Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
Brust, als die Seherkugel durch den Aufprall an der Wand zersprang. Sein Herz schmerzte ihm und automatisch griff er sich an die Brust. Seine Macht war erschüttert. Er hatte sich selbst eines seiner Machtinstrumente beraubt. Aber noch war nichts verloren. Wenigstens dachte das der böse Mann.
Mit seiner rechten Hand ergriff er das magische Fernrohr und lief auf das Dach seiner Machtzentrale, dem Schrein des Bösen. Von dort sah er mit Hilfe des Fernrohres zu den Bergen hinüber, in denen sich seine Feinde Jodaryon und Wasgo aufhielten. Mit der linken Hand hielt er das Fernrohr, die rechte Hand stieß er dem Hochgebirge entgegen. Ein grauer Strahl schoss aus Bossus‘ Zeigefinger hervor. Dieser Strahl nahm seinen Weg zum Gipfel eines Berges. Auf dem Gipfel stand ein einzelner, einsamer Steinbock. Dieses Tier war ein besonders beindruckendes und furchteinflößendes Exemplar seiner Gattung.
Auf zwei sehr kräftigen Hinterläufen und stabilen Vorderbeinen befand sich ein starker, mächtiger Oberkörper. Lange Hörner, die nach hinten etwas geschwungen waren, kamen ihm oberhalb der Augen aus dem Kopf heraus. Dieses Tier sah gefährlich aus. Der graue Strahl traf den Steinbock, der in dem Moment, als er den Strahl in sich aufnehmen musste, einen lauten, furchtbaren Schrei ausstieß und sofort vom Gipfel bergab stürmte.
Bossus lachte böse und blieb auf dem Dach seines schlimmen Schreins stehen. Er entspannte sich und wollte genießerisch verfolgen, was nun geschah.
Nachdem Jodaryon seinen jungen Freund vier Stunden hatte schlafen lassen, weckte er ihn. Es dauerte einen kleinen Moment, bis Wasgo die Augen aufschlug. Als er Jodaryon sah, war er sofort hellwach und räumte das Schlaflager, damit sich der alte Mann zur Ruhe ausstrecken konnte. „In zwei Stunden weckst du mich“, befahl Jodaryon ihm. Der junge Mann wollte protestieren, doch Jodaryon lächelte ihn kurz an und sagte: „Es ist gut, mein junger Freund. Ich brauche nicht so viel Schlaf, wir müssen rechtzeitig weitergehen.“
Wasgo blieb nichts anderes übrig, als den Wunsch Jodaryons zu befolgen. Er staunte darüber, dass der alte Mann ihm ein Lächeln schenkte. Es war zwar nur ein kurzes, aber überhaupt sein erstes Lächeln, welches er von Jodaryon bekam. Schnell schlief der Ältere ein und erholte sich in den zwei Stunden, die er sich zum Ausruhen und Schlafen gönnte.
Danach gingen sie weiter. Es war zur frühen Morgenstunde. In der Ferne konnte Wasgo einen Steinbock erkennen. Das erzählte er dem älteren Mann.
„Wohin bewegt sich das Tier?“, fragte Jodaryon.
„Ich weiß es nicht genau, ich glaube…“, Wasgo sah in die Richtung; in der er den Steinbock entdeckt hatte. Er beobachtete das Tier genau und sagte: „Ich glaube, der Bock hat ein Problem. Er macht mir einen sehr aggressiven Eindruck. Ich glaube, der kommt genau auf uns zu gerannt.“
„Dann sollten wir uns darauf vorbereiten, dass wir uns schnell aus den Staub machen müssen. Bleibe dicht bei mir, mein junger Freund“, mahnte der alte Mann ernst.
Nach weiteren fünf Minuten kam ihnen der Steinbock tatsächlich entgegengestürmt. Mehrmals blieb das Tier stehen und blickte wild um sich. Es schnaubte kräftig. Dann hielt es direkt vor Wasgo und Jodaryon an. Es war nicht gewillt, ihnen den Weg freizugeben. Im Gegenteil nahm es eine Angriffshaltung ein. Jodaryon versuchte mit leiser Stimme das Tier zu beruhigen. Doch seine Versuche waren vergebens. Er bedeutete Wasgo, der dieser Aufforderung sofort folgte, sich ganz dicht an ihn zu stellen. Angst hatte er nicht, aber er wollte Jodaryon die Situation nicht erschweren.
Der Steinbock schnaufte und sein Atem stieg ihm in Nebelschwaden sichtbar aus den Nasenlöchern. Den Kopf hatte er gesenkt und scharrte mit den Hufen am Boden. Angriffslustig bewegte er den Kopf abwechselnd auf und ab. Jeden Moment konnte das Tier zum Angriff übergehen. Unsere Helden waren darauf vorbereitet. An diesem Steinbock kamen sie nicht vorbei, der gab den Weg niemals frei. Klüger war es, ihm aus dem Weg zu gehen.
Jodaryon sagte leise: „Wasgo, mein Junge, nun geht es unseren größten Gefahren entgegen. Gib mir deine Hand und vertraue mir. Und vertraue dir vor allem selbst. Du kannst ab jetzt nichts mehr falsch machen. Egal, was du tust, mein Freund, es wird uns helfen. Wir werden nun dem Steinbock hier den Weg freimachen. Erschrecke nicht, es wird dir etwas seltsam vorkommen, was jetzt passiert.“
Die Armee der Skelette
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