Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Euch verwandt, und dies ist das Ehehindernis. Sie ist Eure Schwiegertochter, selbst wenn ihre Ehe nicht vollzogen wurde. Überdies ist sie blutjung.«
»Sie ist siebzehn«, hielt Heinrich dagegen. »Ein gutes Alter für eine Frau. Außerdem ist sie Witwe. Bereit für eine zweite Ehe.«
»Entweder ist sie Jungfrau, oder sie ist es nicht«, bemerkte Lady Margaret gereizt. »Darin sollten wir uns lieber einig sein.«
»Sie ist siebzehn«, wiederholte er. »Ein gutes Alter für die Ehe. Alt genug und bereit für den ehelichen Vollzug.«
»Dem Volk würde es nicht gefallen«, entgegnete sie. »Es wird sich an die Hochzeit mit Arthur erinnern, wir haben ja so einen Aufwand veranstaltet. Damals haben die Menschen angefangen, sie zu mögen, das junge Paar zu mögen. Sie waren der Granatapfel und die Rose. Die Infantin hat die Liebe der Menschen förmlich mit ihrer Spitzenmantilla eingefangen.«
»Nun, jedenfalls ist Arthur jetzt tot«, sagte der König barsch. »Und sie wird einen neuen Mann nehmen müssen.«
»Das Volk wird es seltsam finden.«
Er zuckte die Achseln. »Es wird noch froh genug sein, wenn sie mir einen Sohn schenkt.«
»Natürlich, wenn sie es vermag. Aber mit Arthur war sie unfruchtbar.«
»Wir waren uns doch bereits einig, dass Arthur impotent war. Die Ehe ist nie vollzogen worden.«
Sie schürzte die Lippen, schwieg aber.
»Und wir gewinnen dadurch die Mitgift und sparen uns die Ausbezahlung des Witwenerbes«, betonte er.
Nun nickte Lady Margaret. Der Gedanke gefiel ihr.
»Und sie ist bereits hier.«
»Was nicht zu übersehen ist«, bemerkte sie säuerlich.
»Eine treue Prinzessin«, sagte Heinrich lächelnd.
»Glaubt Ihr wirklich, ihre Eltern würden dieser Verbindung zustimmen? Die katholischen Majestäten von Spanien?«
»Diese Ehe befreit sowohl sie als auch uns aus einer misslichen Lage. Und sie stützt das Bündnis.« Wieder ertappte er sich bei einem Lächeln und versuchte, seine übliche strenge Miene aufzusetzen. »Sie selbst würde es als Schicksal ansehen. Denn sie glaubt fest daran, zur Königin von England geboren zu sein.«
»Nun, dann ist sie eine Närrin«, bemerkte seine Mutter schlau.
»Sie wurde von Kindesbeinen an zur Königin erzogen.«
»Aber sie wird eine unfruchtbare Königin abgeben. Kein Sohn von ihr würde König werden. Selbst wenn sie einen Sohn bekäme, würde er in der Rangfolge nach Harry kommen«, erinnerte sie ihn. »Sogar nach Harrys Söhnen. Für die spanische Infantin ist diese Verbindung viel schlechter als mit einem Prinzen von Wales. Auch die Spanier werden dies erkannt haben.«
»Ach, Harry ist doch noch ein Kind! Bis er Söhne zu zeugen vermag, wird es noch Jahre dauern.«
»Und wenn. Für ihre Eltern hätte diese Überlegung einiges Gewicht. Sie werden Prinz Harry als Kandidaten vorziehen. So kann Catalina Königin werden und ihr Sohn Thronfolger sein. Warum sollten sie sich mit weniger zufriedengeben?«
Heinrich zögerte. Ihre Logik war unwiderlegbar, doch er wollte sich ihr nicht beugen.
»Oh, ich verstehe schon. Ihr begehrt sie«, erklärte sie kategorisch, als die Stille so lange andauerte, dass sie den Grund für sein Zögern begriff. »Es geht einzig und allein um Euer Begehren.«
Heinrich atmete tief durch und wagte den Sprung. »Ja.«
Lady Margaret musterte ihren Sohn abschätzig. Als er noch sehr klein war, hatte sie ihn aus Gründen der Sicherheit anderen Menschen überlassen. Seitdem hatte sie ihn stets als Vermögenswert betrachtet, als potenziellen Thronfolger, als ihren Schlüssel zu Macht und Würde. Als Baby hatte sie ihn kaum gekannt, als Kind nicht geliebt. Sie hatte Heinrichs Zukunft als Mann geplant, seine Rechte als König verteidigt, sie hatte für ihn den Feldzug gegen das Haus York ausgearbeitet - jedoch nie Mutterliebe für ihn empfunden. Und im Herbst ihres Lebens vermochte Lady Margaret nicht mehr zu lernen, wie man Nachsicht übte; denn sie war hart zu jedem, sogar zu sich selbst.
»Das ist höchst anstößig«, bemerkte sie kühl. »Mich deuchte eben, wir sprächen über eine vorteilhafte Verbindung. Aber sie ist Eure Tochter. Eure Begierde ist eine Todsünde.«
»Weder ist sie meine Tochter, noch ist meine Liebe eine Todsünde«, entgegnete Heinrich. »An ehrenhafter Liebe gibt es nichts auszusetzen. Sie ist nicht meine Tochter. Sie ist seine Witwe. Und die Ehe wurde nicht vollzogen.«
»Ihr werdet einen Dispens benötigen, weil es sonst Sünde wäre.«
»Er hat sie doch niemals besessen!«, rief der
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