Die ewige Straße
würde ein Steak in der Pfanne schmoren. Chaka kreischte und verschwand außer Sicht.
Quait machte einen Satz über den Schalter und rannte auf das Fenster zu. Die Mündung folgte ihm, und wieder ertönte das brutzelnde Geräusch. Quait verwandelte sich in einen schlaffen Sack, taumelte und brach zusammen.
Flojian schrie den Zeichentisch an, und dann ertönte wieder die Stimme an der Decke, kalt und vollkommen ungerührt: »Bleiben Sie, wo Sie sind. Die Polizei wird jeden Augenblick hier sein.«
Kapitel 19
Die Welt machte Anstalten umzukippen, und Chaka war es völlig egal, ob sie lebendig blieb oder sterben müßte. Avilas ängstliches Gesicht schwebte über ihr. Sie fühlte auf ihrer Stirn ein feuchtes Tuch, und ihre Bluse war gelockert. Avila redete auf sie ein, daß sie sich entspannen solle.
Das Tageslicht schmerzte.
»Quait ist ebenfalls wach.« Die Worte hingen irgendwo in der Luft, ohne jede Bedeutung.
Quait. »Wo ist er?«
»In der Bank. Der Tisch läßt sie nicht gehen.« Avila mußte fast grinsen.
Chaka versuchte sich aufzurichten, doch ihr Kopf brummte, und ihr Magen entleerte sich. Sie erbrach das Frühstück. Avila gab ihr Wasser zu trinken und legte ihr das Tuch wieder auf die Stirn, und nach und nach fühlte sie sich besser.
Die Sonne stand genau im Zenit. Chaka war mehrere Stunden ohne Bewußtsein gewesen. »Was unternehmen wir jetzt?« fragte sie.
»Tatsächlich ist mir bereits eine Idee gekommen«, antwortete Avila. »Warte hier.«
Das war ein Scherz. Als hätte Chaka aufstehen und weggehen können.
Avila verschwand. Chaka schloß die Augen. Sie lag still da, atmete ruhig vor sich hin und fühlte sich, als hätte ihr jemand sämtliche Muskeln von den Nerven gelöst. Avila kehrte zurück, und Chaka sah, daß sie saubere Kleidung angezogen hatte. Sie trug eine frische blaue Leinenhose, eine grüne Bluse und darüber eine weiße Weste. »Sehe ich aus wie eine Polizeibeamtin?« fragte sie.
Trotz ihres Zustands mußte Chaka kichern. »Versuch die Stirn in Falten zu legen«, empfahl sie.
»Die Bluse ist vom Orden. Eigentlich hätte ich sie zurückgeben müssen, als ich ausgetreten bin.« Sie lächelte. »Ich fand immer, daß sie mir gut steht.«
Chaka schüttelte den Kopf. »Das funktioniert nie im Leben.«
»Hast du eine bessere Idee?«
»Im Augenblick nicht.«
»Schön. Wir wissen, daß der Tisch ziemlich gute Augen besitzt, nicht wahr? Aber vielleicht ist er ja nicht allzu intelligent.« Sie beugte sich über Chaka. »Geht es dir besser?«
»Ja.«
»Gut. Bleib sitzen. Ich bin in ein paar Minuten zurück. Hoffe ich.«
»Willst du jetzt hineingehen?«
»Ja. Ich gehe durch die Hintertür. Das ist gar nicht verkehrt. Es würde nicht zur Polizei passen, durch das Fenster zu klettern.«
»Ich halte das für keine gute Idee«, sagte Chaka. »Am Ende sitzen drei von uns dort drin fest, anstatt nur zwei.«
Avila sah sie an. Der Wind frischte auf. Er kam aus westlicher Richtung, und der Wald rauschte. »Ich bin offen für deine Vorschläge.«
»Laß uns einfach warten. Wenn die Polizei nicht kommt, wird der Tisch vielleicht müde und läßt sie gehen. Was soll ich denn machen, wenn er dich auch noch seiner Sammlung einverleibt?«
»Wirf Steine«, empfahl Avila. »Spaß beiseite. Falls das geschieht, gehen wir zu Plan B über. Deinem Plan.«
»Meinem Plan?«
»Ja. Warten. Du kümmerst dich um die Pferde, und wir warten, bis der Tisch sich langweilt.«
Fünf Minuten später schob sich Avila durch ein Gebüsch und stapfte dann geradewegs durch den Hintereingang in die Bank. In der Hand versteckt trug sie ihre Keilwaffe. Man konnte nie wissen.
»Hat hier jemand die Polizei gerufen?« erkundigte sie sich laut.
Die beiden Männer saßen auf dem Boden, doch Avilas Blick blieb auf den Skeletten haften. Als ihr die Bedeutung dessen bewußt wurde, was dort vor dem Tresen lag, verließ sie aller Mut. Quait saß mit dem Rücken zur Wand. Er wirkte benommen und entmutigt. Als er Avila erblickte, schüttelte er mißbilligend den Kopf. Wenigstens Flojian besaß genügend Geistesgegenwart, um den Kopf hängen zu lassen und wie ein Mann auszusehen, der gleich zum Verhör abgeführt wird.
»Ja«, sagte die Stimme an der Decke.
»Ich bin Inspektor Avila Kap«, sagte sie in der Hoffnung, daß es bei der Polizei der Straßenbauer einen Titel wie diesen gegeben hatte. »Ich übernehme die Gefangenen jetzt.« Der Tisch machte keine Anstalten zurückzuweichen. Avila blickte ernst zu den beiden
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