Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Tuch, das sie bestickte. »Mylord?«, fragte sie voller Bange. In den frühen Morgenstunden, nachdem sie erwacht waren und sich geliebt hatten, hatte Arthur nichts von einem anstehenden Besuch verlauten lassen. Überdies hatte sie nicht erwartet, ihn vor dem Dinner wiederzusehen. Arthurs Erscheinen in ihren Gemächern zeigte deutlich, dass etwas Außergewöhnliches geschehen war. Nun war die Prinzessin auf der Hut.
»Eine Dame? Wer ist sie?«
»Andere haben Euch vielleicht schon von ihr erzählt. Ich bitte Euch aber zu bedenken, dass ihr sehr an Eurer Freundschaft gelegen ist und dass sie mir schon immer eine gute Freundin war.«
Nun schaute Catalina auf und schnappte nach Luft. Das war ja fast so, als wollte er ihr eine ehemalige Mätresse vorstellen, welcher er eine Stellung in Catalinas Gefolge verschaffen wollte, damit er die Affäre ungestört fortsetzen konnte.
***
Wenn er so etwas beabsichtigt, dann kenne ich meinen Part. Ich habe miterlebt, wie meine Mutter unter den vielen hübschen Mädchen litt, denen mein Vater, Gott verzeihe ihm, nicht widerstehen kann. Immer wieder mussten wir mit ansehen, wie er einem neuen Gesicht bei Hofe seine Aufmerksamkeit widmete. Und stets tat Mutter so, als habe sie nichts bemerkt. Sie setzte dem betreffenden Mädchen eine großzügige Mitgift aus, verheiratete es an einen passenden Höfling und ermutigte diesen dazu, seine junge Braut weit, weit fortzubringen. Dies war ein so alltägliches Vorkommnis, dass es bald zu einer Art Gesellschaftsspiel wurde: Wollte ein Mädchen sich mit dem Segen der Königin gut verheiraten und Herrscherin über eine abgelegene Provinz werden, so brauchte es nur die Aufmerksamkeit des Königs zu erregen - und bald schon trabte es auf schönem Rosse und mit neuen Kleidern versehen aus der Alhambra auf dem Weg zur eigenen Besitzung.
Ich weiß also nur zu gut, dass eine vernünftige Frau den Blick abwendet und ihren Schmerz und ihre Demütigung für sich behält, wenn es ihrem Gemahl beliebt, eine andere Frau in sein Bett zu holen. Was eine Ehefrau niemals, wirklich niemals tun darf, ist, sich so zu verhalten wie meine Schwester Juana, die sich und unserer ganzen Familie große Schande macht, indem sie in Schreikrämpfe und hysterische Tränen verfällt und lauthals Rache androht.
»Es führt zu nichts«, sagte mir Mutter einmal, nachdem ein Gesandter uns von einer besonders hässlichen Szene am Hofe Philipps von den Niederlanden berichtet hatte: Juana hatte gedroht, der fraglichen Dame die Haare abzuschneiden, sie hatte sie mit einer Schere angegriffen und überdies gedroht, sich selbst ein Leid anzutun.
»Wenn man sich beklagt, macht man es nur noch schlimmer. Wenn ein Ehemann auf Abwege gerät, musst du ihn dennoch weiterlieben und ihm gestatten, in dein Bett zu kommen: Es gibt keinen Ausweg aus der Ehe. Wenn du die Königin bist und er der König, dann müsst ihr miteinander auskommen. Wenn er vergisst, was er dir schuldig ist, gibt es dennoch keinen Grund, dass du deine Pflicht vergisst. Wie schwer es dir auch fallen mag - du bleibst die Königin und er dein Ehemann.«
»Es spielt keine Rolle, was er tut?«, habe ich entsetzt gefragt. »Und wenn er sich noch so schlecht benimmt? Er ist frei, während Ihr gebunden seid?«
Meine Mutter zuckte nur die Achseln. »Nichts, was er tut, könnte das Band der Ehe zerstören. Verheiratet wirst du vor Gott: Dein Mann bleibt stets dein Ehemann, du stets Königin. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Wie viel Schmerz dir dein Ehemann auch bereiten mag, er bleibt dein Ehemann. Er mag ein schlechter Gatte sein, aber er bleibt dein Gatte.«
»Und was ist, wenn er eine andere Frau will?«, fragte ich und kam mir sehr scharfsinnig vor.
»Wenn er eine andere Frau will, dann kann er sie bekommen oder sie kann ihn abweisen, das ist eine Angelegenheit zwischen den beiden. Es kommt darauf an, wie sie es mit ihrem Gewissen vereinbart«, erwiderte meine Mutter mit fester Stimme. »Wer sich jedoch nie verändern darf, das bist du. Was immer er sagt, was immer er will: Du bist und bleibst seine Frau und Königin.«
***
Dieser trostlose Rat stand Catalina vor Augen, als sie aufblickte und ihren jungen Ehemann fest ansah. »Ich freue mich jederzeit, wenn ich eine Freundin von Euch kennenlernen kann, Mylord«, sagte sie und hoffte, dass ihre Stimme nicht zitterte. »Aber wie Ihr wisst, ist mein Haushalt sehr klein. Euer Vater hat sehr deutlich gesagt, dass mir nicht mehr
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