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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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verteidigen.
    »Ihr seid nicht besser als ein Verräter!«, rief Catalina ihm nach. »Und wäre ich eine Königin mit der Macht einer Königin, dann würde ich Euch wegen Hochverrats hängen lassen!«
    Der Gesandte erstarrte. Steif wandte er sich um, steif verneigte er sich, und als er sprach, klang seine Stimme eisig. »Infantin, bitte macht Euch nicht zum Narren, indem Ihr mich beleidigt. Ihr irrt Euch sehr. Es war Euer Vater persönlich, der mir auftrug, Eure Mitgift zurückzusenden. Ich habe nur seine Befehle befolgt. Er bestand darauf, dass sämtliche Wertstücke der Mitgift in Sicherheit gebracht würden. Er ist derjenige, der beschloss, Euch mittellos zu machen. Er wollte, dass die Mitgift nach Spanien zurückgeschafft würde, weil er die Hoffnung auf Eure Vermählung aufgegeben hat.
    Ich muss Euch jedoch sagen«, fuhr er voller Häme fort, »dass er mir nicht auftrug, für Eure Sicherheit zu sorgen. Er hat nicht befohlen, Euch sicher aus England zu schmuggeln. An seine kostbaren Güter hat er gedacht, an Euch jedoch nicht. Er erwähnte Euch nicht einmal. Ich nehme an, dass er Euch für verloren hält.«
    Sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, wünschte er, sie nicht gesagt zu haben. Das Entsetzen, das Catalina ins Gesicht geschrieben stand, war schlimmer als alles, was er zuvor gesehen hatte. »Er hat Euch aufgetragen, das Gold zurückzuschicken, mich aber zurückzulassen? Mittellos?«
    »Ich bin sicher, dass ...«
    Blind vor Tränen wandte sie ihm den Rücken zu und schritt zum Fenster, damit er ihr Gesicht nicht mehr sehen sollte. »Geht«, wiederholte sie. »Lasst mich allein.«
 
***
 
    Ich bin die schlafende Prinzessin aus dem Märchen, eine Eisprinzessin, welche in einem kalten Lande vergessen wurde und die Wärme der Sonne vergessen hat. Dieser Winter war lang, selbst für englische Verhältnisse. Auch jetzt noch, im April, ist das Gras am Morgen voller Raureif, sodass ich beim Aufwachen denke, es habe über Nacht geschneit. Nachts gefriert das Wasser im Becher neben meinem Bett, denn wir können es uns nicht leisten, die ganze Nacht ein Feuer zu unterhalten. Wenn ich einen Spaziergang mache, knirscht der Raureif unter meinen Füßen und ich fühle die Kälte durch die dünnen Sohlen meiner Schuhe. Der Sommer, das weiß ich wohl, wird so mild und lind werden wie jeder englische Sommer - ich jedoch sehne mich nach der Gluthitze Spaniens, nach einer Sonne, die mir meine Verzweiflung ausbrennt. Mir ist, als würde ich seit sieben Jahren unaufhörlich frieren, und wenn nichts geschieht, das mich erwärmt, werde ich vor Kälte sterben, oder vom Regen hinweggeschwemmt werden, oder vom Wind fortgeweht wie der Nebel über der Themse. Wenn der König tatsächlich im Sterben liegt, wie es Gerüchte bei Hofe vermelden, und Prinz Harry den Thron besteigt und Prinzessin Eleonore heiratet, dann werde ich Vater fragen, ob ich den Schleier nehmen und ins Kloster gehen darf. Dort ist es gewiss nicht schlimmer als hier. Sicher hat Vater vergessen, dass er mich liebt, und er hat mich aufgegeben. Mir ist beinahe so zumute, als wäre ich mit Arthur gestorben. Tatsächlich bin ich manchmal nahe daran, es zu wünschen.
    Ich habe mir geschworen, niemals zu verzweifeln wie die Frauen meiner Familie, die sich vor Verzweiflung auflösen wie Zuckersirup in Wasser. Mein Herz jedoch ist wie ein Stein, fast scheint es, als habe meine Entschlossenheit, eines Tages Königin zu werden, mich wirklich zu Stein werden lassen. Ich glaube nicht, dass ich von meinen Gefühlen übermannt werden könnte wie Juana. Im Gegenteil, mir ist, als wären alle meine Gefühle abgestorben. Ich bin ein Stein, ein Eiszapfen, eine Prinzessin im ewigen Winter.
    Ich versuche zu beten, aber ich höre Gott nicht. Ich fürchte, auch er hat mich vergessen. Ich spüre nicht mehr seine Allgegenwart, ich fürchte seinen Willen nicht mehr und wähne nicht mehr, Gottes Auserwählte zu sein, die er einer Prüfung unterwirft. Ich glaube, auch Gott hat sich von mir abgewandt. Ich weiß nicht, warum, aber wenn mein irdischer Vater mich vergessen kann, wenn er vergisst, dass ich seine Lieblingstochter war, dann kann wohl auch mein himmlischer Vater vergessen, dass es mich gibt.
    Nur noch zwei Dinge sind mir wichtig: meine Liebe zu Arthur, die dem pochenden Herzschlag eines kleinen Vogels gleicht, der aus einem eisigen Himmel gestürzt ist. Und die Alhambra, Al-Yanna, mein Garten, mein geheimer Ort und mein Paradies.
    Ich ertrage dieses Leben nur, weil ich ihm

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