Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
sich nur, um uns zu jagen und zu vertreiben. Ihr hattet Glück, daß ihr ihnen entkommen konntet.«
    Einige Tage lang regnete es ununterbrochen. Manchmal zogen sie durch den strömenden Regen weiter, manchmal, wenn ein Unterschlupf am Weg lag, rasteten sie.
    Durch die Fenster eines Gerichtshauses und später eines Theaters beobachteten sie ein Gewitter, während sie über die Dramen spekulierten, die in den beiden Gebäuden gespielt hatten. »Mord und Verrat, ohne Unterschied«, meinte Quait ganz im Geist der Illyrer, die mehrheitlich in hochtrabenden, manchmal sogar apokalyptischen Maßstäben über die Straßenbauer dachten.
    »Eher schon Mord und Verrat auf der Bühne«, sagte Flojian, »und Diebstahl und Gewalt gegen Ehefrauen vor Gericht. Sie hatten wahrscheinlich genau die gleichen Kriminellen wie wir, hauptsächlich billige Taschendiebe und Schläger.« Die allgemeine Ansicht über die Straßenbauer war, daß sie ihre Tage mit der Errichtung monumentaler Bauwerke verbracht hatten und die Abende mit Diskussionen über Mathematik, Architektur und Geometrie. Man wußte, daß sie ein gewaltiges Vermächtnis an Literatur und Musik geschaffen hatten, und doch: weil so wenig vom Ersten und praktisch nichts vom Letzteren überdauert hatte, dachten die meisten heutzutage, die Straßenbauer hätten in diesen beiden Künsten überhaupt nichts hervorgebracht.
    »Du hast von unserer Expedition als einer Reise in die Vergangenheit gesprochen«, wandte sich Flojian an Chaka, als sie auf der Bühne des Theaters lagerten. »Ich wünschte nur, du hättest recht damit. Ich wünschte, wir könnten in der ersten Reihe Platz nehmen und uns einige ihrer Stücke ansehen.«
    »Vielleicht«, erwiderte sie vielsagend, »ist das sogar möglich. Falls wir nämlich finden, wonach wir die ganze Zeit suchen.«
     
    Spät am Morgen folgten sie Landon Shays Markierungen durch den Wald, und Chaka dachte gerade darüber nach, wie gerne sie für den Rest des Tages Rast gemacht und die Füße in die nächste kühle Quelle gestreckt hätte, als sie um ein Haar über die Kante einer Böschung gefallen wäre.
    Sie stolperte zurück und blickte eine steile Schräge in einen tiefen Canyon hinunter. Die Schlucht war langgestreckt und gerade wie ein Gewehrlauf, und glatte Betonwände verliefen in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach unten. Die gegenüberliegende Seite lag gut und gerne vierhundert Fuß weit entfernt. Der Boden der Schlucht war angefüllt mit lehmigem Sand und spärlicher Vegetation.
    »Geh lieber nicht zu nah ran«, warnte Quait.
    Der Canyon war für sie unpassierbar. »Komm her und sieh dir das an!« rief sie Flojian zu. »Das wirst du nicht glauben!«
    Flojian betrachtete den Canyon und schüttelte den Kopf. Trotz allem, was er auf dieser Reise gesehen hatte, konnte er sich noch immer nicht vorstellen, daß mehr als ein paar hundert Arbeiter mit Handwerkzeugen an einem größeren Projekt arbeiteten. Wie lange würde es dauern, um einen Canyon wie diesen auszugraben? Und zu welchem Zweck war er gebaut worden? Das Gebüsch machte es schwer, die gesamte Konstruktion zu überblicken, und als er sich vorbeugte, um besser sehen zu können, verlor er das Gleichgewicht, und Chaka konnte ihn gerade noch festhalten.
    Der Canyon versperrte den Weg. Die Spur der ersten Expedition wandte sich nach Norden und verlief parallel zur Schlucht. Die Bäume standen wieder dichter. Der Graben schien kein Ende nehmen zu wollen, und bei Sonnenuntergang wanderten sie immer noch an der Böschung entlang. Und dann entdeckten sie etwas Neues: Ein eisernes Schiff der Straßenbauer lag im Canyon an der gegenüberliegenden Wand. Es war gigantisch.
    »Diese Schlucht ist ein Kanal!« sagte Flojian überwältigt. »Wenigstens war es einer.«
    »Die Zeichnung!« rief Chaka aufgeregt. Sie zog die Skizzen ihres Bruders hervor, blätterte sie durch und nahm diejenige zur Hand, die mit Das Schiff untertitelt war. »Ich hätte niemals gedacht, das es so groß ist!« sagte Chaka atemlos. Das Schiff paßte zu den gewaltigen Ausmaßen des Kanals. Vom Bug bis zum Heck maß es gut und gern sechshundert Fuß, und es war nach Süden unterwegs gewesen, als die Straßenbauer es aufgegeben hatten oder es auf Grund gelaufen war oder was auch immer. Die Hülle war rostig schwarz. Masten und Kräne und Pfosten waren gebrochen oder abgerissen und lagen im Wald und auf der Böschung neben dem gestrandeten Riesen.
    »Wie um alles in der Welt kann man so etwas bew e gen?« fragte

Weitere Kostenlose Bücher