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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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glaube, sie mag mich, aber da sie wusste, dass ich mit der Seereiter auslaufen würde, wurde nichts draus. Jetzt denke ich, dass ich mein Glück noch mal bei ihr versuchen werde. Ich habe so ein Gefühl bei ihr.«
    »Du bist unverbesserlich«, meinte Santer und musste fast widerwillig lachen, bevor er wieder trübe auf den Befehl in seiner Hand herabsah.
    »Sag schon, was ist los?«, fragte Fefre, der seinen großen Freund kaum so kannte.
    »Ich werde versetzt.«
    »Wie, das war alles?«, fragte Fefre erstaunt. »Bei der Unruhe, die das Signal von der Zitadelle ausgelöst hat, dachte ich, es wäre etwas geschehen! Du wirst nur versetzt, das ist alles?«
    »Es kommt immer darauf an, wohin man versetzt wird«, sagte Santer. »Ich bin jetzt der neue Adjutant der Maestra.«
    »Götter!«, rief Fefre beeindruckt. »Du musst sie arg beeindruckt haben.«
    »Mag sein«, sagte der Stabsleutnant. »Allerdings weiß ich nicht, womit.«

 
    12
     
     
     
    Der Ständeplatz war neben dem Tempel- und dem Arsenalsplatz einer der größten der Reichsstadt. In seiner Mitte erhob sich die Ratshalle, ein Gebäude das wohl ganz bewusst einem Tempel ähnelte. Das Gebäude selbst war ringförmig, gut hundertzwanzig Schritte im Durchmesser und mehr als dreißig Schritte breit, und umschloss einen Hof, der etwas weniger als sechzig Schritte im Durchmesser maß. Eine gewaltige, atemberaubende Kuppel aus Stein, Stahl und Glas überdeckte diesen Innenhof, elegante, trotz ihrer Höhe fast filigran wirkende Säulen stützten die Kuppel innen ab und umsäumten das Gebäude aus weißem Marmor. Ein kleiner Garten war in dieser Halle angelegt, an einer Seite gab es einen eleganten Pavillon, in dem die Reichen und Mächtigen oft zu finden waren, wenn sie ihr Frühstück zu sich nahmen. Hier gab es Tee und Kafje in vielerlei Sorten, Gebäck und Naschereien aus den fernsten Ländern. Hier wurden viele der Geschäfte in angenehmster Umgebung und über einem Tee in kostbarem Porzellan getätigt.
    Mit ihren sechs Stockwerken war die Ratshalle ein Traum aus weißem Marmor, licht und hell, mit weiten Fluren und großzügigen Räumen, von denen die begehrtesten über einen Balkon zum Innern der Ratshalle verfügten.
    Andere Reiche besaßen ihren Adel, in Askir regierten der Handel und das Gold. Im Hafen, vor den inneren Mauern und so von den Stadtzöllen befreit, wurden auf dem Hart- und Weichmarkt jeden Tag enorme Mengen an Waren und an Gold umgesetzt. Wer reich werden wollte, besaß dazu gute Chancen, wenn er auf den Handelsmärkten schnell genug war, um im Hafen billig zu ersteigern und die Ware an anderer Stelle teuer zu verkaufen.
    Wer aber schon reich war, den trieb es in die Ratshalle. Denn wer hier einen Sitz besaß, handelte nicht mehr mit Waren und trug kein Bündel auf seinem Rücken in die Außenbezirke der Stadt. Hier wurde nicht mit lautem Geschrei Auktionen gewonnen. Nein, in diesen Hallen waren es ruhige Gespräche und das Kratzen eines Federkiels auf teurem Pergament oder bester Bütte. Mit einem Handschlag wechselten hier ganze Schiffe ihre Besitzer, wurden Erze, Hölzer und der Ertrag von fernen Ackern verschachert, bestimmte ein Nicken oder ein geflüstertes Wort über Handelsgeschäfte, Schürfrechte oder den Ertrag ganzer Manufakturen in nah und fern.
    »Wenn Ihr wissen wollt, Desina, wo das Herz der Reichsstadt schlägt, dann findet Ihr es hier«, hatte Oldin, der Gildenmeister der Schmiede, zu ihr gesagt, als er sie vor vielen Jahren stolz durch diese erhabenen Gänge führte. »Hier pocht es, pulsiert es, hier spürt man das Blut und die Kraft der Reichsstadt. Es sind nicht die Schwerter der Legion, auf die sich Askir stützt, es ist der Handel, der uns stark macht, der Handel, das Wissen, und die Qualität der Waren aus unseren Manufakturen.«
    Damals, vor vielen Jahren, war Oldin ihr wie ein Gott erschienen, ein freundlicher alter Mann, der sich für jedes Detail begeistern konnte, die weiße, goldbestickte Robe des Gildenmeisters mit Würde trug und immer ein freundliches Wort für sie bereit hielt.
    Er selbst hätte nie bestritten, dass er stets auch auf seinen Vorteil bedacht gewesen war. Doch diese kleinen Gesten, die freundlichen Worte, die Zeit, die er sich oft nahm, auch nachdem er von ihr erhalten hatte, was er suchte, waren der Grund dafür, dass Oldin der einzige der Gildenmeister war, den sie gern aufsuchte.
    Jetzt, nachdem sie lächelnd an seine Tür geklopft hatte, erschrak sie fast, als sie sah, wie mühsam er sich

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