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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Chaka. »Ich glaube nicht, daß Segel geeignet wären. Außerdem sieht es nicht so aus, als hätte es Masten für Segel getragen.«
    Quait schüttelte den Kopf. Bänke für Ruderer reichten sicherlich auch nicht aus, um dieses gewaltige Monstrum zu bewegen. Manchmal glaubte er, die Gesetze der Physik hätten für die Straßenbauer keine Geltung gehabt.
    »Wahrscheinlich hat es sich mit denselben Mitteln fortbewegt wie die Maglev«, sagte Flojian.
    Er war es auch, der die schlechte Nachricht als erster verkündete. Das Schiff war datiert vom 13. Mai. Die letzte Zeichnung der Serie, Haven, war vom 25. Juni. »Von hier aus bis nach Haven waren sie also immer noch sechs Wochen unterwegs«, sagte er.
    Sie schlugen das Nachtlager auf. Obwohl es an diesem Abend ungewöhnlich warm war, brannte ihr Feuer höher als normal.
    Am nächsten Morgen setzten sie ihren Weg entlang der Böschung fort. Sie fanden kein weiteres auf Grund gelaufenes Schiff. Gegen Nachmittag überquerten sie einen niedrigen Hügel. Sie kamen unter den Bäumen hervor und blickten über eine breite, sanft abfallende Steppe auf ein weites blaues Meer. Der Kanal endete vor einer Mauer. Dahinter teilte er sich in zwei ebenso breite Kanäle, die in Stufen zum Meer abfielen.
    »Unglaublich!« flüsterte Flojian. »Die Schiffe sind über Stufen nach oben gestiegen!«
    Die Mauer stellte sich bei näherer Betrachtung als ein gewaltiges zweiflügeliges Tor heraus, über das ein Laufsteg führte. Es war die einzige Stelle, wo man den Kanal überqueren konnte.
     
    Sie starrten in die gewaltige Strömung und wandten sich dann vertrauensvoll Shays Markierungen folgend, flußaufwärts.
    Das Tosen des Wassers erfüllte die Luft und warf einen Nebel auf, der Mensch und Tier einhüllte und durchnäßte. Der Fluß hatte sich eine Schlucht gegraben und wurde noch wilder, je weiter sie seinem Verlauf nach Süden folgten. Bei Sonnenuntergang erreichten sie einen alten Leinpfad, der am Rand der Schlucht entlang verlief. Ein ständiges Donnern war zu hören. Die Wände der Schlucht wurden steiler und steiler, und der Leinpfad zog sich eine Meile oder weiter am Rand der Schlucht entlang und führte zu einer Reihe eingestürzter Gebäude.
    Von dort aus sahen sie den Ursprung des Donnergrollens. Wenig mehr als eine Meile voraus verdeckte ein weißer Vorhang aus Nebel den größten Teil eines Wasserfalls von wahrhaft gigantischen Ausmaßen. Zehntausende Tonnen Wasser ergossen sich brüllend über eine V-förmige Klippe in die Tiefe.
    Sie erkannten die Stelle augenblicklich. Die sechste Zeichnung. Nyagara.
    Der Weg führte um die Ruinen herum. Sie verließen ihn und hielten sich am Rand der Schlucht. Nach und nach näherten sie sich der Stelle, wo der Fluß über die Klippe schoß. Nebel und Spritzwasser erfüllten die Luft. Bald waren sie durchnäßt, doch das Majestätische des Anblicks verdrängte jeden trivialen Gedanken. Körperliche Unbill schien mit einem Mal nicht mehr so wichtig. Voller Staunen und Ehrfurcht sahen sie in die weiße Tiefe hinunter. Noch war früher Nachmittag, doch sie beschlossen, daß sie sich einen Ruhetag verdient hatten. Sie zogen sich weit genug vom Wasserfall zurück, um einen trockenen Platz zu finden, aber ohne auf die Aussicht verzichten zu müssen, und schlugen ihr Lager auf.
    »Unglaublich«, sagte Quait. »Wie soll man anderen das hier beschreiben?«
    Flojian nickte. »Von der Göttin persönlich in den Fels gehauen. Was für ein wunderschöner Ort!« Er sah zu der entfernten Schlucht und den Gebäuderuinen ein Stück unterhalb des Wasserfalls. »Das ist merkwürdig«, sagte er schließlich.
    »Was ist merkwürdig?« fragte Chaka.
    »Diese Häuser dort. Das war sicher eine Beobachtungsstation. Aber warum steht sie so weit weg? Man hätte sie doch viel näher am Wasserfall errichten können und eine viel schönere Aussicht gehabt.«
    Tatsächlich war zwischen dem Wasserfall und den Gebäuden von Gestrüpp und Buschwerk bewachsenes Land mit mehr als genug Platz dafür.
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte Chaka.
    Flojian fragte sich, ob vielleicht jemand das Land besessen und sich einfach geweigert hatte, die Bebauung zu genehmigen.
    Niemand kam auf den Gedanken, daß der Wasserfall wanderte. Daß er die Felsenklippe jedes Jahr um ungefähr drei Fuß abtrug. Und daß er seit den Tagen der Straßenbauer fast eine Meile flußaufwärts gewandert war.
     
    Der Wasserfall wirbelte eine Menge Nebel auf, beträchtlich mehr als in den Tagen, da die

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