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Die Evangelistin

Die Evangelistin

Titel: Die Evangelistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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verschwin…«
    »Das weiß ich . Und das weißt du . Aber weiß das auch Tristan, der dich im Rat der Zehn anklagen wird?«
    Er schnappte nach Luft.
    »Oder Antonio Grimani, der, seit du ihn vor fünfzehn Jahren ins Exil geschickt hast, dein erbittertster Gegner im Consiglio dei Savi ist? Ich habe Signor Grimani heute Morgen einen versiegelten Umschlag gebracht, den er in seinem Tesoro verwahren wird, bis ich ihm sage, was er damit tun soll. Die darin enthaltenen Dokumente sind eine sehr detaillierte Aufstellung deiner Vergehen. Der Patriarch hat einen zweiten Umschlag von mir erhalten.
    Solltest du – was ich nicht hoffe! – mit meinen Bedingungen nicht einverstanden sein, werden die beiden Umschläge heute Abend dem Consiglio dei Dieci übergeben werden, durch den Patriarchen und den Prokurator höchstpersönlich. In diesem Fall solltest du heute Nachmittag die wenigen Sachen packen, die du im Kerker des Dogenpalastes benötigen wirst. Ich denke, eine kleine Tasche wird genügen. Du wirst nicht lange dort sein.«
    »Du meinst es wirklich ernst!«
    »Todernst!«, versicherte ich ihm. »Nun zu meinen Bedingungen.« Ich nahm die Dokumente von seinem Schreibtisch und blätterte darin.
    »Ich weiß, dass du in den vergangenen Jahren des Krieges gegen den Papst und den Kaiser der Republik Venedig immer wieder große Anleihen gegeben hast, die nicht zurückbezahlt wurden, weil die Serenissima bankrott ist. Du hast dich bis über beide Ohren verschuldet, damit der Löwe von San Marco den Krieg um seine Freiheit und Unabhängigkeit fortsetzen kann.
    Nach dem Zusammenbruch der venezianischen Banken hast du dich dafür eingesetzt, dass die Juden nach Venedig kamen. Du hast dich an den Verhandlungen der Condotta beteiligt. Vor fünf Jahren musstest du dir bei Aron Ibn Daud Geld leihen, das du bis heute nicht zurückzahlen konntest. Mit anderen Worten: Du hast alles verloren. Du brauchst Geld. Und du willst es von mir .«
    Ich zog zwei Schriftstücke aus dem Haufen der Dokumente auf meinen Knien und reichte sie ihm.
    »Mit dem ersten Vertrag überschreibe ich dir den Palast unterhalb der Akropolis von Athen, den meine Mutter mir hinterlassen hat. Ich schätze, dass er fünfzehn- bis zwanzigtausend Zecchini wert ist. Die Familie Iatros in Athen wird nicht begeistert sein, dass ausgerechnet du den Palast erhältst, aber ich werde Onkel Philippos schreiben und ihm alles erklären.
    Der andere Vertrag regelt die Eigentumsrechte meines Landbesitzes auf der Insel Rhodos. Die Weinberge, die Obstplantagen und der Olivenhain bringen weitere zehntausend Zecchini, wenn du sie verkaufst. Das dürfte ausreichen, damit du in den nächsten Jahren deinen kostspieligen Wahlkampf um das Amt des Dogen finanzieren kannst.«
    Fassungslos starrte er mich an. »Warum tust du das – nach allem, was zwischen uns geschehen ist?«
    »Ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist, Antonio. Deine Motive als Prokurator von Venedig waren immer ehrenwert. Du hast alles geopfert, um den Löwen von San Marco im verzweifelten Kampf um seine Freiheit zu stärken. In diesem endlosen Krieg gegen den Sultan, den Kaiser und den Papst hast du alles verloren. Alles, bis auf deine Ideale. Unbeirrbar hast du weitergekämpft – dafür gebührt dir mein Respekt.
    Nach dem Tod meines Vaters hast du dich entschlossen, mich zu opfern, um mit Hilfe meines Erbes den Kampf, in dem dein Cousin Giacomo gefallen ist, weiterführen zu können. Nach der Schlacht von Agnadello hast du dem Maggior Consiglio sogar angeboten, selbst in den Krieg zu ziehen.
    Antonio, ich will dir helfen, diesen Kampf um die Unabhängigkeit der Republik Venedig, um meine Freiheit und die Freiheit derer, die ich liebe, nicht nur weiterzuführen, sondern am Ende auch zu gewinnen.«
    Ich reichte ihm ein weiteres Schriftstück.
    »Das ist eine Vollmacht, die du unterschreiben musst. Sie gestattet es mir, deine Schulden bei Aron Ibn Daud zu tilgen und den Kreditvertrag sicher zu verwahren.«
    Er war zutiefst beschämt. »Was verlangst du dafür?«
    »Erstens: Du lässt Tristan und mich in Ruhe. Keine Attentate, keine Drohungen, keine Erpressungen, keine Intrigen. Und keine Angriffe gegen Tristan im Senat.«
    »Einverstanden.«
    »Zweitens: Als einflussreicher Prokurator verhinderst du die Ausweisung der Juden aus Venedig. Du sorgst dafür, dass die Condotta mit der jüdischen Gemeinde verlängert wird. Und du redest mit deinem Freund Zaccaria Dolfin, damit er künftig so unsinnige Vorschläge wie eine

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