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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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»Bitte, Euer Gnaden«, fleht sie.
    Ich leide solche Schmerzen, dass ich die Diskussion nicht länger ertragen kann. »Ihr könnt Euch nun entfernen«, sage ich. »Lasst mich nur schlafen.«
    Lady Margaret geht folgsam, aber Maria schließt die Fensterläden, sodass ich im Dunkeln liege. »Na schön, dann lasst ihn kommen«, sage ich. »Aber nicht, solange es mir so schlecht geht. Er soll erst nächste Woche kommen.«
 
***
 
    Sie schleust ihn über die verborgene Treppe ein, die vom Keller über einen Dienstbotengang bis zu den Privatgemächern der Königin führt. Ich bin eben mit der mühseligen Gewandung für das Dinner beschäftigt und lasse ihn eintreten, obwohl mein Mieder noch nicht geschnürt ist. So trage ich lediglich mein Unterhemd und einen hastig übergeworfenen Umhang. Was meine Mutter nur dazu sagen würde, dass ein Mann in meine Privatgemächer kommt! Aber tief in meinem Herzen weiß ich, dass ich mit einem Arzt sprechen muss, der mir sagen kann, wie ich es anstellen soll, einen Sohn zu empfangen. Und wenn ich ehrlich bin: Ich weiß ohnehin, dass mit dem Kind, das ich angeblich im Leib trage, etwas nicht in Ordnung ist.
    Sowie ich den Arzt erblicke, weiß ich, dass er ein Ungläubiger ist. Er ist schwarz wie Ebenholz, mit dunklen, samtigen Augen und einer fröhlichen und zugleich mitleidigen Miene. Seine Handrücken sind schwarz wie sein Gesicht, er hat lange Finger und rosige Nägel. Die Handflächen sind braun, die Falten darin von dunklerer Farbe. Wäre ich eine Handleserin, dann könnte ich in seiner Hand seine Lebenslinie verfolgen wie braune Pfade in einem hellbraunen Feld. Ich erkenne sogleich, dass er Nubier ist - und will ihn am liebsten aus meinen Gemächern weisen. Aber ich weiß auch, dass er möglicherweise der einzige Arzt in diesem Lande ist, der das nötige Wissen für meine Frage besitzt.
    Das Volk, dem dieser Mann angehört, besitzt Heilmittel, die wir nicht haben. Aus irgendeinem Grunde haben Gott und seine Engel uns Christen das Wissen vorenthalten, das die Ungläubigen gesucht und gefunden haben. Diese Menschen konnten in alten griechischen Schriften lesen, sie haben das Wissen der Antike studiert. Dann haben sie eigenständig auf verbotenen Wegen weitergeforscht, haben den menschlichen Körper studiert wie ein ausgeweidetes Tier, ohne Furcht und ohne Anstand. Sie denken Verbotenes und stellen verstiegene Theorien auf, und dann testen sie diese, ohne Scheu. Sie berechnen und erwägen alles: Es gibt keine Tabus. Diese Menschen sind gebildet, während wir einfältig sind. Ich könnte zwar auf ihn hinunterblicken als den Abkömmling einer Rasse von Wilden, ich könnte auf ihn hinunterblicken, weil er ein Ungläubiger ist, dazu verdammt, eines Tages zur Hölle zu fahren ... aber ich muss wissen, was er weiß.
    Wenn er es mir verraten will ...
    »Ich bin Catalina, Infantin von Spanien, und Katharina, Königin von England«, beginne ich. Soll er gleich wissen, dass er es mit einer Königin zu tun hat. Mit der Tochter jener Königin, die sein Volk besiegt hat.
    Er neigt den Kopf, stolz wie ein Baron. »Ich bin Yusuf, Sohn des Ismail«, stellt er sich vor.
    »Seid Ihr ein Sklave?«
    »Ich bin der Sohn eines Sklaven, selbst aber ein freier Mann.«
    »Meine Mutter wollte Sklaverei nicht dulden«, erzähle ich. »Sie sagte, Sklaverei sei in unserer Religion nicht erlaubt.«
    »Und dennoch hat sie mein Volk in die Sklaverei geschickt«, bemerkt er. »Vielleicht hätte sie bedenken sollen, dass hehre Prinzipien und gute Absichten stets an der Landesgrenze enden.«
    »Da Euer Volk nicht die Erlösung durch Gott anerkennen will, spielt es wohl kaum eine Rolle, was mit Euren irdischen Leibern geschieht.«
    Sein Gesicht strahlt vor Vergnügen über unseren Disput auf, und er lacht leise. »Für uns, denke ich, spielt es schon eine Rolle«, sagt er. »Mein Volk erlaubt die Sklaverei, aber wir rechtfertigen sie nicht, wie Ihr es tut. Und vor allem ist Sklaverei bei uns nicht erblich. Ein Mensch wird frei geboren, auch wenn seine Mutter eine Sklavin ist. Dies ist bei uns Gesetz, und ich finde es sehr gut.«
    »Nun, jedenfalls spielen Eure Ansichten keine Rolle«, sage ich grob. »Da Ihr ohnehin irrt.«
    Nun lacht er laut, als hätte ich etwas besonders Lustiges gesagt. »Wie schön es sein muss, wenn man immer weiß, dass man recht hat«, sagt er. »Vielleicht werdet Ihr stets sicher sein, dass Ihr recht habt. Aber ich möchte doch andeuten, Catalina von Spanien und Katharina von England, dass es

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