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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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bestohlen wird? Die Taschendiebe von Askir sind eine echte Plage! Fragt jeden Bullen oder die Seeschlangen, sie werden es euch bestätigen.«
    »Was ging schief?«, fragte Desina.
    »Zunächst nichts. Oben im Händlerviertel, nahe der Goldenen Rose gibt es ein altes Handelshaus, in dem es vor ein paar Jahren brannte. Es war als Treffpunkt vorgesehen.«
    »Ich weiß, welches Haus du meinst«, sagte Istvan. »Es steht nicht zum Verkauf und verfällt mit jedem Tag mehr.«
    »Genau das«, bestätigte Wiesel. »Der Treffpunkt war im Innenhof des alten Gemäuers. Es gibt von dort aus eine Gasse, die zur Kupferstraße führt, dort musste der andere ja anschließend entlang kommen: die Gelegenheit für einen einigermaßen geschickten Dieb, die beiden Skulpturen zu entwenden.«
    »Was geschah dann?«, fragte Desina.
    »Ich war heute Nacht am vereinbarten Ort und hielt mich versteckt. Der Kammerdiener erschien und mit ihm jener andere Mann. Es war stockdunkel dort, was mir ja zugute kam. Aber sehen konnte ich ihn auch nicht richtig. Ich kann euch nicht mehr sagen, als dass dieser andere Mann groß, schlank und breitschultrig war. Er hatte eine Hand auf die Schulter des Dieners gelegt, und es sah mir nicht so aus, als ob Jenks ganz freiwillig mitkäme.«
    »Ich dachte, sie wollten sich dort im Hof erst treffen?«, fragte die Maestra.
    »Das war der Plan, aber ganz offensichtlich kam es anders. Der Unbekannte muss Jenks schon vorher abgepasst haben«, erklärte Wiesel. »Es war, wie gesagt, stockdunkel. Aber ich sage euch, der Diener wusste, dass er die Nacht nicht überleben würde. Ich konnte es fühlen… und ich konnte auch den anderen fühlen, auf eine Art, an die ich nicht gern zurückdenke.« Er leerte seinen Becher in einem Zug. »Jetzt weiß ich natürlich, warum der Fremde mir die Nackenhaare aufsteigen ließ.«
    »Der Seelenreiter«, flüsterte Desina.
    Wiesel nickte langsam. »Es muss der Verfluchte gewesen sein. Irgendetwas war an Jenks’ Plan fehlgeschlagen, aber er hatte die beiden Skulpturen noch bei sich, als er dort durch die Gasse ging.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Istvan.
    »Weil er sie fallen ließ, als er dort durchging. Es war eine Meisterleistung. Er fing den Beutel mit seiner Ferse auf, als er ihn fallen ließ, so dass er lautlos niederfiel.« Wiesel sah in seinen leeren Becher, seufzte und schob ihn zur Seite. »Wer immer dieser Jenks auch war, er war ein fähiger Mann. Und tapfer. Er muss gewusst haben, was ihn erwartete, und ließ die Skulpturen unauffällig verschwinden, statt sie dem Fremden zu übergeben.« Er sah Istvan und Desina traurig an. »Ich bin nicht blöd. Ich wusste auch, dass dort etwas nicht so ablief wie geplant und dass es einen Grund geben musste, dass er den Beutel jetzt schon fallen ließ. Also griff ich den Beutel und verzog mich auf ein naheliegendes Dach. Ich wollte wissen, was weiter geschah.«
    »Und?«, fragte Desina gespannt.
    Wiesel zuckte mit den Schultern. »Nichts. Ich hörte keinen einzigen Ton, nur das Quieken von Fledermäusen in dem alten Gebälk. Ich wartete eine Weile, fast eine halbe Kerze lang, dann sah ich zu, dass ich unauffällig dort verschwand.«
    »Was war im Hafen?«, fragte Desina.
    »Jenks und ich hatten vereinbart, uns dort am Holzlager zu treffen, wenn etwas schiefgehen sollte. Nun, schiefgegangen war es ja, also ging ich dorthin. Ich wartete fast eine ganze Kerze auf ihn. Gerade, als ich es aufgeben wollte, kam er herangestolpert… Und dann sah ich zu, wie er mit sich selbst rang und sich die Kehle durchschnitt. Ich glaube, er wurde gezwungen, es dort zu tun, damit ich es mitbekomme«, sagte Wiesel und nahm hastig einen Schluck. »Ich habe schon viele schlimme Dinge gesehen, aber ihn so mit sich selbst kämpfen zu sehen, war irgendwie ganz besonders abscheulich. Das Schlimmste jedoch war, wie er sich selbst den Kopf nach hinten drehte«, fügte er hinzu. »Das war mir dann endgültig zu viel. Ich bin so schnell ich konnte hierher gerannt. Wenn ich den letzten Teil von Jenks’ Auftrag erfüllen wollte, dachte ich, dass es für mich besser wäre, ein wenig länger zu leben.«
    »Welcher letzte Teil?«, fragte die Maestra neugierig.
    »Der Prima des Turms diese Steine zu übergeben. Also dir, Desina«, sagte Wiesel, griff unter sein Wams und legte einen schweren Lederbeutel vor ihr auf den Tisch. »Jenks starb, weil er sichergehen wollte, dass du diese Skulpturen erhältst.«
    »Ich?«, fragte Desina und musterte überrascht den

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