Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Es war der Page, der einen verwirrten Goldschmied hereingeleitete. Seit Tagen wartete dieser darauf, dem König seine Arbeiten zeigen zu dürfen, und war deshalb höchst erstaunt, dass er nun so plötzlich herzitiert wurde.
»Ich habe etwas Schönes für Euch«, sagte Heinrich zu seiner Schwiegertochter.
Sie schaute zu ihm auf. Meine Güte, dachte er. Man müsste schon aus Stein sein, um diese kleine Blume nicht in sein Bett zu wünschen. Ich bin sicher, ich könnte sie zum Erblühen bringen. Zumindest würde ich es zu gern versuchen.
»Etwas Schönes, für mich?«
Heinrich machte dem Mann ein Zeichen, und dieser zog ein weinrotes Sammettuch aus der Tasche und schüttete den Inhalt seines Mantelsackes darauf. Kunterbunt fielen Rubine, Diamanten, Smaragde, Perlen, Ketten, Medaillons, Ohrringe und Broschen vor Catalinas staunenden Augen auf das Tuch.
»Trefft Eure Wahl«, drängte er die junge Frau. »Dies soll mein persönliches Geschenk an Euch sein, damit Euer hübsches Gesicht wieder im Lächeln erstrahlt.«
Catalina hörte ihn kaum. Im Nu war sie am Tisch und ließ sich von dem Goldschmied ein kostbares Geschmeide nach dem anderen zeigen. Sie mochte ja eine Prinzessin von reinstem kastilischem Blut sein, während er selbst, Heinrich, lediglich Enkel eines gemeinen Soldaten war, aber auch sie war mit Juwelen so leicht zu kaufen wie jede Frau. Und er besaß die Mittel, ihr eine Freude zu machen.
»Silber?«, versuchte er ihre Vorlieben zu erraten.
Sie wandte ihm ein strahlendes Gesicht zu. »Silber nicht«, sagte sie entschieden.
Heinrich bedachte, dass diesem Mädchen einst der Schatz der Inkas zu Füßen gelegt worden war.
»Dann also Gold?«
»In der Tat ziehe ich Gold vor.«
»Wie steht's mit Perlen?«
Sie zog einen Schmollmund.
Meine Güte, was für ein Kussmund!, dachte er bei sich. »Keine Perlen also?«
»Das ist nicht mein Lieblingsschmuck«, bekannte sie und lächelte lieblich. »Welche sind denn Eure Lieblingssteine?«
Sie flirtet ja mit mir!, stellte er verblüfft fest. Sie spielt mit mir wie mit einem nachsichtigen Onkel. Sie hat mich an der Angel.
»Smaragde?«
Wieder lächelte sie.
»Nein. Diese hier«, sagte sie schlicht.
Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, hatte sie sich das Kostbarste ausgesucht, das der Juwelier zu bieten hatte: eine Halskette aus tiefblauen Saphiren mit passenden Ohrringen. Lockend hielt sie die Kette an ihre weichen Wangen, damit er die Farbe der Steine mit ihren Augen vergleichen konnte. Dann trat sie einen Schritt auf ihn zu, und er roch den Duft ihres Haares: Orangenblüte aus den Gärten der Alhambra. Sie duftete wie eine exotische Blume. »Passen sie zu meinen Augen?«, fragte sie. »Sind meine Augen so blau wie diese Saphire?«
Heinrich schnappte ein wenig nach Luft, benommen von der Wucht, mit der er auf sie reagierte. »Das sind sie. Ihr sollt sie haben.« Er erstickte fast, so sehr begehrte er sie. »Ihr sollt diese Saphire haben und alles, was Ihr sonst begehrt. Nennt mir, was Ihr ... nennt mir Euren Wunsch.«
Sie warf ihm einen verschmitzten Blick zu. »Dürfen meine Hofdamen auch Juwelen haben?«
»Lasst Eure Damen rufen, sie sollen ebenfalls wählen, was ihnen gefällt.«
Sie lachte vor Freude hell auf und lief zur Tür. Er ließ sie gehen. Er wagte es nicht länger, ohne Anstandsdamen mit ihr im selben Zimmer zu sein. Hastig ging er hinaus auf den Korridor und traf dort auf seine Mutter, die von der Messe kam.
Er kniete vor ihr nieder, damit sie ihm segnend die Hand auf den Kopf legen konnte. »Mein Sohn.«
»Verehrte Mutter.«
Dann erhob er sich. Sogleich fiel Lady Margaret sein rot angelaufenes Gesicht und seine unterdrückte Erregung auf. »Ist Euch etwas geschehen?«
»Nein!«
Die Mutter seufzte. »Geht es um die Königin? Um Elizabeth?«, fragte sie müde. »Beschwert sie sich schon wieder über Margarets Verlobung?«
»Nein«, erwiderte er. »Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen.«
»Sie wird sich damit abfinden müssen«, sagte Lady Margaret. »Eine Prinzessin kann sich ihren Gemahl nicht aussuchen. Auch Elizabeth würde dies wissen, wenn sie eine entsprechende Erziehung genossen hätte. Aber dem war nicht so.«
Er grinste schief. »Das ist wohl kaum ihre Schuld!«
Die Verachtung seiner Mutter war deutlich. »Niemals hätte etwas Gutes von ihrer Mutter kommen können«, erklärte sie rundweg. »Ein schlechter Stamm, diese Woodvilles.«
Heinrich zuckte die Achseln und erwiderte nichts darauf. Nie verteidigte er
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