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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Augen der Prinzessin umschattet, und obwohl sie die dargebotenen Bände mit Dankesworten entgegennahm, konnte sie sich kein Lächeln abringen.
    »Kennt Ihr Landkarten?«, fragte Heinrich nun.
    Catalina nickte. »Natürlich«, erwiderte sie. »In der Bibliothek meines Vaters gibt es Karten von der ganzen Welt, und Cristobal Colon hat ihm eine Karte von Amerika gezeichnet.«
    »Und besitzt Euer Vater eine große Bibliothek?«, erkundigte er sich, neidisch auf dessen Ruf der Gelehrsamkeit.
    Ihr höfliches Zögern zeigte ihm, dass seine Sammlung, auf die er so stolz war, nichts war im Vergleich zu den Bibliotheken der maurischen Gelehrten in Spanien. »Natürlich hat mein Vater viele Werke geerbt, er hat seine Sammlung nicht allein angelegt«, sagte die Prinzessin taktvoll. »Viele seiner Bücher stammen von maurischen Autoren, von maurischen Gelehrten. Wie Ihr wisst, haben die Araber bereits griechische Autoren übersetzt, bevor es Übersetzungen ins Französische oder Italienische gab, oder auch ins Englische. Die Araber haben alle Künste und Wissenschaften erhalten, die im Christentum verloren gingen. Mein Vater besitzt die maurischen Übersetzungen von Aristoteles und Sophokles und überhaupt allen Griechen.«
    Der König spürte eine Sehnsucht, einen Hunger nach diesem neuen Wissen. »Besitzt er nun viele Bücher?«
    »Tausende von Bänden«, erwiderte Catalina. »In Arabisch und Hebräisch, in Latein und sämtlichen Sprachen der Christenheit. Aber er liest nicht alle, dafür hat er arabische Gelehrte.«
    »Und die Landkarten?«, forschte er.
    »Auf diesem Gebiet bedient er sich des Wissens arabischer Seefahrer und Kartografen«, antwortete sie. »Auf ihren weiten Landreisen wissen sie ihren Weg nach den Sternen zu berechnen. Und eine Seereise ist für sie das Gleiche wie eine Fahrt durch die Wüste. In ihren Augen ist eine Wasserwüste dasselbe wie ein Meer von Sand, denn sie nutzen die Gestirne, um sich in beiden zurechtzufinden.«
    »Und glaubt Euer Vater, aus diesen Entdeckungen reichen Gewinn schlagen zu können?«, fragte der König neugierig. »Wir alle haben ja von den großen Fahrten des Cristobal Colon gehört und von den Reichtümern, die er nach Hause brachte.«
    Er bewunderte die Art, wie sie die Wimpern niederschlug, um das Strahlen ihrer Augen zu verbergen. »Ach, das kann ich nicht sagen.« Es war deutlich, dass sie einer Antwort auswich. »Meine Mutter ist gewiss der Ansicht, dass es wichtig ist, viele Seelen für Jesus zu retten.«
    Heinrich klappte den großen Ordner auf, der seine Kartensammlung enthielt, und breitete diese vor Catalina aus. Wunderbare Seeungeheuer tummelten sich in den Ecken. Er zeigte ihr Englands Küstenlinie, die Grenzen des Heiligen Römischen Reiches, die Hand voll Provinzen, aus denen Frankreich bestand, die neuen, sich ausweitenden Grenzen ihres eigenen Reiches in Spanien und das päpstliche Herrschaftsgebiet in Italien. »Nun seht Ihr selbst, warum Euer Vater und ich Freunde sein müssen«, sagte er. »Wir müssen der Macht Frankreichs auf unserer Türschwelle trotzen. Wir können nicht einmal Handel miteinander treiben, solange Frankreich die Meerenge beherrscht.«
    »Wenn Juanas Sohn die habsburgische Krone erbt, werden wir zwei Königreiche haben.« Sie deutete auf die Karte. »Spanien und die Niederlande.«
    »Und Euer Sohn wird ganz England, ein Bündnis mit Schottland und französische Besitzungen erben«, fügte er mit einer Handbewegung über die Karte hinzu. »Die beiden werden mächtige Cousins sein.«
    Nun endlich lächelte Catalina. Heinrich entdeckte, dass sie Ehrgeiz besaß. »Ihr hättet doch gern einen Sohn, der die halbe Christenheit regiert?«
    »Welche Frau wollte das nicht?«, lautete ihre Erwiderung. »Und meinem und Juanas Sohn sollte es doch gemeinsam gelingen, die Mauren endgültig zu besiegen und auf die andere Seite des Mittelländischen Meeres zurückzuwerfen?«
    »Oder Ihr könntet eine Möglichkeit finden, in Frieden mit ihnen zu leben«, schlug der König vor. »Nur weil die einen ›Allah‹ sagen und die anderen ›Gott‹, müssen gläubige Menschen doch keine Feinde sein, nicht wahr?«
    Doch sogleich schüttelte Catalina den Kopf. »Dieser Krieg wird ewig andauern, denke ich. Meine Mutter sagt, es sei der große Kampf zwischen Gut und Böse und er werde für alle Zeiten andauern.«
    »Dann werdet Ihr auch für alle Zeiten in Gefahr schweben«, begann der König, wurde aber von einem Klopfen an der schweren Bibliothekstür unterbrochen.

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