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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Kuvert. Ungeduldig brach der Graf das Siegel, – ein kurzer Blick hatte gereicht, um die Feder darauf zu erkennen –, und noch während er das Pergament entfaltete, nahm er sich vor, sich darüber zu beschweren. Er war der Botschafter eines mächtigen Königreichs und sah es nicht ein, von einem Lakaien der Kaiserstadt mitten in der Nacht geweckt zu werden.
    Doch dann las er den ersten Satz, wurde bleich und hielt sich am Türrahmen fest, bevor er leise fluchte. »Von Freise!«, brüllte er den Gang entlang. Dort öffnete sich auf der linken Seite die letzte Tür, und ein junger Mann trat heraus, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, aber mit einem Schwert in der Hand.
    Mit grimmiger Genugtuung stellte der Botschafter fest, dass er den Mann wohl aus dem tiefsten Schlaf gerissen hatte, so verschlafen sah er aus.
    Er winkte den Baronet heran, der gerade noch rechtzeitig verhinderte, den Botschafter herzhaft anzugähnen, und drückte ihm die aufgebrochene Botschaft in die Hand.
    »Ich denke, von Freise, dass dies genau das ist, weshalb Ihr hergekommen seid. Fast wie für Euch gemacht, würde ich sagen«, teilte er dem jungen Mann mit einem boshaften Funkeln mit. »Also Baronet… tut etwas dagegen!«
    Der junge Adlige blinzelte zweimal und rieb sich die Augen, zuerst verstand er nicht, was dort geschrieben stand, dann sah er überrascht auf. »Was soll ich dagegen tun, Graf? Der Mann ist tot!« Im nächsten Moment hätte er alles dafür gegeben, diese Worte zurückzunehmen, als einzige Entschuldigung mochte nur dienen, dass er soeben noch im tiefsten Schlaf gelegen hatte.
    »Götter!«, knurrte der Botschafter. »Seid Ihr sicher, dass Euch der Prinz nicht mit einem anderen verwechselt hat? Wenn Eure Dämlichkeit auch für andere Eures Schlags gilt, dann ist das Königreich schon lange verloren!« Er funkelte den jungen Mann mit seinem guten Auge an. »Wenn Ihr ihn nicht ins Leben zurückrufen könnt, was ich doch sehr vermute, dann begrabt ihn. Tut das eine oder andere, aber findet heraus, warum er sich dort unten im Hafen umbringen ließ, anstatt hier zu sein, wie es sich schließlich für einen Kammerdiener gehören sollte.«
    Mit diesen Worten schloss sich die Tür des Botschafters mit einem lauten Knall vor der Nase des jungen Adligen. Der Gardist sah an ihm herab, nickte ihm mit einem amüsierten Lächeln zu und ging davon, während Baronet Tarkan von Freise, Cousin von Prinz Tamin, dem Erben der Krone von Aldane, auf sein Schwert und dann auf seinen Lendenschurz hinabsah. Letzterer war gerade im Begriff, sich von seinen Lenden zu lösen.
    Hastig hielt er ihn fest und eilte in sein Zimmer zurück. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte ihm, dass es früh am Morgen war, die Morgenröte kam eben erst auf. Er nahm den Kerzenständer von der Anrichte, eilte hinaus in den Flur, wo er die Kerzen an einer Wandlampe entzündete, und zurück in sein Zimmer.
    Er warf die Tür hinter sich zu, riss die Türen des Schranks auf und trat mit der Kerze in der Hand zurück, um sich über das Ausmaß des Schadens ein Bild zu machen. Doch es hatte sich nichts getan, noch immer hatte sich niemand um seine Kleider gekümmert, sie hingen noch genauso zerknittert da, wie sie am Abend zuvor ein Diener aus den Seekisten genommen hatte.
    Es half nichts, dachte Tarkan frustriert, das Wams von gestern musste noch mal seinen Dienst erfüllen. Glücklicherweise sah man ihm wenigstens nicht an, dass es schon einmal getragen worden war. Die Stiefel jedoch waren ein wahres Unglück… Das Seewasser hatte einen weißen Rand auf ihnen zurückgelassen.
    Er nahm Stiefel und Putzkiste aus dem Schrank, setzte sich auf sein Bett und nahm die Bürste heraus. Dann stockte er. Der Kammerdiener? Was hatte der Kammerdiener nachts im Hafen zu tun? Langsam stand er auf und ging hinüber zur Kommode, wo er eine Schublade aufzog und ein flaches, kunstvoll gefertigtes Kästchen herausnahm, das auf dem Lid das Wappen von Aldane trug. In dem Kästchen lag auf einem Bett aus Seide ein Dolch, hervorragend gearbeitet, doch in der Ausführung überraschend schlicht.
    »Für Euch, Tarkan«, hatte Prinz Tamin lächelnd gesagt, als er ihm vor wenigen Tagen das Kästchen überreichte. »Eine Aufmerksamkeit Eures Prinzen, die Euch zeigen soll, wie sehr er Euch schätzt.«
    Tarkan hatte ihn verblüfft angesehen und dann das Kästchen geöffnet. »Eine gute Waffe«, hatte er bekundet und seinen Prinzen misstrauisch angesehen, als dieser sich in den besten Stuhl fallen ließ,

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