Die ewige Straße
Schublade in seine Taschen zu stopfen.
»Nimm soviel mit, wie du kannst«, sagte er zu Quait.
»Dieser Ort jagt mir Angst ein«, sagte Quait, der Flojians Bemerkung offensichtlich nicht gehört hatte.
»Wie meinst du das?« Quait öffnete eine weitere Schublade. Noch mehr Münzen. Und noch mehr. Jede Schublade war bis zum Rand voll mit Münzen.
»Sag, worauf willst du hinaus?« wiederholte Flojian.
»Diese Leute hier … sie sind so hastig verschwunden, daß sie nicht einmal ihr Geld mitgenommen haben. Wie schlimm muß die Seuche gewesen sein?«
»Ziemlich schlimm, schätze ich. Ich weiß es nicht, wirklich.«
»Erinnerst du dich an das, was Mike erzählt hat? An einem Tag kamen sie noch ganz normal zur Arbeit, und am nächsten waren sie verschwunden. Einfach so. Er hat sie nie mehr wiedergesehen. Und hier haben die Menschen sogar ihr Geld zurückgelassen. Wenn wir in die Läden sehen, finden wir alle Waren. Oder das, was davon übrig ist. Als wären die Straßenbauer von einer Sekunde auf die andere vom Erdboden verschwunden.«
»Hör zu«, sagte Flojian. »Warum reden wir nicht später darüber? Ich habe gleich alle Taschen voll.«
Da bemerkte Flojian eine Bewegung. Es war unglaublich. Eine Schreibkommode in der Nähe der Eingangstür erhob sich auf drei Beine und trat in die Mitte der Halle. Flojians Nackenhaare richteten sich auf. Die Kommode sah aus wie ein sechs Fuß hohes Zeichenbrett mit einem spitz zulaufenden Kopf auf einem kurzen, biegsamen Hals. Zwei bewegliche Glieder entsprangen zu beiden Seiten des Bretts, und eins davon richtete etwas auf die beiden Menschen, das wie ein Rohr oder eine Düse aussah. »Halt. Bleiben Sie stehen und rühren Sie sich nicht«, ertönte eine Stimme direkt über Flojian und Quait. »Die Polizei ist unterwegs. Rühren Sie sich nicht von der Ste l le. Falls Sie sich diesen Instruktionen widersetzen, wird gegen Sie von der Waffe Gebrauch gemacht.«
Quait fluchte leise.
»Legen Sie Ihre Waffen nieder und treten Sie um den Schalter herum.«
Flojian dachte über seine Möglichkeiten nach und sah zu Quait. War dieses Rohr eine Waffe? Eine Schießerei mit einer umherlaufenden Maschine war sicherlich nicht erfolgversprechend. Hinter sich hörte Flojian, wie Chaka am Fenster murmelte, daß sie nicht glauben könne, was sich vor ihren Augen abspielte.
Vorsichtig nahm er die Pistole aus dem Holster und legte sie auf einen Tisch, dann trat er hinter dem Schalter hervor und in die Halle. Und dort traf ihn der Schock seines Lebens.
Ein ganzer Haufen von Schädeln und Knochen stapelte sich auf dem Fußboden vor dem Schalter.
Quait kam hinter ihm her und hielt ebenfalls den Atem an.
»Wir hatten nichts Böses im Sinn«, sagte Flojian. »Wir sind nur auf der Durchreise.«
»Die Polizei ist unterwegs«, sagte die Stimme über ihren Köpfen. »Bleiben Sie, wo Sie sind, bis die Polizei an Ort und Stelle ist.«
»Was für eine Polizei?« fragte Quait. »Es gibt keine Polizei mehr!«
»Bleiben Sie, wo Sie sind, bis die Polizei eingetroffen ist, sonst wende ich Gewalt an.«
Flojian starrte auf die Skelette hinunter. »Diese Leute hier warten immer noch.«
Chaka verschwand vom Fenster.
Der merkwürdige Zeichentisch stand vielleicht zehn Fuß entfernt. Er wiegte sich leicht auf seinen drei Beinen. Die Mündung des Rohrs, die auf eine Stelle genau in der Mitte zwischen Quait und Flojian gerichtet war, schwankte nicht einen Millimeter.
»Was schlägst du jetzt vor?« erkundigte sich Flojian, ohne die Augen von seinem Wächter zu nehmen.
»Er sieht verrostet aus. Vielleicht funktioniert die Pistole nicht mehr.«
»Willst du es darauf ankommen lassen?«
»Möglich, daß uns gar keine andere Wahl bleibt. Wenn wir auf die Polizei warten, werden wir schwarz.«
Flojians Herz drohte zu zerspringen. Das war einfach lächerlich. Er wurde von einem Zeichenbrett festgeha l ten! Trotzdem hatte er eine Heidenangst. »Woher weißt du, daß die Polizei kommen wird?« fragte er die Decke.
Keine Antwort.
»Ich versuche, mich in Sicherheit zu bringen«, sagte Quait leise. Er verlagerte sein Gewicht. Setzte einen Fuß nach hinten.
»Das ist weit genug. Noch ein Schritt, und ich werde schießen.«
»Nein, warten Sie!« sagte Quait.
»Es wird keine zweite Warnung geben.«
»Das ist doch verrückt!« sagte Flojian.
Chaka war wieder da. Mit einem Gewehr in der Hand. Aber bevor sie Gelegenheit fand, es in Anschlag zu bringen, zielte das Rohr an Flojian vorbei, und er hörte ein Geräusch, als
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