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Die ewige Bibliothek

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Titel: Die ewige Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Michael.
    »Die Anfänge davon; oder zumindest die Anfänge meines Interesses daran, geordnete Systeme aus chaotischer Information zu gewinnen. Es funktioniert nach den Prinzipien der Chaos-Theorie – das muss es eigentlich auch. Denn die konventionelle Physik bietet sehr wenig, mit dem man sich ein solches Gerät vorstellen, geschweige denn es beschreiben oder bauen könnte.«
    »Sie können es nicht beschreiben?«
    »Nicht seine Funktionsweise – nicht ohne drei Meter dicke Bücher voller Gleichungen und Zeichen. Aber ich kann sie selbst beschreiben. Ich nenne sie die Anabasis- Maschine.«
    »Anabasis?«
    »Ein außergewöhnliches Wort – es definiert sich selbst, sein Gegenteil und das, was dazwischen liegt. Es bedeutet vorwärts zu gehen, sich zurückzuziehen, und auf der Stelle stehen zu bleiben – alles in einem.«
    »Wie treffend«, bemerkte Galen trocken.
    »Wie sieht sie aus?«, fragte Michael.
    »Das wissen Sie bereits«, sagte Juda selbstzufrieden. »Sie haben sich gerade dagegen gelehnt.«
    »Die Muppet-Maschine?«
    »Genau die.«
    Die drei begaben sich in den hinteren Teil des Raumes und betrachteten das seltsame Gerät. »Viel her macht das Ding nicht«, sagte Galen.
    »Ich hoffe, ich kann Ihre Meinung darüber ändern«, antwortete Juda grinsend, »denn die Rechnung dafür steht auf dem nächsten Institutsetat.«
    »Wie viel?«
    Juda nannte eine Zahl und der Rektor wurde bleich. Michael lächelte breit. »Glückwunsch«, sagte er und klopfte Galen auf den Rücken. »Da fühle ich mich gar nicht mehr so schlecht mit meinem eine Million Dollar teuren Taschentuch!«
     

     
    Juda erklärte ihnen, was für Material er benötigen würde, um die Umkehrung zu berechnen. Er hatte die wesentlichen Daten eingegeben – die Kalender der Maya, Azteken, Sumerer, Anasazi, Tibetaner und ein Dutzend andere –, ebenso wie einige tausend Berechnungen, die sein Institut den größten Teil des Jahres auf Hochtouren hatten laufen lassen. Das einzige, was noch fehlte, waren Orientierungspunkte, die man am besten aus der Edda gewinnen konnte – und Michael war auf diese spezielle Arbeit gut vorbereitet.
    Sie kamen überein, sich am nächsten Abend zu treffen und das Experiment zu versuchen. Juda brachte Michael allein zur Tür – offenbar wollte er, dass Galen noch zu einer privaten Besprechung blieb.
    Wahrscheinlich wegen des anstehenden Etats, dachte Michael. Die Nacht war ein wenig kühl, doch der Gedanke, dass er nur der zweitgrößte Geldverschwender an der Universität war, hielt ihn den ganzen Heimweg über warm.
     

     
    Michael erschien am nächsten Abend kurz vor sechs in Judas Büro, die Arme voll beladen mit Zahlen und Daten. Galen war bereits da und hatte mit einem Drink in der Hand und einem sonderbaren Ausdruck im Gesicht Platz genommen.
    Michael tauschte den Stapel gegen einen Wodka Cola ein und setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch, während Juda zur Anabasis-Maschine ging und die Informationen über eine kleine Tastatur an der Seite des Gerätes eingab.
    Eine Stunde verging, dann noch eine. Und schließlich: »Ich hab’s!«
    Michael und Galen stellten ihre Getränke ab und eilten zu der Muppet-Zeitmaschine hinüber. »Und?«, fragten sie einstimmig.
    Juda zog eine seiner typischen pflaumenfarbenen Notizkarten hervor und hob eine Augenbraue. »Wir hatten Recht«, sagte er leise. »Es gibt einen Annäherungspunkt in der Edda, der zu unserer Zeit in Beziehung steht. Er ist klein, aber es gibt ihn.«
    »Wann? Wann ist es?«
    Juda drehte die Notizkarte um und zeigte ihnen das endgültige Datum, das die Anabasis-Maschine errechnet hatte.
    Der sechsundzwanzigste August – in nicht einmal drei Wochen.
    »Ich wusste es!«, rief Galen aus und klatschte die Faust in die Hand. »Ich wusste es!«
    »Heilige Scheiße!«, sagte Michael.
    »Okay.« Juda grinste. »Wer will Alberich kennen lernen?«
     

     
    Es ließ sich nicht mit Sicherheit sagen, wie lange die Umkehrung andauern oder mit welchem Grad von Intensität sie sich manifestieren würde. Sie beschlossen, dass alle Drei sich an dem besagten Tag nach Bayreuth begeben und bis dahin sämtliche Bekanntgaben hinsichtlich der Edda zurückhalten würden. Selbst wenn sich nichts Sensationelles ereignete, hätten sie auf diese Weise immer noch ein historisch wichtiges Schriftstück, das sie der ganzen Welt an einem angemessenen Ort präsentieren konnten. Und wenn wirklich etwas geschah, wären sie dennoch in der Lage, die Wahrnehmungen derer, die sie

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