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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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manchmal besser ist, die Fragen zu kennen und nicht die Antworten.«
    Nun stutze ich. »Aber ich möchte Antworten von Euch haben«, sage ich. »Wisst Ihr ein Mittel für mich? Wie eine Frau einen Sohn empfangen kann? Wenn sie bereits guter Hoffnung ist?«
    »Manchmal lässt sich dies herausfinden«, sagt Yusuf, der Maure. »Manchmal liegt es in den Händen Allahs, gelobt sei sein Name, manchmal jedoch wissen wir nicht genug, um sicher sein zu können.«
    Bei der Erwähnung Allahs bekreuzige ich mich hastig, wie ein altes Weib, das einen Fluch abwenden will. Er lächelt, als er die rasche Bewegung sieht, er ist nicht im Mindesten verlegen. »Und was ist es nun, das Ihr zu wissen begehrt?«, fragt er voller Freundlichkeit. »Was wollt Ihr so dringend wissen, dass Ihr einen Ungläubigen um Rat fragen müsst? Arme Königin, Ihr müsst wahrlich sehr einsam sein, wenn Ihr Hilfe von Eurem Feind benötigt.«
    Als er das sagt, füllen sich meine Augen mit Tränen. Hastig wische ich sie fort.
    »Ich habe ein Kind verloren«, erkläre ich kurz. »Eine Tochter. Mein Arzt meint, es seien Zwillinge gewesen und ich würde das zweite Kind noch in mir tragen. Es wird also doch eine Geburt geben.«
    »Und warum habt Ihr nach mir geschickt?«
    »Ich will sicher sein«, erkläre ich. »Wenn ein zweites Kind da ist, dann muss ich mich in das Wöchnerinnengemach zurückziehen, und das Augenmerk des ganzen Volkes wird auf mir ruhen. Ich will wissen, ob das Baby in mir noch lebt, ob es ein Junge ist, ob er zur Welt kommen wird.«
    »Warum misstraut Ihr der Meinung Eures eigenen Arztes?«
    Ich wende den Blick von seinen fragenden, ehrlichen Augen ab. »Ich weiß es nicht«, weiche ich aus.
    »Infantin, ich glaube, Ihr wisst es ganz genau.«
    »Wie kann ich das wissen?«
    »Weil Ihr die Sinne einer Frau habt.«
    »Ich besitze diese Sinne nicht.«
    Er lächelt ob meiner Widerborstigkeit. »Nun denn, Frau ohne jedes Gefühl, was glaubt denn Euer kluger Kopf, da Ihr nicht den Empfindungen Eures Körpers lauschen wollt?«
    »Wie kann ich wissen, was ich glauben soll?«, frage ich dagegen. »Meine Mutter ist tot. Mein bester Freund in England ist ...« Ich verstumme, bevor ich Arthurs Namen laut ausspreche. »Ich habe niemanden, dem ich mich anvertrauen kann. Die eine Hebamme sagt so, die andere etwas anderes. Der Arzt ist sich sicher ... aber er will sicher sein. Denn der König will nur das Gute hören. Wie soll ich da jemals die Wahrheit erfahren?«
    »Ich denke, Ihr wisst die Wahrheit, auch wenn Ihr sie nicht zulasst«, sagt er leise. »Euer Körper sagt Euch die Wahrheit. Ich nehme an, Ihr habt noch nicht wieder Eure Regel bekommen?«
    »Doch, ich habe geblutet«, gebe ich unwillig zu. »Letzte Woche.«
    »Unter Schmerzen?«
    »Ja.«
    »Sind Eure Brüste weich?«
    »Das waren sie.«
    »Und voller als sonst?«
    »Nein.«
    »Könnt Ihr das Kind spüren? Bewegt es sich?«
    »Ich spüre gar nichts, seit ich das kleine Mädchen verloren habe.«
    »Habt Ihr jetzt Schmerzen?«
    »Nicht mehr. Ich spüre ...«
    »Ja?«
    »Nichts. Ich spüre nichts.«
    Er sagt nichts darauf, sitzt ruhig da, atmet so unmerklich, dass er den Eindruck einer schlafenden schwarzen Katze macht. Fragend schaut er Maria an. »Darf ich sie berühren?«
    »Nein«, sagt sie sofort. »Sie ist die Königin. Sie ist unantastbar.«
    Der maurische Arzt hebt die Schultern. »Sie ist eine Frau wie alle anderen. Und sie will ein Kind, wie alle Frauen. Warum darf ich nicht ihren Bauch berühren wie bei jeder anderen Frau?«
    »Sie ist die Königin«, wiederholt Maria. »Sie darf nicht berührt werden. Ihr Körper ist gesalbt.«
    Er schmunzelt, als fände er diese heilige Wahrheit äußerst amüsant. »Nun, ich hoffe, dass wenigstens einer sie berührt hat, sonst dürfte es gar kein Kind geben«, bemerkt er.
    »Ihr Ehemann. Der gesalbte König«, erklärt Maria kurz angebunden. »Und gebt acht auf Eure Zunge. Dies sind heilige Dinge.«
    »Wenn ich sie nicht untersuchen darf, dann muss ich nach dem Augenschein urteilen. Dann wird sie sich mit Mutmaßungen zufriedengeben müssen.« Er wendet sich wieder an mich. »Wenn Ihr eine gewöhnliche Frau wäret und nicht die Königin, dann würde ich nun Eure Hände nehmen.«
    »Warum?«
    »Weil ich Euch etwas Schlimmes sagen muss.«
    Langsam strecke ich ihm meine Hände mit den kostbaren Ringen entgegen. Er nimmt sie sanft. Seine dunklen Augen schauen ohne Furcht in die meinen, sein Gesicht ist voller Mitleid. »Wenn Ihr blutet, dann ist Euer

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