Die ewige Straße
Gefangenen auf dem Boden. »Da wollten wir doch tatsächlich die Bank ausrauben, was?« Sie streckte die Hand aus und packte Flojian im Nacken, dann half sie ihm hoch. Gleichzeitig bedeutete sie Quait, sich zu erheben. »In dieser Stadt herrscht das Gesetz, und wir haben nicht viel Geduld mit Strolchen wie euch.« Hoffentlich klang sie offiziell genug. »Los jetzt, gehen wir«, sagte sie zu Quait und schob ihn zur Tür.
»Einen Augenblick, Inspektor Kap«, sagte die Stimme an der Decke. Tonlos. Ohne jede Emotion. »Bitte nennen Sie mir Ihren Autorisierungskode.«
Avila sah zu Quait und Flojian, dann zur Decke, wo die unsichtbare Stimme herkam, dann zu dem dreibeinigen Zeichentisch mit der Waffe in der Hand. Sie tat, als würde sie in ihren Taschen suchen. »Mir scheint, ich habe ihn vergessen«, sagte sie dann und richtete im gleichen Augenblick so unauffällig wie möglich ihren Keil auf das Zeichenbrett. Sie drückte ihn zusammen, und die Waffe vibrierte.
Sonst geschah nichts.
»Wir benötigen Ihren Autorisierungskode, bevor wir I h nen die Gefangenen übergeben können«, sagte die Stimme. »Anordnung der städtischen Polizei Nummer sechs acht eins Echo Strich eins vier vom elften März 2067.«
»Ich muß noch einmal zurück in mein Büro, um ihn zu holen«, sagte Avila. »Aber warum nehme ich die Gefangenen nicht gleich mit und lasse Ihnen die Informationen später zukommen?«
» Warum rufen Sie nicht einfach Ihr Büro an?«
Avila stellte sich vor, wie sie sich aus dem Fenster lehnte und laut nach dem Autorisierungskode rief. »Ich muß vorher noch etwas anderes erledigen«, sagte sie. »Ich bin in ein paar Minuten wieder zurück.«
»Lassen Sie die Missetäter hier.«
»Oh. Selbstverständlich.« Sie gab Flojian und Quait ein Zeichen, daß sie einen Weg finden würde, und setzte sich in Richtung Hinterausgang in Bewegung.
»Inspektor Kap!«
Sie blieb stehen.
Drehte sich langsam um.
»Ich möchte Ihnen gewiß nicht vorschreiben, wie Sie Ihre Arbeit zu erledigen haben, doch diese beiden Bu r schen machen einen verzweifelten Eindruck. Sie sollten vielleicht lieber Verstärkung mitbringen, wenn Sie z u rückkommen.«
»Ich wußte, daß es dumm war.«
»Schon gut. Was schlägst du vor?«
»Habe ich doch schon gesagt. Wir warten ab.«
»Das haben schon andere versucht.«
»Wie?«
»In der Bank liegen ein paar Skelette von den letzten Besuchern.«
»Oh.« Chaka schüttelte den Kopf. »Dann müssen wir uns etwas besseres ausdenken.«
»Stimmt.«
»Denk an Mike.«
»Was ist mit Mike?«
»Graue Kästen. Vielleicht gelingt es uns, die graue Kiste von diesem Ding zu finden und von ihrer Energiequelle zu trennen.«
In Avilas Augen zeigte sich neuer Respekt. »Gar keine schlechte Idee«, sagte sie. »Und du meinst, der Kasten steht in der Bank?«
»Wir müssen davon ausgehen, ob es uns paßt oder nicht. Falls er nicht dort steht, brauchen wir nicht weiter danach zu suchen. Wir werden ihn nicht finden.«
Avila setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm. »In den Gängen gibt es überall verschlossene Türen. Ich wüßte nicht, wo wir sonst danach suchen sollten. Die Türen sind ganz bestimmt verschlossen. Oder verklemmt. Oder beides. Also denke ich nicht, daß es eine gute Idee ist. Außer natürlich, wir finden vorher heraus, welche Tür die richtige ist, und brechen sie in Sekundenschnelle auf.«
»Wie viele Türen?«
Avila schloß die Augen und stellte sich die Gänge vor. »Sechs«, sagte sie schließlich. »Möglicherweise aber auch acht.«
»Schade, daß du nicht genauer hingesehen hast.«
»Ich war beschäftigt. Warum streckst du nicht deinen Kopf durch das Fenster und zählst nach? Wenn du dich anstrengst, kannst du die gesamte Halle überblicken.«
»Schon gut, ich habe verstanden«, sagte Chaka. Sie versuchte, auf die Beine zu kommen, doch eine Woge der Übelkeit hinderte sie daran.
»Die Waffe ähnelt den Keilen«, sagte Avila.
»Ja«, sagte Chaka mit schwerer Zunge. Sie war naß geschwitzt und hielt die Augen geschlossen. »Nur, daß dieses Ding es ernst meint.«
»Es tötet nicht«, sagte Avila.
»Nein. Aber es macht einen auch so fertig.« Chaka lag minutenlang still, und Avila dachte bereits, sie wäre eingeschlafen. Doch dann atmete Chaka tief durch, schlug die Augen auf und schob sich in eine sitzende Position.
»Besser?«
»Ein wenig. Hör zu, Avila. Was hältst du davon, wenn wir einfach hineinmarschieren und das Ding voll Blei pumpen? Das müßte
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