gegenseitig umbringen.«
    Wiesel lächelte verschmitzt. »Ich glaube, dass Desina sich in Aldane ganz besonders wohlfühlen würde.«
    »Wirklich?«, sagte Desina und zog eine Augenbraue hoch. »Ich denke eher, dass es dasjenige der sieben Königreiche ist, um das ich am ehesten einen Bogen machen würde. Königin Elande galt als beliebt, und dennoch hörte ich, dass es die meisten Aldaner als unnatürlich ansahen, dass eine Frau auf dem Thron saß.«
    »Ser Jenks hat mir Ähnliches erzählt«, bestätigte Wiesel. »Nun, es scheint so, als hätte der Kult den Leuten den Gefallen getan, die Königin aus dem Weg zu räumen. Ihr Bruder, Herzog Haltar von Bergen, übernahm für den jungen Prinzen die Regentschaft. Der Kult tat sich aber damit wohl keinen Gefallen. Obwohl es keine Beweise dafür gab, dass die Weiße Flamme etwas mit dem Tod der König zu tun hatte, machte der Regent sie dafür verantwortlich.«
    »Damit steht er nicht allein«, sagte Desina. »Ich habe mich mit Orikes darüber unterhalten, und er ist der gleichen Ansicht. Zu viele Zufälle, zu viele Ungereimtheiten. Aber letztlich doch nicht mehr als Gerüchte.«
    »Nun, jedenfalls scheint der Regent überzeugt davon, dass es ein Mord war. Noch bevor die letzten Gebete für die Königin gesprochen waren, machte er sich an die Arbeit und entsandte handverlesene und königstreue Agenten aus, um den Kult zu unterwandern. Jenks war einer von ihnen. Gewiss war das keine leichte Aufgabe.« Wiesel machte eine Pause und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
    »Der Kammerdiener war ein königlicher Agent?«, fragte Desina und fluchte leise. Sie rieb sich die Schläfen und nickte dann. »Ich glaube, ich verstehe so allmählich…«
    »Vielleicht zum Teil. Das Ganze kannst du noch nicht überblicken«, sagte Wiesel ernster, als es für ihn üblich war.
    »Auf jeden Fall hast du jetzt meine volle Aufmerksamkeit erlangt«, sagte die Maestra.
    »Jetzt erst?«, meinte Wiesel mit einem Lächeln, wurde aber schnell wieder ernst. »Wie gesagt, ich sollte diese Skulpturen stehlen, nachdem der Kammerdiener sie an den anderen Mann übergeben hatte. So wollte er verhindern, dass er entdeckt wurde, denn was kann er denn schon dafür, wenn der andere

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