Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Evangelistin

Die Evangelistin

Titel: Die Evangelistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
Glaubensdisputationen mit dem Großinquisitor in der Mezquita von Córdoba. Er weiß von Sarahs und Benjamins Tod auf dem Scheiterhaufen und von meiner Flucht nach Venedig. Und …« Er atmete tief durch. »… er weiß, dass Cisneros mich vor einigen Wochen zum Tode verurteilt hat.«
    Was würde Angelo nun tun? Elija, der zum Tode verurteilte Converso Juan de Santa Fé, der in Venedig als Jude lebte, war seiner Karriere schädlich – denn der ehrgeizige Angelo, der die Stufen der Macht sehr schnell erklommen hatte, wollte Kardinal werden.
    Ich musste so schnell wie möglich mit Gianni sprechen!
    Aber was konnte er gegen den spanischen Großinquisitor unternehmen, der nicht dem Papst, sondern König Fernando von Aragón unterstand? Cisneros war so mächtig, dass man ihn, den Vertrauten Fernandos, ›den zweiten König‹ nannte. Fernando war krank, und ich hatte keinen Zweifel, wer als Regent in Spanien die kirchliche und weltliche Macht innehaben würde, wenn der Rey Católico in einigen Monaten starb: Kardinal Francisco Jiménez de Cisneros!
    Ich musste Gianni die Wahrheit über Elija sagen! Sein Entsetzen konnte ich mir vorstellen. Würde er meinen Wunsch ablehnen, wenn ich ihn bat, mich noch am selben Tag …
    »Celestina, ich habe furchtbare Angst«, gestand Elija leise. »Nicht um mich, sondern um dich und Netanja. Denn ich habe erkannt, dass ich nirgendwo auf der Welt sicher sein kann: nicht in Venedig und nicht in Rom. Wenn Cisneros mich findet, wird er mich mit Gewalt nach Córdoba zurückbringen, um selbst die Fackel auf meinen Scheiterhaufen zu werfen.«

    » Was soll ich?«
    Gianni war fassungslos, als ich ihm am nächsten Morgen in der Stanza della Segnatura meinen Wunsch vortrug. Elijas Geschichte hatte ihn aufgewühlt, doch meine Bitte traf ihn ins Herz.
    Er sprang von seinem Sessel hinter dem Schreibtisch auf und ging zum Fenster seines Arbeitszimmers. »Celestina, das kann ich nicht tun!«, rief er. »Ich will es auch nicht! Dein Seelenheil …«
    »Gianni, du bist nicht nur mein Papst, sondern vor allem mein Freund. Und ich bitte dich, meinen Wunsch zu respektieren!«
    Als er sich, einen Ausweg aus seinem Dilemma suchend, abwandte, fuhr ich fort:
    »Um unserer Freundschaft willen bitte ich dich, mir diesen Gefallen zu tun. Denn ich will diesen Schritt nicht ohne dein Wissen als mein Papst und ohne dein Einverständnis als mein Freund tun. Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit, mit Elija zusammenzuleben und ihn eines Tages zu heiraten. Gianni, wir erwarten ein Kind«, erinnerte ich ihn.
    Er schwieg, verzweifelt über meine Entschlossenheit und meinen Eigensinn. Er schaffte es einfach nicht, sich zu mir umzudrehen, mir in die Augen zu sehen und mich zu fragen: Wirst du konvertieren?
    »Wenn du es nicht übers Herz bringst, mir diesen Gefallen zu tun, weil er deinem Glauben widerspricht und deine Gefühle für mich verletzt, dann habe ich dafür Verständnis. Ich werde dich nicht länger mit meinem Wunsch quälen.« Ich wartete ab, und als er immer noch schwieg, sagte ich: »Ich werde einen anderen Priester finden! Das dürfte im Vatikan nicht allzu schwierig sein!« Ich erhob mich und ging zur Tür.
    Schon hatte ich den Türgriff in der Hand, als er mich zurückrief:
    »Celestina, bitte warte!«
    Er schlich zurück zu seinem Schreibtisch, ließ sich auf den Sessel fallen, griff nach der silbernen Glocke und läutete.
    Als Angelo den Arbeitsraum des Papstes betrat, bat ihn Gianni: »Würdest du bitte Kardinal Bembo bitten, zwei Exkommunikationsbullen aufzusetzen – eine für Celestina Tron, eine für Juan de Santa Fé. Er soll sie heute noch siegeln. Es ist lebenswichtig: Als Converso ist Elija durch die spanische Inquisition zum Tode verurteilt worden. Abschriften beider Bullen sollen noch heute an Kardinal Cisneros, den Großinquisitor von Kastilien, gesandt werden.«
    Der Erzbischof sah mich betroffen an, dann nickte er.
    »Und bitte bring mir eine Heilige Schrift, eine Glocke und zwei Kerzen. Celestina wünscht, dass du an der Zeremonie teilnimmst.«
    Angelo schloss für einen Augenblick die Augen. Dachte er daran, wie viel Schuld er an Elijas und meiner Entscheidung hatte, die Kirche zu verlassen?
    Resigniert wandte er sich ab und verließ den Raum, um wenig später mit Buch, Glocke und Kerzen zurückzukehren.
    Die Glocke symbolisiert den öffentlichen Charakter der Exkommunikation, die Heilige

Weitere Kostenlose Bücher