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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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den übersetzten Brief. Heinrich hatte soeben Tennis gespielt, sein Gesicht war erhitzt, um den Hals hatte er ein Tuch gebunden. Er strahlte, als er seine Frau erblickte ... und setzte hastig eine Trauermiene auf, wie ein Knabe, der bei einem verbotenen Vergnügen ertappt worden war. Anhand seines Mienenspiels, in diesem kurzen, verräterischen Moment begriff Katharina, dass er den Tod ihres Sohnes vergessen hatte. Er hatte Tennis mit seinen Freunden gespielt, er hatte gewonnen, er sah seine geliebte Frau, war glücklich. Über einem Vergnügen alles zu vergessen war den Männern seiner Familie ebenso in die Wiege gelegt wie den Frauen aus ihrer Familie der Gram und die Trauer. Katharina spürte, wie eine Welle des Hasses über sie ging, ein so starker Hass, dass sie ihn im Munde zu schmecken meinte. Er war fähig, zumindest zeitweise zu vergessen, dass sein kleiner Sohn gestorben war. Sie hingegen glaubte, nie darüber hinwegzukommen.
    »Ich habe hier einen Brief meines Vaters«, sagte sie und versuchte, ihrer rauen Stimme den Anschein von Interesse zu verleihen.
    »Ach?« Heinrich war von Mitleid erfüllt. Er trat auf sie zu und nahm ihren Arm. Katharina biss die Zähne zusammen, um ihn nicht anzuschreien: »Berührt mich nicht!«
    »Hat er Euch Mut zugesprochen? Hat er tröstende Worte gefunden?«
    Die Tölpelhaftigkeit des jungen Königs war unerträglich. Katharina brachte ihr gewinnendstes Lächeln zustande. »Nein. Es ist kein persönlicher Brief. Ihr wisst doch, dass er mir selten auf diese Weise schreibt. Nein, es geht um einen Kreuzzug. Er fordert unsere Adeligen und Lords auf, Heerschau zu halten und mit ihm gegen die Mauren zu ziehen.«
    »Ach ja? Nein wirklich? Was für eine Gelegenheit!«
    »Keine Gelegenheit für Euch«, wehrte sie sogleich ab. Heinrich sollte nicht glauben, er könne in den Krieg ziehen, bevor es einen Thronfolger gab. »Es ist nur ein kleiner Feldzug. Aber mein Vater hätte gern Engländer dabei, und ich finde auch, die jungen Männer sollten sich bewähren.«
    »Der Meinung bin ich auch.« Heinrich wandte sich an seine Freunde, die sich in einiger Entfernung herumdrückten wie verlegene Schuljungen. Sie alle konnten Katharinas Leid nicht ertragen. Sie hatten ihre junge Herrscherin geliebt, als sie Turnierkönigin gewesen war und Heinrich ihr Ritter Treuherz. Doch nun war ihnen unbehaglich zumute, wenn die Königin zum Dinner erschien wie ein Geist, kaum etwas aß und sich früh wieder zurückzog.
    »He!«, rief Heinrich. »Will jemand gegen die Mauren in den Krieg ziehen?«
    Ein Chor erregter Rufe war die Antwort. Katharina fand, die jungen Höflinge ähnelten stark einem Wurf aufgeregter Hundewelpen, allen voran Lord Thomas Darcy und Edward Howard.
    »Ich will!«
    »Und ich!«
    »Zeigt ihnen, wie Engländer kämpfen können!«, stachelte Heinrich die jungen Männer an. »Ich selbst werde für die Kosten der Fahrt aufkommen.«
    »Ich schreibe Vater, dass Ihr begeisterte Freiwillige gefunden habt«, versprach Katharina. »Ich schreibe ihm unverzüglich.« Sie wandte sich ab und schritt rasch auf die Tür zu der kleinen Treppe zu, die nach oben in ihre Gemächer führte. Sie hatte das Gefühl, die Gesellschaft dieser jungen Welpen keinen Augenblick mehr ertragen zu können. Dies waren die Männer, die ihrem Sohn das Reiten beigebracht hätten. Diese jungen Adeligen wären seine Staatsmänner gewesen, die Mitglieder seines Kronrates. Sie hätten bei seiner Erstkommunion Pate gestanden, hätten als Stellvertreter bei seiner Verlobung fungiert, wären die Paten seiner Söhne gewesen. Und ebendiese Männer lachten, waren kriegslüstern, stritten um Heinrichs Gunst, als wäre ihm nie ein Sohn geboren worden, als hätte sich die Welt kein Stück verändert - doch Katharina wusste, dass diese Welt nie wieder die gleiche sein würde.
 
***
 
    Er hatte blaue Augen. Und winzige, vollkommene Füße.
 
***
 
    Am Ende fand der glorreiche Kreuzzug doch nicht statt. Die englischen Ritter erreichten zwar Cadiz, aber die Schiffe, die sie ins Heilige Land bringen sollten, stachen nie in See, und kein christliches Schwert wurde gegen den scharf geschliffenen Krummsäbel eines Ungläubigen erhoben. Heinrich und Katharinas Vater standen in regem Briefwechsel, während Katharina die Schreiben übersetzte. Ihr Vater schrieb, dass er noch keine Truppen ausgehoben habe, dass er noch nicht zur Abfahrt bereit sei. Und dann, eines Tages, kam ein Brief, der Katharina aus ihrer Lethargie riss und sie mit

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