Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
gestorben, wenn er dies hörte ... aber Arthur ist ja schon lange tot und meine Mutter ebenfalls. Ich werde auch dies allein tragen.
Harrys Eitelkeit könnte ihn jedoch andererseits dazu verleiten, sich gegen mich zu stellen. Wenn ihm der Reichtum von Prinzessin Eleonore, der Einfluss ihrer Familie, der Habsburger, und die glänzende Verbindung mit dem Kaiser nur in prächtigsten Farben geschildert wird - dann könnte er anderen Sinnes werden.
Auch seine Großmutter wird immer gegen mich sein, und ihr Wort ist für Harry Gesetz. Sie wird ihm raten, Prinzessin Eleonore zu heiraten, und er wird sich - wie jeder junge Narr - von einer unbekannten Schönen angezogen fühlen.
Doch wenn er Prinzessin Eleonore heiraten will, muss er sich überlegen, was er mit mir machen soll. Wenn er mich heimschickte, würde er schäbig wirken, aber kann er es wagen, eine andere Frau zu heiraten, während ich noch am Hofe bin? Harry würde gewiss alles tun, um nur nicht wie ein Narr dazustehen. Wenn ich es schaffe, in England zu bleiben, bis es mit dieser neuen Verbindung ernst wird, werde ich in einer stärkeren Position sein als in langen Jahren zuvor.
Ich gehe nun langsamer, betrachte den eisigen Fluss, die vorbeifahrenden Bootsleute, die in warme Mäntel gehüllt an Deck kauern. »Gott segne Euch, Prinzessin!«, ruft einer, der mich erkannt hat. Ich hebe grüßend die Hand. Das Volk dieses seltsamen Landes hat mich von dem Moment an geliebt, als ich in dem kleinen Hafen Plymouth von Bord des Schiffes ging. Auch diese Tatsache spricht für mich, sobald ein neuer Prinz auf den Thron kommt, der nach der Liebe seiner Untertanen lechzt.
Harry ist nicht geizig. Er ist noch nicht alt genug, um den Wert des Geldes zu kennen, und er hat stets alles bekommen, was er wollte. Er wird sich nicht wegen Mitgift oder Witwenerbe zanken, da bin ich sicher. Vielmehr wird er zur Großzügigkeit neigen.
Ich muss Fuensalida daran hindern, dass er oder mein Vater den Vorschlag meiner Heimreise unterbreiten, damit der Weg frei ist für die neue Braut. Fuensalida gibt unserer Sache ja schon seit Langem keine Chance mehr. Ich hingegen sehe Licht am Horizont. Ich werde mich durchsetzen, gegen seine Angst und meine eigenen Befürchtungen. Ich muss hierbleiben und das Feld behaupten.
Harry war einst von mir sehr angetan. Arthur erzählte es mir, er sagte, wie sehr es dem kleinen Burschen gefallen habe, mich zum Altar zu führen, als sei er selbst der Bräutigam. Ich habe seine Neigung stets unterstützt. Wenn ich ihm begegne, schenke ich ihm meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Wenn seine Schwester ihn auslacht, spreche ich ihn an, bitte ihn, für mich zu singen, schaue ihm bewundernd beim Tanzen zu. Bei den seltenen Gelegenheiten, wo wir allein sind, bitte ich ihn, mir vorzulesen, und wir tauschen unsere Gedanken über berühmte Autoren aus. Ich achte darauf, dass er merkt, dass ich ihn für einen klugen Jungen halte. Und er ist tatsächlich ein aufgeweckter Bursche, mit dem die Unterhaltung Spaß macht.
Leider wird Harry von allen anderen dermaßen bewundert, dass meine bescheidene Liebe ihm nur wenig bedeuten kann. Seine Großmutter behauptet ja stets, er sei der hübscheste, der gelehrteste, der verheißungsvollste Prinz der ganzen Christenheit ... Was kann ich dem noch hinzufügen? Wie kann man einem Jungen Komplimente machen, dem bereits derart geschmeichelt wird, der sich bereits jetzt für den tollsten Prinzen der Welt hält?
Dies sind die Gewichte, die ich zu meinen Gunsten in die Waagschalen werfen kann. Es gibt aber auch einiges, das gegen meine Aussicht auf Erfolg spricht. Wir sind bereits seit sechs Jahren füreinander bestimmt, und Harry lehnt mich nun ab, weil ich die Wahl seines Vaters war. Des Weiteren hat er vor einem Bischof beeidet, dass er sich nur unter Zwang mit mir verlobte und mich nun nicht mehr heiraten wolle. Auf diesen Eid könnte er nun bauen. Ich bleibe stehen und stelle mir vor, wie Harry der ganzen Welt verkündet, dass ich ihm aufgezwungen wurde und wie froh er nun sei, von mir befreit zu sein. Aber auch dies kann ich ertragen.
In den letzten Jahren ist das Leben zu mir nicht sehr freundlich gewesen. Harry hat mich niemals lachen sehen, nie war ich fröhlich oder ungezwungen. Ständig trug ich ärmliche Kleidung, war bemüht, nicht aufzufallen. Nie hat man mich gebeten, für ihn zu tanzen oder ihm vorzusingen. Wenn der Hof auf die Jagd geht, bekomme ich stets das lahmste Pferd und kann nicht mithalten. Immer sehe ich müde
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