Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
Kaiserstadt geschah. Sein Auftrag war es, den Kult zu unterwandern. Wenn die Botschaft frei von diesem Gezücht war, umso besser, denn dann würde der Kult erst recht ein Interesse daran haben, ihn für sich zu gewinnen. Das zumindest war der Plan.«
    »Wie heißt der Mann?«, fragte Tarkan, und der Prinz schüttelte den Kopf. »Nur Euer Vater weiß es, und er schwor, dass er sich bemüht hätte, den Namen zu vergessen. Ihr kennt ihn ja. Ihr wisst von den Praktiken des Kults… und was notwendig ist, damit jemand dort eine wichtigere Position erreicht… Er wird mindestens einen Lichtbrand verursacht haben, bevor man ihm im Kult vertraut. Viel härter kann man einen Mann wohl kaum prüfen.«
    Tarkan schluckte. »Ist er denn vertrauenswürdig?«
    »Der Kult hat seine ganze Familie ermordet. Er durfte zusehen, wie seine jüngere Schwester und sein Bruder in den Flammen starben, seiner Mutter Gewalt angetan und sein Vater erschlagen wurde«, sagte der Prinz bitter. »Das ist das wahre Gesicht des Kults. Mord und Schandtaten!« Er griff nach der Flasche, doch Tarkan zog sie ihm weg.
    »Noch nicht, mein Prinz«, sagte er leise. »Lasst uns das zu Ende bereden, dann helfe ich Euch gern bei dem größten Rausch, den Ihr jemals hattet.«
    »Gut«, sagte der Prinz. »Euer Wort war schon immer bindend. Ich werde mir besonders viel Mühe geben, Euch den Wein zu stehlen und Euch im Suff zu überbieten.« Er wies auf den Dolch, den Tarkan zur Seite gelegt hatte. »Ihr werdet den Mann daran erkennen können, dass er einen Dolch wie diesen hier besitzt. Er wird Euch sagen können, was wir wissen wollen. Euer Vater meint, Ihr könntet ihm vertrauen.« Der Prinz sah hoch zu Tarkan. »Das heißt schon etwas, denn es ist Euer Leben, um das es geht. Euer Vater liebt Euch.«
    »Manchmal hat es nicht den Anschein«, entgegnete Tarkan. »Askir ist weit weg von unseren schönen Frauen, und ich hörte, es sei kalt dort. Und der Wein wird schwerlich so gut sein.«
    Der Prinz lachte, doch es war ein bitteres Lachen.
    »Gesprochen wie ein wahrer Stutzer, mein Freund. Was meint Ihr, wie lange werden wir diese Charade noch aufrechterhalten müssen?« Er wies mit einer Geste auf das kostbar gearbeitete Schwert, das neben Tarkans Bett an der Wand lehnte. »Wenigstens habt Ihr das. Das muss man ernst nehmen und Euch dafür respektieren.«
    »Ihr besitzt das gleiche Schwert«, erinnerte Tarkan den Prinzen.
    »Ich habe es gewonnen, während ich Eure Rüstung trug, mein Freund«, sagte der Prinz. »Weil ich wissen wollte, ob ich den Mumm dazu besitze oder nur das Mundwerk.« Er lächelte und lachte dann laut. »Mal schauen, ob es uns irgendjemand glauben wird, wenn es so weit ist.« Er griff nach der Flasche, und diesmal reichte Tarkan sie ihm.
    »Wein ist eine Art, seinen Kummer zu ertränken«, sagte der Prinz. »Es gibt auch eine andere.« Er sah bedeutsam auf das zerwühlte Bett.
    Tarkan seufzte. »Sie hat eine Schwester«, sagte er dann. »Und beide haben ein großes Herz. Wenn Ihr einen Bastard zeugt…«
    Der Prinz nickte ernst. »Es wäre mein erster«, sagte er dann. »In solchen Dingen weiß ich, was sich gehört, und ich bin nicht minder vorsichtig, als Ihr es seid, wie Ihr sehr wohl wisst.« Er sah Tarkan spekulierend an. »Ihr nascht an so vielen Blüten, mein Freund… doch irgendwie denke ich, dass Ihr sie alle liebt.«
    Tarkan zuckte die Schultern. »Was ist nicht zu lieben an der Weiblichkeit?«
     
     
    Jetzt stand Tarkan da und wog nachdenklich den Dolch in seiner Hand. So schnell würde er die Nacht wohl nicht vergessen. Als damals ein Bote mit der Kunde von dem Unfall von der Kronburg kam, hätte wahrlich jeder denken können, man hätte den Baronet und den Prinzen bei einer Orgie gestört. Großzügig wie der Prinz war, hatte er den beiden Schwestern einen Hof und Land gegeben und einen schweren Beutel Gold. Schweigegeld, aber nicht für lüsterne Geheimnisse, sondern dafür, dass sie versprechen mussten, niemandem von den Tränen des Prinzen zu berichten.
    Kurz vor seiner Abreise hatte Tarkan noch erfahren, dass Graf Balduir, Vater der unglücklich gestürzten Sera Loisin, die ehrenvolle Aufgabe übernommen hatte, einen östlichen Grenzort aufzubauen und ihn gegen die Barbaren zu beschützen, die seit Jahrhunderten immer wieder versuchten, in das Land einzufallen.
    Er kleidete sich hastig an, wischte sich dann doch nur kurz über die Stiefel, griff Schwert und Dolch und eilte davon. Es wurde Zeit, bei der Zitadelle vorstellig zu

Weitere Kostenlose Bücher