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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Margaret werde ihre Schwiegerenkelin ebenso kränken wie einst ihre Schwiegertochter, wurden enttäuscht. Catalina vermied sorgsam jeden Anlass zu einer Auseinandersetzung.
    Als Lady Margaret einmal versuchte, sich beim Eintritt in die Große Halle den Vortritt zu erzwingen - vor Catalina, einer gebürtigen Prinzessin, einer Infantin von Spanien und gegenwärtiger Königin von England -, trat diese sogleich zurück und gab mit derart großzügiger Miene den Weg frei, dass jeder die überlegenen Manieren der neuen Königin anerkennen musste. Durch dieses Manöver gelang es ihr, die Ältere in ihrem Eifer, unbedingt den Vortritt zu erzwingen, geradezu plump erscheinen zu lassen.
    Der Tod ihres Sohnes hatte Lady Margaret hart getroffen. Es war nicht so sehr der Verlust eines geliebten Kindes als vielmehr der Verlust von Einfluss. Kaum brachte sie noch die Tatkraft auf, sich zuerst von den Mitgliedern des Kronrates berichten zu lassen, bevor diese die Gemächer des Königs aufsuchten. Dass Harry Schulden erließ und Häftlinge begnadigte, die sein Vater in den Kerker geworfen hatte, war für Lady Margaret eine Beleidigung von dessen Andenken und Kritik an ihrer überkommenen Herrschaft. Die Veränderung des Hofes in einen Hort der Jugend und Freiheit verstärkte in ihr das Gefühl, alt und griesgrämig zu sein. Sie, die einst diesen Hof befehligt und sämtliche Regeln für das Hofleben aufgestellt hatte, fühlte sich zur Seite gedrängt. Das sogenannte »Hofbuch«, in dem sie das genaue Prozedere für höfische Zeremonien festgelegt hatte, sollte mit einem Male nicht mehr gelten, denn die Jugend feierte andere Feste und erfand neue Zerstreuungen und Lustbarkeiten, ohne ihren Rat einzuholen.
    Die alte Dame gab Catalina die Schuld für die größten Veränderungen, doch diese lächelte nur lieblich und fuhr fort, den jungen König zu Jagd und Tanz bis spät in die Nacht zu ermutigen. Lady Margaret beschwerte sich bei ihren Hofdamen, die neue Königin sei ein albernes, eitles Ding, das den König ruinieren werde. In voller Absicht zu kränken bemerkte sie sogar, es sei ja kein Wunder, dass Arthur gestorben sei, wenn dies die Art der Spanier war, einen königlichen Haushalt zu führen.
    Lady Margaret Pole widersprach ihrer alten Bekannten so taktvoll wie möglich. »Mylady, die Königin führt einen fröhlichen Hof, doch sie verstößt niemals gegen die Würde der Krone. Ohne ihre Anwesenheit wären die Höflinge um einiges ungebärdiger. Es ist der König, der darauf besteht, eine Lustbarkeit nach der anderen zu feiern; die Königin hingegen sorgt dafür, dass es auf gesittete Weise geschieht. Die jungen Männer beten sie an, und niemand wagt es, sich in ihrer Gegenwart zu betrinken oder unpassend zu benehmen.«
    »Und dennoch gebe ich der Königin die Schuld«, beharrte die alte Frau böse. »Prinzessin Eleonore hätte sich niemals so benommen. Prinzessin Eleonore wäre in meinen Gemächern untergebracht worden, und der Hof hätte unter meinem Befehl gestanden.«
    Taktvoll überhörte Catalina diese und ähnliche Anwürfe, die ihr zuweilen zu Ohren kamen. Sie ignorierte einfach ihre Schwiegergroßmutter und deren ständige Kritik. Und damit brachte sie die alte Frau nur noch mehr gegen sich auf.
    Besonders die neue Angewohnheit bei Hofe, bis spät in die Nacht aufzubleiben, gab Anlass zur Klage. Immer später wurde das Dinner serviert. Lady Margaret pflegte sich zu beschweren, dass die Diener erst im Morgengrauen mit dem Servieren fertig würden - und zog sich stets selbst vor Beendigung des Mahles zurück.
    »Ihr alle bleibt so lange auf«, warf sie Harry vor. »Das ist töricht. Jugend braucht ihren Schlaf. Ihr solltet nicht die ganze Nacht tanzen und zechen. Ich jedenfalls kann nicht so lange aufbleiben, und überdies ist es eine Verschwendung von Kerzen!«
    »Ja. Aber verehrte Großmutter, Ihr seid beinahe siebzig«, erwiderte er voller Langmut. »Natürlich braucht Ihr viel Ruhe. Zieht Euch nur zurück, wann immer Ihr es wünscht. Doch Catalina und ich sind jung. Deshalb wollen wir lange aufbleiben. Wir lieben die Lustbarkeiten.«
    »Auch die Königin sollte lieber ruhen! Ihre Aufgabe ist es, einen Thronfolger zu empfangen«, sagte Lady Margaret gereizt. »Und das kann sie nicht, wenn sie mit einer Horde von Wirrköpfen tanzt. Und jeden Abend werden Maskenspiele aufgeführt! Wer hätte jemals von so etwas gehört? Wer soll denn das alles bezahlen?«
    »Wir sind doch kaum einen Monat verheiratet!« Allmählich wurde

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