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Die ewige Bibliothek

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Titel: Die ewige Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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es, Langbein? Was hat er Ihnen gegeben?«
    Langsam öffnete Michael seine Hand und enthüllte einen Gegenstand, der vermutlich dreimal so alt war wie die Siedlung selbst – ein Mechanismus aus geprägtem Kupfer, versehen mit einer gläsernen Ziffernblattscheibe. Er besaß sechs Zeiger, die alle auf eine Vielzahl von Glyphen wiesen, die wiederum in drei konzentrischen Bögen angeordnet waren. Auf einer separaten Drehscheibe befanden sich einander kreuzende Linien. In das weiche, grünliche Metall auf der Rückseite war eine größere Glyphe geritzt. An den Kanten wechselten sich mehrere Einkerbungen mit hervorstehenden Stiften ab, von denen der größte leicht gerillt und etwa einen Zentimeter lang war. Galen sah Michael verblüfft an, langte hinüber und drehte an dem gerillten Stift. Dann drückte er ihn einer Eingebung folgend hinunter.
    Die Eingeweide des Gegenstandes gaben ein schwaches, knirschendes Geräusch von sich, dann erwachten zwei der Zeiger zum Leben. Galen sah zu, wie Michael ihn an sein Ohr drückte und vor Verwunderung nach Luft schnappte.
    »Was ist? Was ist los?«
    »Das hier ist eine achtzehntausend Jahre alte Uhr«, sagte Michael mit aufgerissenen Augen. »Und sie tickt.«

 
KAPITEL ZEHN
Die Anabasis-Maschine
     
    »Also«, begann Galen, als er sich Juda in dessen Labor gegenübersetzte. »Wir haben gedacht, wir besäßen ein Geschichtsbuch, und es stellt sich heraus, dass wir auf das Ende der Welt gestoßen sind.«
    »Auf ein Ende der Welt«, korrigierte ihn Michael aus dem hinteren Teil des Raumes, wo er eine große Maschine untersuchte, die wie ein Atomreaktor aus der Muppet-Show aussah. Sechs Arme ragten wie Kontrollstäbe aus ihr heraus, wanden sich jedoch in übereinanderliegenden Schlaufen zur Maschine zurück. Den Mittelpunkt bildete ein Staubsauger – jedenfalls sah es so aus. Michael fand, dass die Maschine hübsch war, aber wahrscheinlich auch teuer – und fragte sich dann, ob sie nur annähernd so viel gekostet habe, wie er ständig für modrige Papierfetzen ausgab.
    Juda winkte beide entschuldigend zu sich. »Ich glaube, das ist mein Fehler – ich wollte nicht andeuten, dass das Ende eines Kalender-Umlaufs tatsächlich das Ende der Welt bedeutet – ganz und gar nicht. Für die Maya bedeutete der Tag Null, selbst auf einem Kalender-Umlauf, nicht unbedingt Zerstörung. Manchmal war er einfach nur ein Übergang. Das konnte alles heißen – zwei Spektralwelten, die einander in der Nacht passierten, ein Verschmelzen bestimmter Aspekte der Welt; oder eben auch Zerstörung.«
    »Was glauben Sie, wird sich denn in nächster Zeit abspielen?«, fragte Michael. »Ein Film oder eine Katastrophe?«
    »Das lässt sich unmöglich mit Gewissheit sagen, aber ich habe folgende Theorie: Meiner Meinung nach treten die zerstörerischen Umkehrungen nur während der großen Zusammentreffen auf; das heißt, wenn ein ganzer Durchlauf der Langen Rechnung mit anderen Kalender-Umläufen zusammenfällt. Wenn das Zusammentreffen kleinere Bögen betrifft, findet möglicherweise eine Übertragung von Aspekten der Welt statt, zum Beispiel Aluminium, das im alten China landet.«
    »Oder Coelacanthus in einem See in Tibet«, warf Michael ein.
    »Genau«, sagte Juda. »Und dann gibt es noch die Umkehrung, die meiner Meinung nach am häufigsten auftritt. Dann werden während des Übergangs beide Welten füreinander sichtbar. Das dauert vielleicht nur einen Augenblick, oder ein Jahr – aber während dieser Zeit besteht ein Bewusstsein des… Andersseins. Davon handeln, wie ich glaube, die meisten Bücher in Meru – es sind Chroniken von sichtbaren Umkehrungen.«
    »Aha«, sagte Galen, »etwa der Bericht über Londonium in einem Schriftstück, das eine halbe Million Jahre alt ist.«
    »Ja. Und ich glaube, dass das auch auf die Ur-Edda zutreffen könnte.«
    »Ich kann mir das ganze Umkehrungskonzept immer noch nicht richtig vorstellen«, sagte Michael. »Das liegt ein wenig außerhalb meiner Lesegewohnheiten.«
    Juda dachte einen Augenblick nach, griff dann in eine Schreibtischschublade und nahm ein Blatt Papier und eine Schere heraus. Er schnitt einen langen Streifen ab, der etwa zwei Zentimeter breit und vierzig Zentimeter lang war. Dann legte er die Enden aufeinander, nachdem er den Streifen zuvor in sich verdreht hatte. Er entfernte die Enden etwa einen halben Zentimeter voneinander und befestigte sie mit durchsichtigem Klebeband.
    »Schauen Sie sich das an«, sagte er.
    »Ein Möbiusband«, sagte

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