Die ewige Straße
wuchtig und stabil, wie man es von den Baranji erwartet hätte. Aber sie verbreiteten nichtsdestotrotz eine finstere, phantasielose Atmosphäre, und Quait überlegte, ob das hier nicht einer der Baranji-Außenposten zu Beginn oder gegen Ende ihrer Blütezeit gewesen sein konnte.
Kurz nach ihrer Ankunft machten die Gefährten eine Entdeckung, die sie jeden Gedanken an die Baranji vergessen ließ. Von der Ostseite des Nyagara her überquerte eine Brücke der Straßenbauer den Strom. Die Fahrbahn war eingestürzt und lag halb unter den Fluten begraben. Doch die Trümmer unterschieden sich ganz deutlich von allen, die sie bisher entdeckt hatten.
Die Bruchstücke waren schwarz und versengt, und im Beton klafften mächtige Löcher. »Das war bewußte Zerstörung!« sagte Quait, nachdem er ein geschmolzenes Stück Metall untersucht hatte. »Irgend jemand hat die Brücke in die Luft gesprengt!«
»Und warum um alles in der Welt sollte jemand so etwas tun?« fragte Chaka.
Sie standen am Ufer, nahe bei der Straße, die einst den Nyagara überquert hatte und jetzt ins Nichts führte. »Vielleicht wollten sie eine neue Brücke bauen«, spekulierte Flojian. »Nur, daß sie keine Zeit mehr fanden, die neue fertigzustellen.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach Quait. »Ich sehe nirgendwo einen Hinweis, daß sie überhaupt mit dem Bau angefangen hätten. Und warum sollte jemand eine Brücke einreißen, bevor die neue errichtet ist?« Er blinzelte in die Sonne. »Ich frage mich, ob es vielleicht eine militärische Operation gewesen ist. Um angreifende Feinde aufzuhalten?«
Chaka starrte auf den Fluß hinaus. Die Strömung war an dieser Stelle reißend. »Die Baranji?« fragte sie zweifelnd.
»Vielleicht. Die Straßenbauer scheinen keine Feinde gehabt zu haben. Ich meine, wir haben nirgendwo einen Hinweis auf absichtliche Zerstörung gefunden, oder? Wenigstens nicht in großem Maßstab.«
»Und was ist mit Memphis?« fragte Flojian. »Und mit der Stadt im Sumpf? Einige ihrer Städte sind ganz eindeutig abgebrannt.«
»Feuer entstehen auch auf andere Weise«, sagte Chaka. »Außerdem, wenn die Straßenbauer sie angezündet haben, dann wahrscheinlich, um die Große Seuche zu bekämpfen. Wir haben noch nie eine Stadt der Straßenbauer gesehen, die aussah, als wären Granaten gegen sie abgeschossen worden. Die Straßenbauer scheinen eine friedliche Zivilisation besessen zu haben. Ich glaube, Quait hat ganz recht: Wer auch immer das hier getan hat, befand sich im Krieg. Und wahrscheinlich standen die Baranji auf der einen oder anderen Seite. Falls das überhaupt von Interesse ist.«
Die Straße überquerte die Insel in südwestlicher Richtung, wo einst eine weitere Brücke den Fluß zum Festland hin überspannt hatte. Auch diese Brücke war zerstört worden, und die Straße hörte einfach am Ufer auf.
»Vielleicht«, sagte Flojian leise, »haben sie auch nur versucht, die Seuche von der Insel fernzuhalten?«
Stromaufwärts entdeckten sie eine weitere Bohlenbrücke. Sie folgten ihr über den östlichen Arm des Nyagaraflusses und führten die Pferde zu einem felsbrockenübersäten Uferstreifen. Dort angekommen fanden sie einen Pfad, der zwischen den Bäumen im Wald verschwand. Das Ufer war schmal und zu beiden Seiten von hohen Felsen eingerahmt, so daß der Pfad der einzige Weg war, über den es weiterging. Sie stapften auf den Pfad zu und sahen sich plötzlich Gewehrläufen gegenüber.
Ein großer, dünner Mann trat aus dem Gebüsch. Er hatte ein Gewehr im Anschlag. »Wenn ihr hier stehenbleiben würdet?« sagte er. Er war ein bärtiger, älterer Bursche mit grauem, struppigem Haar, schmutziger Kleidung und gewaltig breiten Hosenträgern.
Die Gefährten blieben stehen.
Zwei weitere Fremde tauchten auf, ein Mann und eine Frau. »Hände hoch, Leute«, befahl die Frau.
Chaka hob die Hände. Ihr Keil schien mit einem Mal sehr weit weg. »Wir sind nur auf der Durchreise«, sagte sie. »Wir führen nichts Böses im Sinn.«
»Das ist gut«, sagte der zweite Mann. Er war jünger als der andere, aber ebenfalls grauhaarig. Er trug ein abgetragenes Flanellhemd und ein rotes Halstuch und sah den beiden anderen sehr ähnlich.
»Wir wollen nicht unfreundlich erscheinen«, ergriff der Mann mit den Hosenträgern das Wort, »aber man kann heutzutage einfach nicht vorsichtig genug sein.«
»Das stimmt«, antwortete Quait hinter Chaka. »Aber vielleicht sollten wir zuerst einmal einen guten Tag wünschen.«
»Wer seid ihr?« fragte
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