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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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baute, etwa die Kaiserbrücke über den Fluss Ask, der dieser Stadt den Namen gegeben hatte. Die Brücke reichte in der Spanne gute siebzig Schritte weit und ließ auch heute noch jeden Baumeister ungläubig den Kopf schütteln.
    Auf diesem Wissen hatte die Macht des Alten Reichs mindestens so sehr geruht wie auf den gepanzerten Schultern seiner Legionäre, aber im Lauf der Jahrhunderte war so manches sorgsam gehütete Geheimnis unwiederbringlich verloren gegangen.
    Doch es gab einen Ort, von dem man wusste, dass er dieses Wissen auch heute noch barg. Den Turm der Eulen, einen Turm aus weißem Stein, der noch höher als er über die Erde ragte in die Tiefe gebaut worden war. Sieben Stockwerke über der Erde und dreizehn darunter, wenn man das Erdgeschoss mitzählte, ergaben die Zahl einundzwanzig, in der Magie der Zahlen ein glücklicher Wert.
    Dort unten, in den tiefsten Katakomben des Turms, abgesichert durch die mächtigsten Magien, von Askannon, dem Ewigen Herrscher selbst gewirkt, lag das Wissen der Eulen, die Ergebnisse ihrer Forschung um das Wesen der Dinge.
    Aber nur Eulen konnten diesen Turm betreten. Oder solche, die über die Fähigkeit und den Willen dazu verfügten, ein Maestro des Turms zu werden. Zudem mussten sie der Reichsstadt gegenüber loyal und bereit sein, einen magischen, bindenden Eid zu schwören. Woher der Turm das wissen konnte, welcherart die Magien waren, die der Ewige Herrscher einst hier gewirkt hatte, um das zu bewerkstelligen, war Desina auch nach ihren langen Jahren im Turm ein Rätsel.
    Eines jedoch war ganz und gar gewiss. Einem Feind der Reichsstadt oder einem, der auch nur das Talent eines Seelenreiters in sich trug, war der Zugang zum Turm verwehrt.
    Es gab nur diese eine Tür zum Turm. Man wusste, dass sie Eulen passieren ließ. Aber wie genau das möglich war, wurde nie erwähnt. Jahrhundertlang wurde alles versucht, in den Turm zu gelangen, um an das Wissen heranzukommen. Nicht das magische Wissen, man hätte es ja nicht nutzen können, sondern das Wissen über die Welt, das die Eulen gesammelt hatten.
    Es wurde eine Tradition daraus, die auch heute noch Bestand hatte. An ihrem sechsten Lebensjahr traten die Kinder der Reichsstadt vor diese Tür der Eulen und versuchten sie zu öffnen. Allein für den Versuch erhielten sie ein Silberstück. Manche sahen es als Glückbringer, irgendwann erhielt dieses Silberstück sogar eine eigene Prägung, das Reichswappen auf der Vorderseite, die Eule auf der Rückseite, so entstand aus dieser Tradition der Eulentaler. Desina kannte viele andere, die wie sie selbst auch noch immer ihren Eulentaler als Glücksbringer an einer Kette um den Hals trugen.
    Doch über Jahrhunderte war diese Tür nicht aufgegangen. Bis vor etwas über zwölf Jahren Desina für Istvan etwas von der Schwertschmiede in der Zitadelle abholen sollte. Der Schmied machte gerade Pause, und die Gesellen wussten nicht, was es war, das sie holen sollte, oder fanden es nicht.
    Desina wusste damals nicht viel über den Turm. Es war auch das erste Mal, dass sie den Außenhof der Zitadelle betrat, wo im Schutz der mächtigen Mauern der Turm der Eulen stand. Sie war damals gerade zwölf Jahre alt, weit über das Alter hinaus, in dem sich jemals ein magisches Talent gezeigt hatte.
    Also ging sie neugierig zum Turm und suchte diese Tür, die man öffnen sollte. Es gab sie gar nicht, nur einen offenen Durchgang zu einer gemütlich eingerichteten Halle. Also ging sie hinein und sah sich um. Die Magie, die so überreichlich in diesen Steinen verankert war, hatte alles darin so gehalten, wie es die letzte Eule verlassen hatte, einschließlich des Fleischs im überaus großzügig ausgestatteten Vorratsraum. Desina fand dort eine Kette Dörrwurst, sie hatte Hunger, also aß sie zwei Würste und ging wieder hinaus, um sogleich von zwei Wachen ergriffen zu werden.
    Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie dachte, dass sie so oft jemandem den Beutel geleert hatte, ohne erwischt zu werden, und ihr nun ausgerechnet wegen zwei Würsten das Ohr geschlitzt werden sollte.
    Tatsächlich aber bot Stabsobrist Orikes, zu dem man sie gebracht hatte, ihr im Namen des Kommandanten Keralos persönlich an, die erste Eule zu werden, die man in der alten Reichsstadt seit Jahrhunderten gesehen hatte.
    Dies schien ihr bei weitem besser, als zur Strafe das Ohr geschlitzt zu bekommen. So also wurde eine der besten Diebinnen Askirs zur Schülerin der Eulen.
    Desina war zwölf Jahre alt, als sie dort im

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