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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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seine Frau vor seiner Mutter, denn deren Groll war so beständig und hartnäckig, dass es Zeitverschwendung war, sie eines Besseren belehren zu wollen. Er verteidigte auch niemals seine Mutter vor seiner Frau, denn das war nicht nötig. Königin Elizabeth verlor kein Wort über das Verhalten ihrer schwierigen Schwiegermutter oder ihres herrschsüchtigen Ehemannes. Sie sah ihn und seine Mutter als autokratische Herrscher an, sie betrachtete die beiden wie Naturgewalten, die so unerfreulich und unabwendbar waren wie schlechtes Wetter.
    »Ihr solltet nicht zulassen, dass sie Euch Ungemach bereitet«, mahnte seine Mutter nun.
    »Das hat sie nie getan«, erwiderte er und dachte an die Prinzessin, die sehr wohl die Macht dazu besaß.
 
***
 
    Nun weiß ich, dass der König mich mag, vielleicht sogar mehr als seine Töchter, und das macht mich froh. Ich bin es gewöhnt, Lieblingstochter zu sein, das Nesthäkchen der Familie. Es gefällt mir, zuvorkommend vom König behandelt zu werden, ich liebe das Gefühl, jemand Besonderes zu sein.
    Als er sah, wie traurig ich über die Abreise meines spanischen Gefolges war, nahm er mich mit in die Bibliothek und widmete mir den ganzen Nachmittag. Er zeigte mir seine Karten und schenkte mir schließlich eine kostbare Saphirkette. Er gestattete mir, selbst aus den Arbeiten des Goldschmiedes zu wählen, und bestätigte, dass die Saphire die Farbe meiner Augen hätten.
    Bei unserer ersten Begegnung konnte ich ihn nicht leiden, aber mit der Zeit habe ich mich an seine abrupte Sprache und seine Ungeduld gewöhnt. Sein Wort ist Gesetz, bei Hofe wie im Lande, er schuldet niemandem Dank - außer vielleicht der Königinmutter. Er hat keine engen Freunde und keine Vertrauten außer ihr und den Soldaten, die einst an seiner Seite kämpften und nun am Hofe hohe Ämter bekleiden. Er hegt weder für seine Frau noch für seine Töchter eine besondere Zuneigung, doch mich bedenkt er mit seiner Aufmerksamkeit. Vielleicht werde ich eines Tages sogar töchterliche Liebe für ihn empfinden. Auf jeden Fall freut es mich, bevorzugt zu werden. An einem Hofe, wo alles von der Gunst des Herrschers abhängt, fühle ich mich erst dann als wahre Prinzessin, wenn er mich lobt oder Zeit mit mir verbringt.
    Ohne ihn würde ich womöglich sehr einsam sein. Mein Ehemann, der Prinz, behandelt mich, als wäre ich ein Möbelstück. Nie spricht er zu mir, nie lächelt er, und wenn ich etwas sage, dann fällt es ihm schwer, eine Antwort zu finden. Es war sehr töricht von mir, in ihm einen Troubadour zu sehen. In Wirklichkeit ist er ein Muttersöhnchen! Er spricht stets mit gedämpfter Stimme und sagt nie etwas, das von Interesse wäre. Er mag ja Französisch und Latein und ein halbes Dutzend weiterer Sprachen beherrschen - doch was soll ihm das nützen, wenn er nichts Bedeutendes zu sagen hat? Wir leben nebeneinander her wie zwei Fremde, und käme er nicht einmal in der Woche in mein Schlafgemach, um seine ehelichen Pflichten zu erfüllen, würde ich von meiner Ehe gar nichts merken.
    Als ich die Saphire seiner Schwester, Prinzessin Margaret, zeige, vergeht sie fast vor Neid. Bei der nächsten Beichte werde ich die Sünden der Eitelkeit und des Stolzes bekennen müssen. Es war nicht recht, mit dieser Kette vor ihr zu prahlen, aber wenn sie jemals in Worten oder Taten nett zu mir gewesen wäre, dann hätte ich sie ihr gar nicht gezeigt. Ich wollte der Prinzessin zu verstehen geben, dass ihr Vater mich schätzt, selbst wenn sie und ihre Großmutter und ihr Bruder es offensichtlich nicht tun. Aber nun habe ich nichts weiter erreicht, als sie aufzuregen und mich selbst ins Unrecht zu setzen, und deshalb werde ich zur Beichte gehen und Buße tun.
    Und das Schlimmste: Ich habe mich für eine spanische Prinzessin unwürdig benommen. Wenn Margaret nicht das Verhalten eines Fischweibes hätte, dann würde auch ich mich besser benommen haben. An diesem Hof umschwärmen alle den König, als ob nichts auf der Welt zählte außer seiner Gunst, und ich sollte darüber erhaben sein, diesen Tanz mitzumachen. Oder zumindest sollte ich mich nicht mit einem Mädchen messen, das vier Jahre jünger ist als ich und lediglich eine englische Prinzessin, auch wenn es sich bei jeder Gelegenheit »Königin von Schottland« nennt.
 
***
 
    Das junge Prinzenpaar von Wales beendete seinen Besuch in Richmond und begann, sich in Baynard's Castle häuslich einzurichten. Catalinas Gemächer lagen an der Rückseite des Schlosses, mit Blick auf Park und

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