Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Gefährtinnen zustehen, als ich im Moment habe. Wie Ihr wisst, zahlt er mir keinerlei Unterstützung. Ich habe kein Geld, um noch eine Dame in meine Dienste zu nehmen. Kurz, es gibt keinen Platz für eine weitere Dame in meinem Hofstaat, auch wenn sie eine ganz besondere Freundin ist.«
Arthur zuckte zusammen, da er so unvermittelt an den Geiz seines Vaters erinnert wurde. »Oh nein, Ihr missversteht mich! Diese Dame wünscht keinen Platz in Eurem Gefolge. Sie würde gewiss nicht unter Eure Hofdamen eingereiht«, fügte er hastig hinzu. »Bei der Dame, die Euch so gern kennenlernen möchte, handelt es sich um Lady Margaret Pole, die endlich nach Ludlow zurückgekehrt ist.«
***
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns. Dies ist schlimmer, als wenn es sich um eine Mätresse handelte. Ich wusste, dass ich ihr eines Tages würde gegenübertreten müssen. Denn die Burg Ludlow ist ihr Heim, aber sie war fort, als ich hier eintraf. Ich glaubte sogar, sie habe mich absichtlich gemieden und hegte nicht die Absicht, zurückzukommen. Ich war der Überzeugung, sie miede mich aus Hass, so wie ich sie aus Scham meiden würde. Denn Lady Margaret Pole ist die Schwester dieses bedauernswerten jungen Mannes, des Herzogs von Warwick, der enthauptet wurde, um den Platz für mich freizumachen. Ich habe mich vor dem Augenblick gefürchtet, da ich ihr gegenüberstehen würde. Ich habe zu allen Heiligen gebetet, dass sie fortbleiben möge, dass sie mich hassen und mir die Schuld geben, aber bitte fortbleiben möge.
***
Arthur erkannte ihre Furcht und Ablehnung, aber wie hätte er sie besser auf die Begegnung vorbereiten sollen? »Bitte gebt ihr die Gelegenheit«, bat er. »Bei unserer Ankunft war sie nicht hier, weil sie sich um ihre Kinder kümmern musste. Sonst hätte sie Euch willkommen geheißen. Ich hatte Euch doch bereits gesagt, dass sie zurückkehren würde. Und nun ist es so weit. Denn wir werden hier zusammenleben und müssen miteinander auskommen. Sir Richard ist ein sehr zuverlässiger Freund meines Vaters, das höchste Mitglied meines Rates und Verwalter dieser Burg. Wir werden hier gemeinsam leben.«
Catalina streckte ihrem Gemahl eine zitternde Hand entgegen, und sogleich trat er zu ihr, der neugierigen Blicke ihrer Hofdamen nicht achtend.
»Ich bringe es nicht übers Herz«, flüsterte die Prinzessin. »Wirklich, ich kann nicht. Ich weiß doch, dass ihr Bruder um meinetwillen hingerichtet wurde. Meine Eltern haben ja eigens darauf bestanden, sonst hätten sie mich niemals nach England geschickt. Ich weiß, dass er unschuldig war, so unschuldig wie eine Blume, und dass er von Eurem Vater im Tower gefangen gehalten wurde, damit er keine Getreuen um sich sammeln und die Krone für sich fordern konnte. Dort im Tower hätte er wohlbehalten leben können bis zu seinem Tode, aber meine Eltern forderten seine Hinrichtung. Wie sehr Lady Margaret mich hassen muss!«
»Sie hasst Euch nicht«, erwiderte Arthur wahrheitsgemäß. »Glaubt mir, Catalina, ich würde es nicht dulden, dass man Euch mit unfreundlichen Gefühlen begegnet. Sie hasst weder Euch noch mich, sie hasst nicht einmal meinen Vater, der doch die Hinrichtung befahl. Sie weiß, dass solche Dinge eben geschehen. Sie ist auch eine Prinzessin, sie weiß so gut wie Ihr, dass wir keine Wahl haben, sondern aus politischen Gründen handeln müssen. Und keinem von uns beiden oblag die Entscheidung, sondern meinem Vater. Eure Eltern mussten Gewissheit haben, dass es keine rivalisierenden Prätendenten geben würde. So hat mein Vater mir den Weg freigemacht, um welchen Preis auch immer. Lady Margaret hat sich eben damit abgefunden.«
»Abgefunden?«, keuchte Catalina ungläubig. »Wie kann eine Frau sich mit dem Mord an ihrem Bruder abfinden? Wie kann sie mich freundlich begrüßen, wo er doch meinetwegen gestorben ist? Damals, als wir meinen Bruder verloren haben, da verloren wir eine Welt, alle Hoffnung starb mit ihm dahin. Zusammen mit ihm haben wir unsere Zukunft begraben. Meine Mutter kann es heute noch nicht fassen. Seit seinem Todestag ist sie nicht mehr glücklich gewesen. Sie erträgt es einfach nicht. Wäre mein Bruder aber gar wegen einem anderen Prätendenten hingerichtet worden, so hätte sie sich gerächt und dessen Leben genommen. Wie kann Lady Margaret einen Bruder verlieren und den Schmerz ertragen? Wie kann sie den Gedanken an mich ertragen?«
»Sie hat sich damit abgefunden«, wiederholte Arthur schlicht. »Sie ist eine hochgeistige Frau,
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