Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ewige Bibliothek

Die ewige Bibliothek

Titel: Die ewige Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
Vom Netzwerk:
beschreibt?«
    »Das ist möglich«, sagte Juda.
    »Großartig«, sagte Michael. »Ich habe mich schon immer gefragt, wie die Ragnarök aussehen würden.«
     

     
    »Wenn Sie mich bitte entschuldigen«, sagte Galen und erhob sich aus der Hocke. »Ich muss mich verabschieden, um mich einer persönlichen Angelegenheit zu widmen.«
    »Ist das Ihr Ernst? «, fragte Michael. »Sie wollen verschwinden?«
    Galen machte ein finsteres Gesicht und stapfte in Richtung einer Schonung davon.
    »Sie Schaf«, schmunzelte Juda. »Er verschwindet nicht – er muss nur mal pinkeln.«
    »Oh. Tut mir Leid.«
    Juda saß in der Nähe der Uferböschung und ließ Zweige in die Wasserstrudel fallen, während Michael unbehaglich von einem Bein aufs andere trat.
    »Was ist?«, fragte Juda, als er die nervösen Bewegungen seines Gefährten bemerkte, »müssen Sie auch pinkeln?«
    »Nein«, sagte Michael und setzte sich rasch. »Ich habe nur… ich… ich habe mich gefragt…«
    »Fragen Sie ruhig. Es macht mir nichts aus.«
    »Sie sagen, diese Umkehrungen können von einer einzelnen Weltsicht geformt werden, richtig?«
    »Von einer umfassenden Weltsicht, ja.«
    »Was hat Ihre Weltsicht geformt, Juda?«
    Huschte da ein leichtes Stirnrunzeln über Judas Gesicht? Michael konnte es in der zunehmenden Dunkelheit nicht genau erkennen. »Was bringt Sie zu der Annahme, dass meine Weltsicht geformt wurde?«, antwortete Juda, während er sich über den Erdhügel zwischen ihnen beugte, und einen Grashalm in den Mund steckte. »Ich für meinen Teil neige zu dem Glauben, dass manche von uns mit vorgefertigten Ansichten ausgestattet auf die Welt gekommen sein könnten, wie Athene aus dem Kopf von Zeus. Ich behaupte nicht, dass ich ein solches enfant capabilis gewesen bin, aber es ist immerhin denkbar, dass einige Ansichten nicht das Ergebnis der Umstände sind, sondern einfach da waren.«
    »Das ist denkbar«, stimmte Michael zu.
    Juda sah ihn mit dem Anflug eines Lächelns an, das verdeutlichte, dass er – wie beide wussten – der Frage ausgewichen war und dadurch ihre Berechtigung zugegeben hatte. Eine Zeit lang wirbelte er das dunkle Wasser unterhalb seiner Füße mit einem Stock auf und begann dann – zu Michaels Überraschung, wie zu seiner eigenen – zu erzählen.
    »Als ich ein Kind war, befand ich mich in einer unerträglichen Situation – der Mann, mit dem meine Mutter zusammenlebte, hegte eine ernsthafte und tiefe Abneigung gegen mich. Es hätte mich nicht überrascht, wenn er mir den Tod gewünscht hätte.«
    »Himmel«, sagte Michael. »Was hat Ihre Mutter davon gehalten?«
    »Gar nichts. Es hat sie nicht gekümmert, was mit mir geschah, ob ich am Leben blieb oder starb. Sie interessierte sich nur für ihre Flasche.«
    »Warum sind Sie nicht weggelaufen?«
    Juda hielt einen Moment inne, bevor er antwortete. »Ich hatte eine Schwester. Ich habe sie Mai genannt. Ich blieb, weil sie noch nicht alt genug war, um mitzukommen. Eines Tages beschloss der Alte, dass er genug von uns habe. Er steckte uns in einen Leinensack, ruderte mit uns in die Bucht hinaus und kippte den Sack über Bord.«
    Michael war sprachlos vor Entsetzen.
    Juda fuhr fort. Er erzählte die Geschichte gleichermaßen Michael wie sich selbst. »Aus dem Sack herauszukommen, war nicht schwer, aber Mai an die Oberfläche zu schleppen, verlangte meinem sechs Jahre alten Körper das Letzte ab. Als ich die Wasseroberfläche erreichte, war er mit dem Boot verschwunden. Wir wären beide gestorben, wenn nicht wenige Minuten später ein Stück Treibholz vorbeigeschwommen wäre. Ich schob Mai hinauf und fasste den Entschluss, sie in Sicherheit zu bringen, auch wenn ich bei dem Versuch umkommen sollte. Ich war fest davon überzeugt, dass ich mein Leben für sie geben würde. Stunden vergingen; ich schwamm und schob das Brett vor mir her. Mai erwachte hin und wieder und schlief wieder ein. Aber jedes Mal, wenn ich in ihre Augen sah, fühlte ich ein Auflodern neuer Kraft, denn ich erblickte in ihnen den Glauben eines Kindes an seinen Beschützer. Ich gab mein Bestes und mehr. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, nur dass es mir wie eine Ewigkeit vorkam. Dann sah ich den Pier, der direkt vor uns lag. Ich wollte schneller schwimmen, aber ich hatte keine Kraft mehr. Irgendwie fand ich den Willen, mich vorwärts zu schieben und hatte schließlich Sand unter den Füßen. Mit einem letzten Stoß wuchtete ich das Brett mit meiner schlafenden Schwester an Land und brach zusammen.«
    »War das der

Weitere Kostenlose Bücher