Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
den Tarkan besaß. »Es erklärt nur nicht, warum Ihr mitten in der Nacht durch Regen und Wind Euer warmes Bett in der Kronburg verlasst, um mich aufzusuchen.« Er warf einen bezeichnenden Blick auf das zerwühlte Bett, das er hatte verlassen müssen. Es war sicher noch warm, und ganz gewiss roch es auch noch nach der schwarzhaarigen Schönheit, die ihm bis eben gerade noch geholfen hatte, die Kissen zu zerwühlen.
    Das war, bevor Tarkans Adjutant an der Tür geklopft hatte, um ihn zu wecken. Spätestens das Geräusch von donnernden Hufen, mit dem der Prinz und vier seiner Leibwachen in den Hof der Jagdhütte einritten, hatte ihn alarmiert.
    Der Prinz folgte seinem Blick und lächelte, während er seine schweren Reithandschuhe auszog, den Umhang löste und sich an Tarkans Wein bediente. »Ist sie hübsch?«
    »Sollten die Götter gnädig sein, werdet Ihr es nie erfahren, Prinz«, antwortete Tarkan mit einer leichten Verbeugung.
    »Ich hoffe, Ihr habt noch eine andere Schönheit hier, bevor wir uns diese eine teilen müssen, Tarkan«, sagte der Prinz mit einem seltsam bitteren Lächeln. »Ich habe es so eingerichtet, dass alle denken, ich wäre hier, um mich mit Euch zusammen der Wollust und dem Wein hinzugeben.« Er sah gedankenverloren auf die zerwühlten Laken herab. »Vielleicht wäre es besser gewesen, sie doch nicht hinauszuschicken.«
    »Sucht Euch Eure eigene Beute, mein Prinz«, lachte Tarkan. »So schwer sollte es Euch nicht fallen.« Er wurde wieder ernst. »Und was ist der wahre Grund Eures Besuchs?«
    »Wie vielen Menschen kann ich mich mit Gedanken, Herz und Blut anvertrauen, Freund?«, fragt der Prinz bedächtig und bedachte Tarkan mit einem seltsam eindringlichen Blick.
    »Also ist es ernst«, meinte Tarkan und nahm dem Prinzen die Flasche aus der Hand, um sich selbst einen Becher einzugießen.
    »Wo sonst kann ich mir so einen Wein einschenken und ihn trinken, ohne dass ein Vorkoster bereitstehen muss?«, fuhr der Prinz fort und nahm mit dem gleichen bitteren Lächeln einen ordentlichen Schluck.
    »Besucht einfach jemanden ohne Vorwarnung mitten in der Nacht und stehlt den Wein, den er am Bett stehen hat«, schlug Tarkan vor. »Das sollte sicher genug sein. Wisst Ihr, wie teuer dieser Wein ist?«
    »Ein aldanischer?«, fragte der Prinz.
    »Selbstverständlich. Arensteiner Bergwacht.«
    »Wenn Ihr das tut, worum ich Euch bitte, und erfolgreich darin seid und für unser beider Überleben sorgt, dann schenke ich Euch das ganze Weingut«, sagte der Prinz und setzte den Becher hart ab. »Ihr habt meine Frage nicht beantwortet, Tarkan«, fuhr der Prinz fort. »Aber ich kann es Euch sagen. Vertrauen kann ich Eurem Vater, Euch und Eurer Schwester…« Er lachte leise. »Solange ich nicht den Fehler begehe, ihr einen Antrag zu machen.«
    »Das könnt Ihr so nicht sagen«, meinte Tarkan betroffen. »Was ist mit Sera Loisin? Es schien mir, als habe Euer Herz bei ihr Ruhe gefunden? Oh«, fügte Tarkan hinzu, als er sah, wie der Prinz den goldenen Becher in seiner Hand förmlich zerquetschte. »Ich sehe, ich war etwas vorschnell.«
    Wortlos knöpfte der Prinz sein Wams auf und zeigte dem Baronet einen frischen Verband an der linken Schulter. »Sie war nicht besonders geschickt«, sagte er leise. »Wenn ich tiefer geschlafen hätte, säße ich jetzt nicht hier.«
    »Sera Loisin? Die Tochter von Graf Balduir?«, fragte Tarkan entsetzt.
    Der Prinz zog sein Gewand zurecht, sein schmales Gesicht eine steinerne Maske. »Sterbend hat sie mir drei Dinge beteuert. Zum einen, dass sie mich wirklich lieben würde und meine Seele rein zu Soltar schicken wollte. Zum anderen, dass sie sich gewünscht hat, es hätte nicht so kommen müssen, denn abgesehen von meinem Makel war ich der, den sie auf dem Thron hätte sehen wollen. Denn jetzt, wo die Tage der Reichsstadt gezählt wären, bräuchte das Land einen starken König…«
    »Sie gehörte der Weißen Flamme an?«, fragte Tarkan entsetzt, und der Prinz nickte langsam.
    »Ja. Sie dachte, sie rettet meine Seele, wenn sie mich ersticht.«
    »Götter!«, entfuhr es Tarkan. »Habt Ihr sie getötet?«
    Der Prinz sah zu ihm hoch. »Ich hätte sie sogar foltern und hinrichten müssen! Aber wie hätte ich das tun können? Ich glaubte diese Frau zu lieben, ich wäre nicht imstande gewesen, ihr auch nur ein Haar zu krümmen. Ich hätte eine andere Lösung gesucht, die Verbannung vielleicht…«
    »Warum ist sie dann…?«, begann Tarkan.
    »Sie starb in meinen Armen, während sie immer

Weitere Kostenlose Bücher