Die ewige Straße
Laternen, die gehoben oder gesenkt wurden. Flojian war sehr an der Konstruktion interessiert, und so beschlossen sie, über die Felsen zu klettern und das Bauwerk genauer in Augenschein zu nehmen.
Sie wurden zwar ein wenig naß, doch sie erreichten die andere Seite ohne größere Probleme. Im Innern hatte der Boden sich gesenkt, und die Räume waren leer. Die verrotteten Möbel der Straßenbauer, die sie sonst in all ihren Häusern und Wohnungen angetroffen hatten, fehlten hier. Eine Leiter und eine Wendeltreppe führten in den Turm hinauf. Die Leiter besaß keine Sprossen mehr, und die Treppe sah aus, als könnte sie jeden Augenblick einstürzen. Aber das war egal: Es gab keinen dringenden Grund, nach oben zu steigen.
Wieder zurück, saßen sie eine Weile im Sand, während Chaka das Gesehene in Silas’ Journal skizzierte. Das Bauwerk hatte etwas merkwürdig Verlorenes an sich, wie es so von allem abgeschnitten und einsam dastand. Chaka versuchte, diesen Eindruck festzuhalten, doch sie war nicht zufrieden mit dem Ergebnis, obwohl die anderen vorgaben, ihre Skizze zu bewundern.
Die Küstenlinie schwenkte allmählich nach Norden. Ein paar Meilen hinter dem Signalturm entdeckten sie wieder die vertrauten horizontalen Markierungen an den Bäumen. Sie führten eine Böschung hinauf und von dort auf einen Weg. Er war schmal und überwachsen und kaum zu erkennen. Am späten Nachmittag überquerte er eine der gigantischen Fernstraßen. Shays Markierungen wiesen auf einen Hang und von dort auf die gewaltige Straße hinunter, und sie folgten ihrem Verlauf nach Nordosten.
Zwei weitere Tage verlief die Straße an der Küste entlang. Dann schwenkte sie nach Osten und weg vom Meer, und obwohl niemand es aussprach, spürte Chaka die Enttäuschung der anderen. Sie alle hatten gehofft, hatten fest daran geglaubt, daß dieses Meer das Wasser war, das Haven beherbergte.
Weitere zwei Tage später umgingen sie eine zerstörte Stadt, deren Name Irgendwas-Joseph lautete. (Das Schild an der Straße war stark verwittert.) Das Wetter wurde wechselhaft, an einem Tag warm, am nächsten wieder kalt. Die Straße verwandelte sich in ein Trümmerfeld, je näher sie den Häusern kamen, und so reisten sie über die angrenzenden Wiesen weiter.
Nach einer Weile bog die Straße ab, und die Markierungen wiesen einen Hügel hinab und in einen Wald hinein, der größtenteils aus einer bisher unbekannten Pinienart bestand. Die Rinde war dünn und rotbraun, die Nadeln leuchteten hellgrün. Der Stamm war vielleicht eineinhalb Fuß dick und reichte bis in fünfundsiebzig Fuß Höhe. Überall entdeckten sie exotische Vögel und unbekannte Pflanzen. Sie hatten eine völlig neue Welt betreten.
Ruinen waren hier weniger häufig anzutreffen als in der Nähe der Stadt, doch sie waren auch kein Einzelfall. Selten verging ein Tag, ohne daß sie auf vereinzelte Gehöfte oder verlassene Dörfer stießen. Straßenschilder wiesen den Weg zu kleinen Städten oder Dörfern, wo nur noch Wälder existierten. Sie entdeckten ein Gehöft in der Nähe eines Ortes namens Joppa, das in hervorragendem Zustand war, wenn man von dem eingestürzten Dach im hinteren Teil absah. Der Schaden war nicht gleich zu sehen, und fast hätte man glauben können, die Bewohner hielten sich noch irgendwo in der Nähe auf. Die Stadt Homer war noch sehr gut erhalten, einschließlich einem Restaurant namens Downtown, Harrys Eisenwarenladen und Autohandel und der Colonial-Apotheke.
Ein Kirchenschild riet dem Vorübergehenden, im Sinne des Herrn zu leben.
Am frühen Morgen des 5. April lauschte Chaka dem Wind in den Bäumen und den gelegentlichen Regungen kleiner Tiere im Buschwerk. Sie lagerten unter einem so dichten Blätterdach, daß weder die Sterne noch der Mond hindurchschimmerten. Das Feuer brannte nur niedrig. Die Nacht war warm, Chaka hatte die Wache – und Schwierigkeiten wachzubleiben.
Um den Schlaf zu vertreiben, stand sie auf, schlenderte zu einer in der Nähe gelegenen Quelle und spritzte sich zum vierten oder fünften Mal kaltes Wasser ins Gesicht. Anschließend sah sie nach den Pferden, die auf einer Lichtung grasten. Sie hatten im Verlauf des Tages einen Schwarzbären gesehen. Der Bär hatte die fremden Gestalten uninteressiert gemustert und sich in den Wald getrollt, doch die Pferde waren seither nervös, und Chaka hatte Angst bekommen. Sie dachte gerade an den Bären, als sie ein Geräusch vernahm, das nicht in die Wälder gehörte.
Zuerst konnte sie das Geräusch
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