Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
wenn meine Eltern zustimmen«, sagte sie so leise, dass er sie kaum verstehen konnte.
Er hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Er konnte nicht fortfahren, während sie ihren Kopf so sittsam gesenkt hielt, dass er nur die Rundung ihrer Wange und ihre gesenkten Wimpern sehen konnte - und dennoch gab es kein Zurück, weil sie ihn ganz offen gefragt hatte, ob es keine andere Möglichkeit gäbe, den Streit zwischen ihm und ihren Eltern beizulegen.
»Ihr werdet mich vielleicht für zu alt halten?!«, platzte er heraus.
Nun schlug sie kurz ihre blauen Augen auf, senkte sie jedoch gleich wieder. »Aber gar nicht«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme.
»Ich wäre alt genug, Euer Vater zu sein«, sagte er - und hoffte, sie werde widersprechen.
Stattdessen schaute sie ihn an. »So würde ich Euch nie sehen«, sagte sie.
Heinrich schwieg. Diese junge Frau verwirrte ihn zutiefst. Mal schien sie ihn locken zu wollen, doch dann wieder waren ihre Handlungen vollkommen undurchsichtig. »Was ist denn Euer Begehr?«, wollte er wissen.
Schließlich hob sie doch den Kopf und lächelte ihn an. Ihr Mund lächelte, doch in ihren Augen lag keine Wärme. »Was immer Ihr befehlt«, erwiderte sie. »Am liebsten möchte ich Euren Befehlen gehorchen, Euer Gnaden.«
***
Was soll das bedeuten? Was hat er vor? Ich dachte, er würde mir Harry anbieten, und ich hätte fast schon »Ja« gesagt, als er plötzlich damit anfing, ich müsse ihn für sehr alt halten, so alt wie meinen Vater. Und das ist er natürlich auch, er wirkt sogar noch um einiges älter als mein Vater. Deshalb würde ich ihn auch nie wie einen Vater sehen, sondern eher wie einen Großvater oder einen alten Priester. Mein Vater ist ein gut aussehender Mann, ein Frauenheld, ein tapferer Soldat, ein Krieger. König Heinrich hingegen hat eine halbherzige Schlacht gefochten und ein halbes Dutzend armselige Aufstände von Männern niedergeschlagen, die seine Herrschaft keinen Moment länger ertragen konnten. Also ähnelt er nicht im Mindesten meinem Vater, und ich habe nur die Wahrheit gesagt, als ich meinte, so würde ich ihn nie sehen.
Aber dann schaute er mich an, als hätte ich etwas höchst Interessantes gesagt, und fragte mich sogleich, was denn mein Begehr sei. Ich konnte ihm ja schlecht ins Gesicht sagen, ich wolle, er solle meine Ehe mit seinem Ältesten vergessen und mich nun mit seinem Jüngsten vermählen. Also sagte ich nur, ich wolle ihm gehorchen. Daran kann ja nichts Falsches sein. Aber irgendwie war es nicht das, was er hören wollte. Und ich habe nicht erreicht, was ich wollte.
Ich habe keine Ahnung, was er will. Noch, wie ich es zu meinem Vorteil benutzen könnte.
***
Mit brennend rotem Kopf und hämmerndem Herzen kehrte Heinrich nach Whitehall zurück, schwankend zwischen Enttäuschung und Berechnung. Wenn er es schaffte, Catalinas Eltern von der Verbindung zu überzeugen, dann konnte er den ausstehenden Rest der ansehnlichen Mitgift einfordern, musste kein Witwenerbe auszahlen, konnte das Bündnis mit Spanien just in dem Moment stärken, wo er bereits neue Allianzen mit Schottland und Frankreich suchte ... und vielleicht konnte er mit einer so jungen Frau sogar einen neuen Sohn und Thronfolger zeugen. Eine Tochter auf dem Thron Schottlands und eine weitere auf dem Thron Frankreichs würden diese beiden Nationen für lange Zeit an sein Reich binden. Und die spanische Prinzessin auf dem englischen Thron würde den Bund mit dem allerchristlichsten Herrscher Europas sichern. Somit hätte er die größten Mächte der Christenheit nicht nur für eine Generation, sondern auch für künftige Generationen in einem friedlichen Bund mit England zusammengeschmiedet. Die gemeinsamen Thronfolger würden den Frieden sichern. England wäre künftiger Gefahr entronnen. Nein, besser noch, die Söhne Englands konnten eines Tages den französischen Thron erben, oder den schottischen oder den spanischen. So mochte England sich seinen Weg zu dauerhaftem Frieden und Macht bahnen.
Es war immens wichtig, dass er Catalina für sich gewann. Er versuchte, sich auf den politischen Vorteil zu konzentrieren und nicht an die Linie ihres Halses oder ihre schlanke Taille zu denken. Er versuchte, sich zu beruhigen, indem er an das kleine Vermögen dachte, das er sparen würde, wenn er ihr weder Witwenerbe noch Apanage auszahlen musste, wenn er kein Schiff oder gar mehrere als Eskorte für ihre Heimreise aufbringen musste. Doch alles, woran der König denken konnte, war ihre
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