Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Lady Margaret frohlockend. »Wusste ich's doch, dass sie darauf aus waren! Ich bin nur erstaunt, dass sie so lange gewartet haben. Wahrscheinlich wollten sie warten, bis die Trauerzeit vorbei ist.«
»Aus waren auf was?«, fragte Heinrich.
»Sie wollen, dass sie bleibt«, erklärte seine Mutter.
Heinrich spürte, wie sein Mund sich zu einem Grienen verzog. Er zwang sich zu einer ernsten Miene. »Meint Ihr?«
»Ich habe nur darauf gewartet, dass sie endlich ihre Karten zeigen. Sie wollten unbedingt, dass wir den ersten Schritt tun. Ha! Aber nun haben wir sie dazu gebracht, als Erste auszuspielen!«
Er zog die Augenbrauen hoch, sehnte sich danach, dass sie endlich seinen Wunsch aussprechen würde. »Was wollten sie denn, dass wir tun?«
»Natürlich den Antrag machen«, erklärte sie. »Sie wussten, dass wir uns so eine Gelegenheit nicht entgehen lassen würden. Sie war damals die passende Partie, und sie ist es auch heute. Der Handel mit ihr war damals gut, und er ist es auch jetzt. Besonders, wenn sie in voller Höhe zahlen. Und nun ist sie gewinnbringender denn je.«
Heinrich spürte, wie ihm das Blut zu Kopfe stieg. »Meint Ihr?«, fragte er strahlend.
»Natürlich. Sie ist bereits im Lande, die Hälfte ihrer Mitgift ist bezahlt, wir müssen nur noch den Rest eintreiben, ihre Eskorte ist schon auf dem Weg in die Heimat, das Bündnis funktioniert zufriedenstellend - nie würden uns die Franzosen derart respektieren, wenn sie nicht ihre Eltern fürchteten, und auch die Schotten haben nun Respekt vor uns -, kurz gesagt, für uns ist noch immer sie die beste Partie in der ganzen Christenheit.«
Die Erleichterung überwältigte ihn schier. Wenn selbst die Mutter seine Pläne guthieß, dann konnte er sein Vorhaben durchsetzen. Sie war schon so lange seine beste Ratgeberin, dass er niemals gegen ihren Willen gehandelt hätte.
»Und der Altersunterschied?«
Lady Margaret zuckte die Achseln. »Was ist schon groß daran? Fünf, fast sechs Jahre? Das ist für einen Prinzen gar nichts.«
Er schrak zusammen, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen. »Sechs Jahre?«, wiederholte er.
»Und Harry ist groß und kräftig für sein Alter. Sie werden nicht schlecht zueinander passen«, fuhr sie fort.
»Nein!«, erklärte Heinrich kategorisch. »Nein. Nicht Harry. Er nicht. Ich habe nicht von Harry gesprochen!«
Die Wut in seiner Stimme ließ sie aufhorchen. »Wie bitte?«
»Nein. Nein. Nicht Harry. Verflucht! Nicht Harry!«
»Wie? Was in aller Welt wollt Ihr damit sagen?«
»Es ist doch offensichtlich! Es liegt auf der Hand!«
Lady Margaret musterte das Gesicht ihres Sohnes und las darin, wie nur sie es vermochte. »Nicht Harry?«
»Ich dachte, Ihr hättet mich gemeint!«
»Euch?« Rasch überdachte sie ihr Gespräch. »Ihr zieht Euch selbst als Gemahl für die Infantin in Betracht?«, fragte sie ungläubig.
Wieder fühlte er, wie die Röte in seine Wangen stieg. »Ja.«
»Ihr wollt Arthurs Witwe heiraten? Eure eigene Schwiegertochter?«
»Ja! Warum denn nicht?«
Entsetzt starrte Lady Margaret ihren Sohn an. Sie fand, es erübrige sich, die Hinderungsgründe aufzuzählen.
»Arthur war zu jung. Die Ehe wurde nicht vollzogen«, sagte er, indem er wiederholte, was der spanische Gesandte von Doña Elvira gehört hatte, ein Gerücht, das sich mittlerweile vermutlich in der ganzen Christenheit verbreitet hatte.
Die Königinmutter schaute zweifelnd drein.
»Sie selbst sagt es. Ihre Duenna sagt es. Die Spanier sagen es. Alle sagen es.«
»Und Ihr glaubt diesem Gerede?«, fragte sie kühl.
»Er war impotent.«
»Nun ...« Es war Lady Margarets Angewohnheit, nicht zu sprechen, während sie nachdachte. Sie schaute ihren Sohn an, betrachtete seine geröteten Wangen, seine gequälte Miene. »Möglicherweise lügen sie alle. Wir waren doch dabei, als sie vermählt und zu Bett gebracht wurden, und damals deutete nichts darauf hin, dass es keinen Vollzug gegeben haben könnte.«
»Das war ihre Sache. Wenn aber nun alle dieselbe Lüge erzählen und daran festhalten, dann ist es so gut wie die Wahrheit.«
»Nur, wenn wir sie akzeptieren.«
»Das tun wir«, sagte er mit Nachdruck.
Sie zog die Augenbrauen hoch. »So sehr begehrt Ihr sie?«
»Es ist keine Frage des Begehrens. Ich brauche eine Ehefrau«, erklärte Heinrich kühl, als sei ihm die Person gleichgültig. »Und sie ist passenderweise bereits im Lande, wie Ihr vorhin sagtet.«
»Von ihrer Abstammung wäre sie passend«, sann seine Mutter, »aber sie ist mit
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