Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Und ernennt auch Lady Elizabeth Boleyn. Sie kehrt nach ihrem Wochenbett an den Hof zurück. Sie hat noch ein Mädchen bekommen.«
»Wie wird sie es nennen?«, fragte Catalina interessiert.
»Mary, glaube ich. Oder Anne. Ich weiß es nicht mehr. Was nun den Tanz angeht ...«
Sie strahlte. »Ich stelle eine Gruppe Musiker und Tänzer zusammen - und wenn ich einen sanften Zephir blasen lassen könnte, würde ich auch diesen herbefehlen.« Sie lachte, als sie sah, wie glücklich er war. Dann hörten sie die stapfenden Füße der Palastwachen. »Ich sehe Euch bei der Messe!«
***
Ich habe ihn aus vielerlei Gründen geheiratet: Weil Arthur es wollte, weil es meiner Mutter und Gott gefällig war, und nicht zuletzt, weil es meine Bestimmung ist. Doch nach wenigen Wochen Ehe merke ich, dass ich ihn liebe. Es ist unmöglich, einen so gutmütigen, energischen, großherzigen Jungen wie Harry nicht zu lieben. Er kennt nur Bewunderung und Freundlichkeit und besitzt deshalb ein ausnehmend sonniges Wesen. Jeden Morgen wacht er fröhlich auf und freut sich auf den neuen Tag. Und weil er der König ist, ständig von Höflingen und Speichelleckern umgeben, sind seine Tage stets angenehm. Wenn seine Pflichten ihn zu sehr drücken, wenn Menschen mit unerfreulichen Dingen zu ihm kommen, dann bestimmt er stets jemanden, der ihm die Sorgen abnehmen kann. In den ersten Wochen der Herrschaft hat er diese Aufgabe seiner Großmutter übertragen; nun bringe ich es sachte dahin, dass er sie mir überträgt.
Die Mitglieder des Kronrates begreifen bald, dass sie zu mir kommen müssen, um herauszufinden, was der König will. Es fällt ihnen leichter, einen Brief oder einen Vorschlag zu unterbreiten, wenn ich vorher den Weg geebnet habe. Die Höflinge begreifen bald, dass ich es gar nicht mag, wenn man sich zwischen mich und Harry drängt oder wenn etwas verhandelt wird, das die Allianz mit Spanien schwächt - und dann zeige ich meinen Unmut, und Harry ergreift sofort Partei für mich. Ob einer nach einer hohen Stellung strebt, als Fürsprecher für andere eintritt oder als Bittsteller um Gerechtigkeit ersucht - alle erkennen rasch, dass der schnellste Weg zum König über die Königin führt, die jedes Gesuch in angemessener Weise vorbringen wird.
Nie muss ich darum bitten, dass Harry mit Fingerspitzengefühl behandelt werde. Jeder weiß, wie stark die Eigenliebe des jungen Mannes ist und dass sie nicht angetastet werden sollte. Alle haben das mahnende Beispiel seiner Großmutter vor Augen, die sanft, aber nachdrücklich zur Seite geschoben wurde, weil sie sich anmaßte, ihrem Enkel öffentlich Ratschläge zu erteilen, weil sie Entscheidungen ohne ihn fällte und weil sie ihn einmal - törichterweise - vor aller Augen gescholten hat. Harry ist ein so leichtsinniger König, dass er die Schlüssel zu seinem Reich jedem übergeben würde, dem er vertraut. Ich muss also sicherstellen, dass er nur mir vertraut.
Ich achte darauf, dass ich ihn niemals mit Arthur vergleiche. In den sieben Jahren meiner Witwenschaft habe ich mich damit abgefunden, dass es Gottes Wille gewesen sein muss, dass Arthur von mir ging; es hat keinen Sinn, den Überlebenden die Schuld dafür zu geben. Arthur starb, nachdem ich mein Versprechen gegeben hatte, und ich preise mich glücklich, dass die Ehe mit seinem Bruder keine Qual ist, sondern sogar ein Genuss.
Ich bin gern Königin. Ich liebe schöne Dinge und kostbaren Schmuck und mein Schoßhündchen, ich liebe es, Hofdamen um mich zu scharen, deren Gesellschaft mir angenehm ist. Ich bin froh, Maria de Salinas endlich das lang ausstehende Salär zahlen zu können, mit dem sie sogleich ein halbes Dutzend Kleider bestellte - und sich sodann verliebte. Es gefällt mir, schalten und walten zu können, wie ich möchte. So hole ich zum Beispiel Lady Margaret Pole an den Hof. Als sie eintrifft, falle ich ihr um den Hals und weine vor Wiedersehensfreude. Sie muss mir versprechen, dass sie bleibt. Lady Margaret ist überaus diskret, ich kann mich darauf verlassen, dass niemals ein Wort über Arthur über ihre Lippen kommen wird. Andererseits weiß sie von meinen qualvollen Jahren, bevor ich Harry geheiratet habe. Nun genieße ich es, dass sie zugegen ist, wenn ich Arthurs Traum Wirklichkeit werden lasse, auch wenn auf dem Thron Harry sitzt.
Der erste Monat unserer Ehe vergeht in einem bunten Reigen von Festen, Banketten, Jagden, Ausflügen, Bootsfahrten, Maskenspielen und Turnieren. Harry ist wie ein kleiner Junge, der zu
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