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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zu lassen. Es musste etwas an ihm sein, das sie übersah.
    Frustriert wandte sie sich wieder ihrem letzten Projekt zu, die Bücher lagen noch aufgeschlagen auf dem Tisch. Diesmal braucht sie nicht lange, dann schloss Desina das Buch und lächelte zufrieden, wenigstens hier war sie weitergekommen. Sie wusste jetzt, wie man das Rad an der alten Schmiede wieder in Betrieb nehmen konnte.
    Desinas Treffen mit den Gildenmeistern fanden an dem Ort statt, an dem sich die wahre Macht der Reichsstadt offenbarte, der Ständekammer, oder wie man sie noch nannte, dem Gildenrat, in dem die Vertreter der Gilden und die mächtigsten Handelshäuser der Stadt um die Vorherrschaft rangen.
    Wer es noch nicht wusste, dachte Desina, als sie auf das große Tor zuging, das zum Innern der Ratshalle führte, der brauchte nur einen Blick auf den imposanten Bau der Ständekammer zu werfen. Dann verstand jeder sofort, von wo aus die Geschicke der Reichsstadt in Wahrheit gelenkt wurden.
    So sehr hatten die Gildenmeister am Anfang um die Gunst Desinas gebuhlt, dass Stabsobrist Orikes es sogar für nötig befunden hatte, ein Machtwort zu sprechen und Desina zwei Bullen mitzugeben, die Sorge trugen, dass sie von den Meistern nicht zu sehr bedrängt wurde.
    Diese Zeiten waren längst vorbei, heute entschied Desina selbst, und sie hielt eine kühle Distanz zu den meisten der Gildenmeister. Mit einer Ausnahme.

 
    11
     
     
     
    »Du siehst fast schon wieder menschlich aus«, meinte Fefre fast zur gleichen Zeit, während er ein imaginäres Stäubchen von seiner frischen Uniform wischte. »Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt. Obwohl die Knitterfalten in deinem Gesicht natürlich ein Hinweis sind.«
    »Gibt es etwas, mit dem ich dir deine unerträglich gute Laune vermiesen kann?«, fragte Santer säuerlich, als er versuchte die Schnallen an der linken Seite seiner gehärteten Lederrüstung zu schließen. Eine größere hatte der Zeugwart nicht bereit gehabt, was natürlich Santers Schuld war. Eine Seeschlange hatte, verdammt noch mal, nicht so groß zu sein wie der Stabsleutnant.
    »Ich glaube, nein, Leutnant«, grinste Fefre und half dem Stabsleutnant, die Schnalle zu schließen. »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mich auf die Götter verlassen kann. Es gibt für alles einen Grund, und es wird sein Gutes haben, dass die Seereiter ohne uns ausgelaufen ist. Du wirst sehen, Stabsleutnant, es wird sich noch alles zum Besten wenden.«
    »Es wird Monate dauern, bis wieder ein Posten als Erster Offizier frei wird, Fefre«, sagte Santer. »Ich brauche mehr Seeerfahrung, wenn ich mein eigenes Kommando haben will. Euer dämlicher Streich hat uns diese Nachtwache eingebracht, und Rikin hat den Posten Romin gegeben!« Santer warf seinem Freund einen grimmigen Blick zu. »Jetzt erkläre mir mal, warum das gut sein soll?«
    »Nun«, meinte Fefre, »es gibt Dinge, die können nur die Götter erklären.«
    »Na, bestens«, seufzte Santer und fuhr sich mit der Hand über das kurze blonde Haar, das wirr nach allen Seiten abstand.
    Noch immer verstand er nicht ganz, was geschehen war. Bis auf eins: In den Händen hielt er seine Versetzungspapiere. Fefre hatte sie ihm in die Hand gedrückt, bevor Santer noch ganz wach war. Er hatte das Siegel gebrochen, die Zeilen überflogen und dann nur noch fassungslos den Kopf geschüttelt.
    Er sollte sich beim Turm der Eulen melden, um seinen neuen Posten als Adjutant der Eule anzutreten. Aber warum das so sein sollte, das wurde natürlich nicht erwähnt.
    »Was für ein Mist«, schimpfte Santer »Weißt du, wie lange ich auf die Gelegenheit gewartet habe, Erster Offizier zu werden?«
    »Beschwer dich nicht«, meinte Fefre mit einem Grinsen. »Ich habe eben erfahren, dass ich dafür den Jagdbooten zugeteilt wurde. Das wird eine nasse Angelegenheit. Brr.« Er schüttelte sich demonstrativ.
    Die Jagdboote waren die Arbeitstiere der Seeschlangen hier im Hafen. Offene Langboote mit dreißig Rudern und einer kleinen Bailiste im Bug, die für alles im Hafen eingesetzt wurden, von Lotsenfahrten über Schleppdienste bis zur Durchsuchung der Schiffe nach Konterbande. Ein harter Dienst, der einen dazu verdonnerte, den größten Teil des Tages auf dem kalten Wasser des Hafens und an den Rudern zu verbringen.
    »Geschieht dir zu Recht! Bist du jetzt immer noch der Meinung, es hätte etwas Gutes?«, fragte Santer.
    »Sicher«, antwortete Fefre. »Ich habe dir doch von Elisa erzählt? Die Tochter vom Bäcker vorn am Kornplatz? Ich

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