Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
dienen. Nur wird sie auch ...«
»Was?«
»Sie wird stets glauben, dass sie besser Bescheid weiß als Ihr. Denn für sie werdet Ihr immer ein kleiner Junge bleiben.«
Harry stieg das Blut zu Kopf.
»Für sie werdet Ihr immer ein Zweitgeborener bleiben, an zweiter Stelle nach Arthur kommen, nie der wahre Thronfolger sein. Alte Menschen können ihre Ansichten nicht ändern, sie können nicht erkennen, dass die Dinge sich grundlegend verändern. Überlegt doch: Wie soll sie Eurem Urteil vertrauen, wenn sie Euch bereits ein Leben lang gängelt? Denn für sie werdet Ihr immer der jüngere Prinz bleiben, der Kleine.«
»Ich lasse mir von einem alten Weibe nichts vorschreiben!«, schimpfte er.
»Denn nun seid Ihr an der Reihe«, bekräftigte Catalina.
»Wisst Ihr, was ich tun werde?«, fragte Harry. »Euch zur Regentin machen, wenn ich in den Krieg ziehe! Ihr werdet das Land an meiner Stelle regieren, wenn ich fort bin. Ihr sollt unsere Truppen in der Heimat befehligen. Ich traue niemandem sonst. Wir werden gemeinsam herrschen. Und Ihr werdet mich so unterstützen, wie ich es brauche. Meint Ihr, das könnt Ihr für mich tun?«
Catalina lächelte zuversichtlich. »Ich weiß, dass ich es kann. Ich werde Euch nicht enttäuschen«, versprach sie. »Ich wurde dazu geboren, England zu regieren. Ich werde das Land schützen, während Ihr fort seid.«
»Ihr seid die Stütze, die ich brauche«, sagte Harry. »Eure Mutter war ebenfalls eine mächtige Herrscherin, nicht wahr? Die ihren Mann treu unterstützte. Ich habe immer gehört, dass er zwar den Oberbefehl über die Truppen hatte, sie aber trieb die nötigen Gelder auf und hob die Truppen aus?«
»Ja«, erwiderte Catalina, von seinem Interesse ein wenig überrascht. »Ja, sie war stets dabei. Sie plante seine Feldzüge und sorgte dafür, dass er die benötigten Soldaten zur Verfügung hatte. Sie beschaffte die Gelder, hob Truppen aus ... und manchmal war sie auch in der vordersten Schlachtreihe dabei. Sie besaß eine eigene Rüstung, sie ritt mit dem Heer in die Schlacht.«
»Erzählt mir von ihr«, sagte er und kuschelte sich in die Kissen. »Erzählt mir von Spanien. Von Eurer Kindheit in spanischen Palästen. Wie habt Ihr dort gelebt? In der - wie hieß sie noch gleich? - in der Alhambra?«
Erschüttert vernahm Catalina die vertrauten Worte. Es war, als habe sich ein Schatten über ihr Herz gebreitet. »Oh, ich erinnere mich kaum noch daran«, sagte sie und lächelte in sein neugieriges Gesicht. »Da gibt es nichts zu erzählen.«
»Ach was! Nun erzählt schon!«
»Nein. Ich kann Euch nichts erzählen. Ich bin schon so lange eine englische Prinzessin, dass ich über Spanien nichts mehr erzählen kann.«
***
Am Morgen barst Harry schier vor Energie. Voller Aufregung dachte er nur an die Bestellung seiner Rüstung, als suche er nach einem Grund, um Frankreich unverzüglich den Krieg zu erklären. Er weckte Catalina mit Küssen und war bereits eifrig bei der Sache, während sie erwachte. Sie hielt ihn in den Armen, duldete sein hastiges, eigennütziges Vergnügen und lächelte, als er danach sofort aus dem Bette sprang, an die Tür hämmerte und nach den Wachen rief, die ihn zu seinen Gemächern bringen sollten.
»Ich will heute noch vor der Messe ausreiten«, sagte er. »Es ist so ein schöner Tag! Werdet Ihr mich begleiten?«
»Ich sehe Euch bei der Messe«, versprach Catalina. »Und danach könnt Ihr mit mir frühstücken, wenn Ihr mögt.«
»Wir frühstücken in der Großen Halle!«, bestimmte Harry. »Und danach müssen wir auf die Jagd gehen. Bei diesem schönen Wetter wäre es eine Schande, den Hunden ihren Auslauf zu verwehren. Dann kommt Ihr doch mit?«
»Ich komme mit«, versprach sie, ob seines Überschwangs lächelnd. »Und sollten wir nicht besser ein Picknick machen?«
»Ihr seid die klügste aller Ehefrauen!«, rief er. »Ein Picknick wäre herrlich! Lasst ein paar Musiker holen, damit wir tanzen können! Und bringt auch Damen mit, bringt alle Eure Hofdamen mit, dann können wir alle tanzen.«
Sie schaffte es eben noch, ihn aufzuhalten, bevor er aus dem Zimmer stürmte. »Harry, kann ich Lady Margaret Pole an den Hof holen? Ihr mögt sie doch, nicht wahr? Kann ich sie nicht als Hofdame in meine Dienste holen?«
Der junge König stürmte ins Gemach zurück, riss Catalina in seine Arme und küsste sie ungestüm. »Ihr sollt jeden Diener haben, den Ihr nur wollt. Lasst sogleich nach ihr schicken. Ich weiß, dass sie eine sehr edle Frau ist.
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