Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
englische Schiffe plünderte. Im Londoner Hafen herrschte die einhellige Meinung, dass Jakob den Piraten absichtlich ermächtigt hatte, auf englischen Schiffen Beute zu machen, um einen Vorwand für einen Krieg zu schaffen.
»Man muss ihn aufhalten«, sagte Katharina zu Heinrich.
»Er wagt es nicht, mich selbst herauszufordern!«, rief dieser empört. »Jakob schickt Plünderer über die Grenze und Piraten gegen meine Flotte, weil er es nicht wagt, sich mir persönlich zu stellen. Jakob ist ein Feigling und ein Eidbrecher.«
»Ja«, stimmte Katharina zu. »Aber die Hauptsache ist doch, dass dieser Pirat Barton nicht nur Euren Handel gefährdet, sondern der Vorbote von etwas weitaus Schlimmerem ist. Wenn wir den Schotten erlauben, die Meere zu beherrschen, dann können sie mit uns nach Lust und Laune umspringen. Denn wir leben auf einer Insel, und das Meer muss uns ebenso gehören wie das Land, sonst sind wir in höchster Gefahr.«
»Meine Flotte ist bereit. Wir legen am Mittag ab. Ich fange ihn lebend«, versprach Edward Howard, der Flottenadmiral, seiner Herrin Katharina beim Abschied. Sie dachte, Howard wirke reichlich jung, so jungenhaft wie Heinrich ... doch seine Begabung und sein Mut waren unbestritten. Er hatte die taktischen Fähigkeiten seines Vaters geerbt und stellte sie bei der neu geschaffenen Marine unter Beweis. Die Howards bekleideten traditionellerweise das Amt des Lord Admiral, doch der junge Edward erwies sich bereits jetzt als ganz außergewöhnlicher Kommandeur. »Wenn ich ihn nicht lebend fangen kann, versenke ich sein Schiff und bringe Euch seinen Leichnam.«
»Schämt Euch! Einen Christen so zu behandeln!«, neckte sie ihn und reichte ihm die Hand zum Kusse.
Edward, ernst geworden, schaute zu ihr auf. »Ich versichere Euer Gnaden, dass die Schotten eine größere Gefahr für Frieden und Wohlstand unseres Landes sind, als die Mauren je sein könnten.«
Katharina lächelte schmerzlich. »Ihr seid nicht der erste Engländer, der mir das sagt. Und ich habe es in den letzten Jahren selbst begriffen.«
»So ist es auch richtig«, stimmte der junge Edward zu. »Eure Eltern in Spanien haben auch nicht geruht, bis sie die Mauren aus den Bergen vertrieben hatten. Für uns Engländer sind die Schotten der Feind. Sie verschanzen sich stets in ihren Bergen, sie müssen besiegt und bezwungen haben, wenn wir jemals Frieden haben wollen. Mein Vater hat sein Leben lang die nördlichen Grenzen gesichert, und nun bekämpfe ich den gleichen Feind, aber auf See.«
»Kehrt gesund heim«, wünschte sie ihm.
»Ich muss ein gewisses Wagnis eingehen«, sagte er wegwerfend. »Ich bin kein Stubenhocker.«
»Niemand zweifelt an Eurer Tapferkeit, und meine Flotte braucht einen Admiral«, sagte Katharina beschwichtigend. »Mir wäre es jedoch lieb, wenn der Amtsinhaber nicht so oft wechselte. Und beim nächsten Turnier brauche ich meinen Champion. Und einen Tanzpartner. Also bitte ich Euch: Kehrt wohlbehalten wieder, Edward Howard!«
***
Der König war beunruhigt, dass sein Freund Edward Howard gegen die Schotten in See stechen sollte, auch wenn es nur gegen einen Piraten ging. Er hatte gehofft, dass seines Vaters Bündnispolitik, untermauert durch die Verheiratung seiner Schwester nach Schottland, den Frieden sichern würde.
»Jakob ist so ein Heuchler! Verspricht einerseits Frieden und heiratet meine Schwester Margaret, während er andererseits seinen Piraten ermächtigt, auf Raubzug zu gehen! Ich werde Margaret schreiben, dass wir diese Überfälle nicht dulden können. Sie soll ihrem Manne ins Gewissen reden. Die Schotten müssen innerhalb ihrer Grenzen bleiben.«
»Vielleicht hört er nicht auf sie«, gab Katharina zu bedenken.
»Das ist nicht ihre Schuld«, beeilte sich Heinrich zu sagen. »Sie hätte niemals mit ihm verheiratet werden dürfen. Sie war zu jung, und er war schon zu starr in seinen Ansichten und überdies ein Anhänger des Krieges. Aber sie wird schon für Frieden sorgen, wenn sie es vermag; sie weiß, es war meines Vaters Wunsch, und sie weiß, dass wir Frieden halten müssen. Denn wir sind Verwandte, wir sind Nachbarn.«
Die Grenzlords jedoch, die Percys und die Nevilles, berichteten, dass die Schotten in jüngster Zeit immer gewagtere Raubzüge in die Grenzlande unternommen hätten. Zweifellos war Jakob auf einen Krieg aus, zweifellos wollte er sein Reich mit Land in Northumberland vergrößern. Täglich erwartete man die Meldung, dass er nach Süden vorgestoßen sei, die
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